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"Du hast keine Ahnung, wie die Leute austicken wenn man zweifarbige Augen hat. Wenn man einfarbig rot auf beiden Seiten hat ist das ja kein Problem! Aber kaum ist es ein klein wenig unterschiedlich, ist man sofort überall der mittelpunkt." Ich ziehe meine Beine an meinen Körper und schlinge meine Arme darum. "Du bist doppelt so alt wie ich und hast auch schon um einiges mehr erlebt. Du bist DER Vampir, Alucard. Ich bin nicht mehr als ein billiger Abklatsch, der es nichteinmal geschafft hat, sich komplett zu wandeln. Die Augen erinnern mich immer daran." murmle ich und lege meinen Kopf auf meine Knie.

Er seufzt und. "Haben wir jetzt eine Existenzkrise? Midlife Crisis?" Ich schüttle meinen Kopf und sehe ihn dann an. "Das sind Fakten, Alucard. Fakten, denen ich versuche zu entkommen, in dem ich andere töte und mich dabei vergesse. Fakten, die mir mein alter Meister immer wieder schmerzhaft unter die Nase gerieben hat." Es ist komisch mit einem anderen über sowas zu reden. Aber irgendwie scheint es zu helfen. Ich fühle mich... befreiter. "Ich wurde genetisch modifiziert, damit ich irgendetwas spezielles kann. Oder meinst du, dass ich das mit dem Eis umsonst kann? Dass ich umsonst 'Irbis' genannt werde?"

Kopfschüttelnd sieht Alucard mich an. "Ich glaube zu wissen, woher du diese Fähigkeit hast. Und wie sie auftritt. Wurden mir oft genug mitsamt einer Demonstation unter Beweis gestellt." brummt er ein wenig abwertend. Nicht zu verdenken, denn ich habe ich damals fast eingefroren. Ich will gerade antworten, als das Küchentelefon klingelt und wir sehen uns überrascht an, ehe ich aufstehe. "Das ist wohl das ende der Konversation. Danke, dass du mich nicht ausgelacht hast." sage ich, ehe ich zur Küche gehe und mir den Hörer schnappe. "Hellsing." antworte ich nur und das sollte reichen um klar zu stellen, wer am Telefon ist.

Als ich auflege, lasse ich kurz den Kopf hängen und gehe zurück in das Wohnzimmer. "Die Arbeit ruft. In 10 Minuten ungefähr kommt ein Wagen der uns abholt und dann in das Hauptquartier bringt. Wir sollen unsere Waffen mitnehmen, sie wollen uns zeigen wie das Virus arbeitet." Alucard steht auf und nickt. "Einverstanden. Dann machen wir uns mal fertig." Während er nach draussen geht, um seine Sachen zu holen, gehe ich nach oben in mein Zimmer und ziehe meine Kleidung erstmal aus. Die Couch dürfte feuchte Flecken von der nassen Kleidung haben und ich trockne mich ab, ehe ich wieder meine Arbeitskleidung und meine Augenklappe anziehe.

Mit ein paar neuen Lolli's, den überprüften Waffen und um einiges ruhiger, gehe ich die Treppe hinunter. Unten wartet schon Alucard mit seiner orangenen Brille. "Na, was hat so lange gebraucht, Prinzesschen?" fragt er mit einem amüsierten grinsen und ich bin zuerst etwas verwundert, fange dann aber an, ein wenig zu lächeln. Er lässt nicht einmal erahnen, dass ich vorhin so etwas wie einen emotionalen Zusammenbruch hatte. Ein Glück, dass er das nicht mitbekommen hat. Erst müsste ich SEIN Blut trinken, bevor das Band komplett geknüpft ist und ich werde versuchen, es so weit wie möglich hinaus zu zögern.

"Ach klappe..." erwiedere ich und gebe ihm einen schon fast spielerischen Schlag auf den Oberarm, ehe ich an ihm vorbei zur Tür gehe. "Kommst du?" Er nickt, als wäre nie irgendetwas passiert. Wir beide gehen wieder vor die Haustüre, nachdem ich den Haustürschlüssel geholt habe. Im Grunde Sinnlos, da wir durch Wände gehen können. Aber ich fühle mich damit nun einmal besser! Während dem warten spüre ich plötzlich, wie Alucard irgendetwas an meinen Haaren macht und ich drehe ich abrupt um. Doch er zieht nur eine Augenbraue hoch. "Deine Haare sahen aus, als wärst du nicht nur kurz vor einem Orgasmus gestanden."

Ich verdrehe meine Augen und verschränke meine Arme, ehe ich mich wieder nach vorn drehe. Dennoch kommt ein leises: "Danke..." von mir und ein zustimmendes brummen des schwarzhaarigen, der dieses annimmt. Schon geht das Tor auf und der gleiche schwarze Wagen fährt in die Einfahrt. Als dieser stehen bleibt, steigt wieder der gleiche Übersetzer von heute Vormittag aus und verbeugt sich. Wir steigen in den Wagen, der diesmal nur von uns drei besetzt ist. Alucard und ich sitzen auf der einen seite, während der Übersetzer auf der anderen seite sitzt und stumm darauf wartet, bis wir angekommen sind.

Während wir fahren, beschwert sich Alucard in Gedanken ein wenig, dass die anderen nicht dabei sind. Es wäre doch viel unterhaltsamer, wenn wir uns wieder gemeinsam den Unterhaltungen hätten aussetzen können. Wir haben ja heute vormittag so viel Spaß gehabt. Als ich frage, ob wir jetzt ein altes Ehepaar sind, dass sich über das Fernsehprogramm streitet, war er ganz schnell wieder still. Die restliche Fahrt sehe ich mir die Umgebung an und merke, dass Japan nicht so glorreich ist, wie es eigentlich immer scheint. Ich sehe Tod und Verderben, dass man versucht mit Kirschbaumblüten zu verdecken. Und vielen, VIELEN Werbeanzeigen, die einem in das Gesicht springen.

Der Wagen fährt durch einen kleinen Teil der Stadt und dann in ländlichere Gefilde. Mir gefällt es immer weniger und sinke immer mehr in mich zusammen. Kalte Schauer laufen meinen Rücken hinunter und ich schließe meine Augen. "Hier fängt der Virus schon an, oder?" frage ich endlich und sehe den Übersetzer dann mit einem Auge an. Dieser zuckt zusammen und nickt mit besorgtem Gesichtsausdruck. Er scheint sich nicht zu fragen, woher wir das mit dem Virus wissen. "Auf dem Land ist es schlimmer, da wir es geschafft haben, die Population der Vampire in der Stadt einigermaßen gering zu halten. Aber hier draussen trifft man nicht so schnell auf einen und es ist für sie heimatliches Terrain, weswegen es nicht so einfach für uns ist."

Sieht aus, als hätten wir einiges an arbeit vor uns. Alucard's Stimme ist in meinem Kopf. Aber das ist gewollt. Wir werden diese Verbindung so lange aufrecht erhalten, wie es nur irgend möglich ist. So können wir uns schneller und auch lautlos unterhalten. Es muss nicht jeder wissen, über was wir reden. Na super... und ich bin noch nicht ganz auf dem Damm... Das Alucard mich gebissen hat... Er hat scheinbar mehr genommen, als ich ohne Probleme verkraften könnte. Und das schlägt sich auf meine Konzentration, Geschwindigkeit und Sicht aus.

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