PoV Manu
"Nein, bitte, lass den Stein fallen!", flehte ich Palle an. "Wie du willst." Er grinste mich breit an, während er den Stein auf das Eichhörnchen herab schmetterte. Meine Augen weiteten sich, ein letztes lautes, qualvolles Quieken kam von Puffi und Palles Grinsen wurde breiter, dann traf der Stein mit voller Wucht den Schädel des Eichhörnchens, welcher darauf hin zerquetscht wurde und das ganze Blut auf der Hand des älteren und dem Boden verteilt wurde. Grinsend ließ Palle die Leiche vor meine Füße fallen. Ich schaute ihn mit leerem und teilnahmslosen Blick an. "Ich hoffe es war dir eine Lektion, bis dann." Er drehte sich um und verschwand. Zitternd griff ich nach dem Leichnam. Als der Stein den Schädel meines Freundes zertrümmerte und dieser starb, fühlte es sich so an, als wäre auch ich in diesem Moment gestorben. Es war, als wäre meine Seele aus meinem Körper verschwunden und hätte meinen Verstand vergessen mitzunehmen, so dass mein Bewusstsein in dieser leeren Hülle, namens Körper, zurück blieb und in dieser gefangen war. Wankend richtete ich mich wieder auf, immer noch den warmen Leichnam in meiner Hand haltend. Kurze Zeit blieb ich einfach stehen, dann setzte ich mich langsam in Bewegung. Ohne Ziel setzte ich einen Fuß vor den anderen, weshalb ich immer weiter geradeaus stolperte. So wankte ich immer weiter durch den Wald, ohne Ziel, ohne Orientierung. Irgendwann stand ein Baum in meinem imaginären Weg. Ich sah ihn näher kommen. Er wurde immer im größer und breiter in meinem Sichtfeld. Die einzelnen Erhebungen der Rinde wurden immer deutlicher. Ich kam dem Baum immer näher und näher, doch ich machte keine Anstalten meinen Kurs zu ändern. Langsam verschwamm die Struktur des Baumes, so nah war ich ihm bereits, doch ich wich immer noch nicht aus. Dann berührte mein Kopf den Stamm. Ich hörte immer noch nicht auf zu laufen, wobei meine Füße immer wieder die ein und selbe Wurzel striffen. Immer wieder schlug mein Körper gegen den Baum, bis ich irgendwann von der Wurzel abrutschte und mit der Stirn gegen den Stamm knallte, während ich herunter rutschte. Die Unebenheiten in der Rinde zerkratzen mir mein ganzes Gesicht. Nachdem mein ganzer Körper auf dem Waldboden angekommen war und ich dort so für einige Zeit liegen blieb, setzte ich mich auf und legte meinen Kopf in den Nacken, so dass mein Hinterkopf noch den Stamm berührte. Vorsichtig hob ich Puffi hoch. Die Rinde hatte auch seinen Körper, zumindest das was da von noch übrig geblieben ist, in Mitleidenschaft gezogen. Ich ließ meinen Arm wieder sinken. Ich fühlte mich immer noch so unendlich leer. Wie sollte ich denn jetzt ohne meinen kleinen Freund überleben? Ich kannte mich hier im Wald nicht aus. Ich wusste nicht einmal mehr wo der Fluss war oder wo die Höhle war. Ich war hoffnungslos verloren. Was sollte ich jetzt machen oder besser ausgedrückt, wie sollte ich jetzt nur überleben? Ich legte meinen Kopf weiter zurück. Meine Hand steckte ich in Richtung Himmel aus. Hätte meine Seele meine Bewusstsein nicht mit in den Tod mitnehmen können? Ich ließ meine Hand wieder nieder fallen. Mein Kopf kippte zur rechten Seite, so dass ich nun das kleine Eichhörnchen mit dem ehemaligen schwarzen Punkt auf der Stirn, die nun vollständig zertrümmert war, sehen konnte. Ich ließ meine Hand wieder herab sinken, während mein Blick wieder Richtung Himmel ging. Wind fuhr durch die Baumkronen, so dass die Blätter raschelten. Puffi liebte es immer bis in die Baumwipfel zu klettern. Wieder schaute ich mir die Leiche in meiner Hand an. Puffi benötigte ein ehrenvolles, passendes Grab. Ich drehte mich um und und begann mit meiner freien Hand ein Loch, genau neben der beschädigten Wurzeln, zu graben. Als dies fertig war, legte ich den kleinen, mittlerweile fast kalten Körper, hinein und bedeckte ihn vollständig mit Erde, dann baute ich ein kleines Kreuz aus Zweigen und Schlingpfanzen und steckte es in die Erde von Puffis Grab. Nun hatte ich meinen alten Lebensabschnitt vergraben und ein neuer konnte beginnen. Langsam spürte ich, wie meine Seele zurück in meinen Körper kehrte.
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Found in the night
FanfictionFortsetzung von Lost in the night Palle ist nun schon seit 2 Jahren aus Manus Leben verschwunden. Dieser hat Palle aber schon zum Gröstenteil vergessen. Manu führt eigentlich ein glückliches Leben, doch die Qual etwas wichtiges vergessen zu haben, p...