Die WG

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... "Können wir kurz bei der WG vorbeisehen? Ich würde gerne ein paar Sachen mitnehmen", sagte ich vorsichtig. Er ignorierte mich und startete den Motor. Ich seufzte. "Die anderen sind alle in der Uni, man wird gar nicht bemerken, dass ich da war!", versuchte ich es weiter.

Was war daran denn so schlimm? Ich meine er hat ja auch Jessy seine Adresse gegeben.

Er schüttelte belustigt den Kopf. "Wieso sollte ich das tun?", fragte er und musterte mich kurz, ehe er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. "Wie schon gesagt, hatte ich keine Chance irgendwas mitzunehmen, als die Typen mich entführt haben. Und ich kann ja schlecht die ganze Zeit in Abendkleidern rumrennen!", entgegnete ich ohne zu zögern. Es folgte kurzes Schweigen.

"Und wer garantiert mir, dass du nicht die Polizei rufst? Wie du bereits gesagt hast wurdest du Entführt", durchbrach er die Stille. Ich zögerte. Ich wusste selbst nicht wieso, aber ich hatte wirklich nicht vor, die Polizei zu benachrichtigen oder irgendwo Hilfe zu holen. Ich hatte mir vorgenommen heraus zu finden, wieso Jason die anderen und mich gefangen hielt. Bis dahin würde ich sein Spiel mitspielen, auch wenn es mir eigentlich widerstrebte.

Ich versuchte einen Hundeblick aufzusetzen, was mir jedoch kläglich misslang. "Bitte, Jason!", bettelte ich und kam mir vor wie eine fünfjährige, die mit ihrer Mutter einkaufen ging.

Er ignorierte mich weiterhin und brauste in einer mega Geschwindigkeit die Straßen entlang. An der nächsten Kreuzung bog er plötzlich scharf nach links ab, weshalb mein Kopf fast gegen die Fensterscheibe knallte. Dann bremste er scharf  und reihte sich in eine der Parklücken ein. "Du hast fünf Minuten", sagte er und lehnte sich im Sitz zurück. Ich warf ihm einen verwirrten Blick zu, ehe ich realisierte, wo ich war. "Danke", sagte ich und öffnete die Autotür. Auf halbem Weg hielt ich inne. "Wo sind eigentlich meine Schlüssel?", fragte ich und zog die Tür wieder zu.

Er zögerte, beugte sich dann aber vor und öffnete das Handschuhfach. Zum Vorschein kamen meine gesamten Wertsachen. Schlüssel, Portemonnaie und Handy! Ich nickte, griff nach den Schlüsseln und verließ das Auto.

Aus irgendeinem Grund war es ein komisches Gefühl die vertraute Tür zur WG zu öffnen. Ich ignorierte es und rannte durch die Wohnung. Wie erwartet waren die anderen in der Uni.  In Rekordzeit packte ich alles ein, was mir wichtig erschien. Anschließend entschloss ich mich, den anderen trotz Jasons Warnungen eine Nachricht zu hinterlassen.

'Sorry, dass ich mich nicht gemeldet habe. Mir geht es gut, brauche nur eine Auszeit. Bitte sagt den anderen nicht wo ich bin! Bis dann, Lizza',

kritzelte ich auf ein Blatt. Später könnte ich ihnen immer noch die Wahrheit sagen. Nachdem ich herausgefunden habe, warum Jason das alles tut!

Schnell rannte ich wieder runter zum Auto und hoffte, dass niemand mich beobachtete. Jason war inzwischen aus seinem Auto ausgestiegen und griff wortlos nach meiner Tasche, die er anschließend im Kofferraum verstaute.

"Danke!", sagte ich abermals, als wir wieder im Auto saßen. Er nickte.  Schweigend fuhren wir zurück zu seiner Villa, die hinter dem riesigen Betonzaun fast vollständig verschwand. Als die Tore sich hinter uns wieder schlossen, seufzte ich. Und wieder war ich eingesperrt.

Kopf hoch, honey! Du hast ja mich.

Bitte nicht! Lass mich einfach in Ruhe!

Jaja, ich dich auch.

Einfach ignorieren, Lizza! Einfach ignorieren!

Nachdem Jason den Motor abgestellt hatte, stieg ich aus und öffnete den Kofferraum. Gerade als ich nach den Tüten greifen wollte, schob Jason meine Hände beiseite und griff danach. "Geh schon!", sagte er und ich könnte schwören, ein Lächeln auf seinem Gesicht zu erkennen.

Es war immer noch verdächtig still und keine der Mädels war zu sehen. Versteckten die sich vielleicht vor mir?

Langsam stieg ich die Treppen hoch und öffnete die Tür zu 'meinem' neuen Zimmer. Wortlos stellte Jason hinter mir die Tüten ab und verschwand. Ich verstaute die Tüten im Schrank und ließ mich auf das Bett fallen, was einladend mitten im Raum thronte.

"Verzeiht die Störung", murmelte plötzlich jemand und ich konnte im Augenwinkel jemanden vorbeihuschen sehen, ehe er stehen blieb. "Lizza?", fragte die Stimme ungläubisch. Erschrocken rappelte ich mich auf und blickte in die fragenden Augen von Nathalie.

"Hi!", sagte ich und lächelte. "Was machst du denn hier?", fragte sie weiter. Ich musterte sie verwirrt, ehe ich verstand. "Ich wohne ab jetzt hier. Jason hat mich sozusagen 'befördert'." Das klang irgendwie extrem komisch. "Und warum erzählst du uns sowas nicht? Wir dachten schon, dir wäre sonst was passiert! Oder sind wir dir jetzt völlig egal?", sagte sie gekränkt. "Was hätte mir denn passieren können?", fragte ich und schüttelte lachend den Kopf. Nathalie schwieg. Ich seufzte. "Tut mir leid. Ab sofort wirst du die erste sein, die informiert wird, sollte etwas schlimmes passieren", antwortete ich und schaute sie fragend an. "Okay, schwören wir", entgegnete sie. Ich sah sie verwirrt an. "Wie bitte?"

"Schwöre es! Ich schwöre dir, ab sofort immer ehrlich zu dir zu sein", sagte sie feierlich und legte eine Hand aufs Herz. Nun musste ich richtig lachen. "Wie alt sind wir, vier?"

Sie schüttelte nur den Kopf. "Schwöre!"

Ich musterte sie kurz, ehe ich mich geschlagen gab. "Na gut, ich schwöre!" Sie lächelte zufrieden. Dann lies sie sich zu mir aufs Bett fallen.

"Und nun erzähl', wie war dein Tag?"

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Tut mir leid, dass ich so lange nicht mehr geupdatet habe :(
Ich weiß, das Kapitel ist nicht sehr lang, aber das nächste wird wieder länger, versprochen!  :D

Maid ReluctantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt