Wiedersehen

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Einige Wochen war vergangen, seit ich Jasons Anwesen verlassen hatte. Einige Wochen in denen ich versucht hatte mein altes Leben wieder in Gang zu kriegen. Obwohl Ashley und die anderen mir so gut es ging dabei halfen, ohne Erfolg.

Nach wie vor vermisste ich es morgens mit Jason und den Mädels in der Küche rumzualbern oder mit Amber auf Veranstaltungen über Mariah abzulästern. Andererseits war ich froh, meine alten Freunde um mich herum zu haben.

Genauso wie früher unternahmen wir öfters etwas zusammen und veranstalteten regelmäßig Filmabende. In dieser Zeit vergaß ich für einen Moment Jason und die Mädels und kontrollierte mich vollends auf das hier und jetzt. Doch wenn ich abends in mein Zimmer zurückkehrte, sah ich Jasons Jacke, die inzwischen ihren Platz auf meinem Schreibtisch gefunden hatte und ich wurde wieder an die gemeinsame Zeit mit ihm erinnert. Und an den verhängnisvollen Abend, an dem Jason ungewöhnlich viel Mitgefühl für mich gezeigt hatte und mir klar wurde, wie viel er mir wirklich bedeutete.

Also entschied ich mich Jason seine Jacke zurückzugeben. Entschlossen fuhr ich meinen Laptop hoch und gab Jason Whitmore in die Suchleiste ein. Und wider Erwarten fand ich mehrere Beiträge über ihn und seine Firma. Auch ein Zeitungsartikel über den Tod seines Vaters wurde mir vorgeschlagen.

Ich fand heraus, dass Jason von seinem Vater eine erfolgreiche Marketingfirma geerbt hatte und notierte mir die Adresse, in der Hoffnung, dass er da sein würde.

...

Und hier stand ich nun. Etwas eingeschüchtert betrachtete ich den riesigen Gebäudekomplex, der wie ein gläsernder Riese zwischen den ganzen Einkaufsläden inmitten der Innenstadt aussah.

Unsicher betrat ich das Gebäude und fand mich in einer riesigen Eingangshalle wieder. Direkt vor mir war ein riesiger Empfangstresen, genau zwischen zwei Fahrstuhltüren.

Unsicher näherte ich mich dem Mann hinter dem Tresen und krallte mich unbewusst in Jasons Jacke fest. "Entschuldigung?", fragte ich und räusperte mich um sicherzugehen, dass meine Stimme nicht versagen würde.

Der junge Mann hob fragend den Blick und lächelte mich freundlich an. "Kann ich ihnen helfen?" Ich nickte. "Wo finde ich Jason Whitmore?", fragte ich. Er musterte mich kurz, ehe er antwortete. "Im fünften Stock", sagte er höflich und betrachtete meine Kleidung erneuert.

Ich könnte mich selbst ohrfeigen. In meiner Jeans und dem Holzfällerhemd, das ich mir als Jacke über mein Top gezogen hatte, musste ich ja einen sehr seriösen Eindruck auf ihn machen.

Ich bedankte mich eilig und ging auf eine der Fahrstuhltüren zu. Sanft glitten sie auf, als ich den dazugehörigen Knopf bediente und ich drückte schnell auf die fünf, um den skeptischen Blicken des Mannes zu entgehen. Dann wurde ich von leichter Fahrstuhlmusik empfangen. Als die Türen erneuert aufglitten befand ich mich in einer Art Vorraum wieder, in dem sich ebenfalls ein Tresen befand. Hinter dem saß eine Frau mittleren Alters, die mich nun skeptisch musterte.

Schließlich widmete sie sich ihren Nägeln, die anscheinend ziemlich spannend waren. Fragend betrachtete ich die vielen Türen, ehe ich tief Luft holte und auf den Thresen zuschritt.

"Entschuldigen Sie", fragte ich die Frau hinterm Tresen, die genervt ihren Blick hob. "Ich würde gerne mit Jason Whitmore sprechen."

"Haben sie einen Termin?", fragte die Frau gelangweilt und blickte mich über ihre rote Brille hinaus an. Ich schüttelte den Kopf. "Dann kann ich leider nichts für sie tun!", entgegnete sie und widmete sich wieder ihren, ebenfalls rot, lackierten Fingernägeln.

Hilflos sah ich mich um und entdeckte kleine Namensschilde neben den Türen. Direkt neben dem Tresen war Jasons Büro, weshalb ich mich entschied kurzen Prozess zu machen. Ohne groß darüber nachzudenken lief ich auf die Tür zu, ehe die Frau reagieren konnte.

"Sie dürfen da nicht einfach reingehen!", keifte sie, während sie sich von ihrem Stuhl erhob und mir mit ihren Pfennigabsätzen hinterher stöckelte. "Das sehen sie doch!" erwiderte ich trotzig und riss die Tür zu seinem Büro auf.

Ein überraschter Jason starrte mir entgegen, als ich langsam das Büro betrat. Ich überlegte krampfhaft was ich sagen sollte, als die Sekretärin mir zuvorkam. "Es tut mir leid, Chef! Ich konnte nichts machen, sie ist einfach weitergegangen! Ich werde sie sofort..."

"Ist schon okay", unterbrach Jason sie. "Lassen sie uns alleine." Die Sekretärin musterte ihn kurz entgeistert, fasste sich dann aber wieder. "Wie sie wünschen." Mit diesen Worten verließ sie das Büro und ich warf ihr im Vorbeigehen noch einen triumphierenden Blick zu.

"Was willst du?", fragte Jason harsch, als die Tür wieder ins Schloss fiel. Ich zögerte kurz. "Ich... hatte noch deine Jacke", erklärte ich und reichte ihm das Kleidungsstück. Nach kurzem überlegen griff er danach. Seine Miene war hart und undurchdringlich.

"Und ich wollte noch einmal danke sagen. Wer hätte das gedacht, aber irgendwie vermisse ich die Mädels ganz schön. Ich... ich schätze die Zeit bei dir war doch nicht so schlimm wie ich immer behauptet habe", erzählte ich nervös. Jason nickte als Antwort. Für einen kurzen Moment nahm seine Miene einen Komischen Ausdruck an, dann wurde sie wieder emotionslos.

"War's das?", fragte er desinteressiert. Ich schluckte schwer, dann nickte ich. Als Antwort legte Jason die Jacke auf seinen Schreibtisch und widmete sich wieder seinen Unterlagen, als wäre nichts geschehen. "Ich gehen dann mal", entgegnete ich leise und verließ das Büro.

Im Vorbeigehen warf ich der Sekretärin noch einen giftigen Blick zu, dann verließ ich die berühmte Marketing Firma, die Jason zu dem gemacht hatte was er heute war.

___

"Was wollte sie?", fragte Marc, der nun lässig im Türrahmen zu Jasons Büro lehnte und seinen Freund aufmerksam musterte. Durch den Streit aufmerksam geworden, hatte er alles von seinem Büro aus beobachtet und beschlossen seinen Freund zur rede zu stellen.

"Meine Jacke zurückbringen", entgegnete er genervt und wies mit seinem Kopf auf die Jacke neben ihm. Marc nickte.

"Ihr ward nie wirklich ein Paar, oder?", fragte er und studierte aufmerksam seine Miene.

"Wie kommst du da jetzt drauf?", fragte Jason und sah von seiner Arbeit auf. "Wenn es so wäre, hättest du sie nicht einfach so gehen lassen, Jason!", entgegnete Marc. Er kannte seinen Kumpel lange genug um zu wissen, wie er tickte.

Jason seufzte. "Das verstehst du nicht!", sagte er bestimmt und widmete sich wieder seiner Arbeit. Marc zuckte mit den Schultern. "Wie du meinst. Falls du dich doch dazu entscheidest mir die Wahrheit zu sagen, ich bin in meinem Büro."

"Das ist eine lange Geschichte!", sagte Jason genervt. Lächelnd schloss Marc die Tür wieder und ließ sich auf den Sitz gegenüber von Jason fallen.

"Wenn das so ist", grinste er und lehnte sich bequem zurück. "Ich habe Zeit."

Maid ReluctantWo Geschichten leben. Entdecke jetzt