25. Die Mission

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Die Gänge der Dark Nebula sind komplett leer, als du sie früh am Morgen durchschreitest. Niemand kommt dir entgegen und das Licht ist noch gedämmt, selbst Merci hält sich ausnahmsweise zurück und nervt dich nicht. 
Eigentlich wärst du zu solch einer Uhrzeit niemals schon unterwegs und erst recht nicht motiviert genug, um dich sportlich zu betätigen. Dennoch hast du dir längst bequeme Sportklamotten angezogen - ein rotes Top, eine schwarze Shorts und ebenso schwarze Turnschuhe - und bist auf dem Weg zu einem der Trainingsräume.

Gerne würdest du es auf deine Einstellung und deinen Ehrgeiz schieben, jedoch ist die Wahrheit eine andere: Die letzte Nacht hast du kaum geschlafen und dich überwiegend hin- und hergewälzt, bis du es nicht mehr ausgehalten hast und irgendwann aufgesprungen bist.

Du kannst es nicht bestreiten; heute ist es so weit und du bist deshalb verdammt nervös. Was passiert, sollte Doji etwas ahnen und euch erwischen? Würde er dann Ryuga vorschicken, der euch mit seinem LDrago die Energie rauben würde? Wäre dann alles vorbei und umsonst?

Bestimmt schüttelst du den Kopf, um diese Gedanken zu verdrängen. Das bringt dich nicht weiter. Ihr werdet das ohne Probleme schaffen. Tsubasa hat so etwas schon öfter gemacht und ihr seid kompetent, erst recht im Vergleich mit den meisten Mitgliedern der Dark Nebula.
Das Risiko ist kalkulierbar und es allemal wert.

Zur eigenen Bestärkung und Bekräftigung nickst du knapp, ehe du die Tür zu einem der Trainingsräume aufstößt. Sogleich kneifst du die Augen zusammen, da das grelle Licht dich blendet und du schirmst die Helligkeit mit einer Hand ab. 
Anscheinend bist du nicht die Einzige, die zur aktuellen Stunde schon wach ist und trainieren möchte. Deine Ruhe kannst du also leider vergessen.

Neugierig schaust du dich um und dein Blick bleibt schlussendlich an der Ecke hängen, in der du eine Bewegung und ein Geräusch wahrgenommen hast. Trotz des Abstandes kannst du die Person direkt ausmachen.
Die weißen Haare mit ihrer flammenroten Strähne, die du jedoch nicht erkennen kannst, da er seinen Rücken zu dir gedreht hat, sind nicht zu übersehen und seine schwarzen Klamotten bilden einen auffälligen Kontrast zu ihnen und dem hellen Raum.

Ryuga spannt seine Arme an, stemmt sich am Salmon Ladder hoch und lässt die Stange eine Position höher einrasten. Vom Weiten kannst du nur erahnen, wie sich bei der Belastung seine Muskeln an seinen Armen und an seinem Rücken abzeichnen und du beißt dir auf die Lippe. Du solltest dir das nicht vorstellen und könntest dich selbst dafür lynchen, dass du es trotzdem machst. 
Natürlich muss von allen möglichen Personen ausgerechnet Ryuga derjenige sein, dem du nach dem Vorfall vorgestern begegnest. Eigentlich wolltest du ihm seitdem aus dem Weg gehen, allerdings scheint das Schicksal es nicht sonderlich gut mit dir zu meinen. Warum hasst dich dein Leben so sehr?

Zwar hättest du die Möglichkeit, einfach wieder umzudrehen, allerdings würde das einer Flucht gleichkommen und du läufst garantiert nicht weg - vor allem nicht vor Ryuga. 
Demzufolge achtest du auf eine ordentliche und selbstbewusste Haltung, schaust stur geradeaus und stolzierst förmlich auf ihn zu. Deine Schritte hallen laut auf dem Boden wider, weshalb Ryuga spätestens in dem Moment deine Anwesenheit bemerkt und sich geschickt auf die dünne Matte unter sich fallen lässt. Seine goldenen Augen durchbohren dich und er grinst überheblich, als er sich zu dir herumdreht.

„Konntest du dich endlich von meinem Anblick losreißen?", fragt er und seine Stimme vibriert förmlich.

Flirtet er gerade tatsächlich mit dir oder bildest du dir das nur ein?

Bemüht beherrscht lässt du dir deine Irritation nicht anmerken und erwiderst sein Grinsen frech. „Ich war nur überrascht, dich mal trainieren zu sehen, schließlich hast du dich seit über einen Monat hier nicht blicken lassen. Und tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich hatte schon wesentlich bessere Anblicke."

Kindheitsträume - I. Versprochen ist versprochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt