Diesmal war es ein wenig schwieriger, durch die Stadt zu kommen, ohne gesehen zu werden. Das Blut ist da ein kleines Hinderniss gewesen, wenn man es so sagen darf. Aber in meiner Wohnung angekommen, ziehe ich das sofort aus und stopfe es in undurchsichtige Plastiktüten. Die Schwerter kommen in extra dafür angefertigte Plastikschalen, ebenfalls undurchsichtig. Dann Dusche ich und ziehe mich um. Eine gemütliche kurze graue Stoffhose, ein hellblaues Shirt und eine schwarze lange Jacke, die mir ein paar Nummern zu groß ist. Natürlich habe ich weder an die Proben, noch an meinen Rucksack gedacht. Aber das ist egal.
Alles was jetzt weggekommen ist, kann ich ohne Probleme wieder besorgen. Die Schuhe sind ganz normale Sneaker, wie man sie an jeder Straßenecke findet. Mit meinem Gepäck über den Schultern, gehe ich zu einem bekannten und klingele an seiner Haustüre. Als dieser misstrauisch die Tür öffnet, fängt an schon gleich das grinsen an. "Ah, kleiner Shinigami! Hast du wieder eine Aufgabe erledigt?" Ich nicke und der kleine schwarzhaarige lässt mich rein, ehe er hinter mir die Tür schließt und mich in sein Wohnzimmer bringt. Dort setze ich mich auf die Couch und halte die Beutel und die Schalen hoch. "In Ordnung!"
Ich nenne ihn einfach nur 'Doryo', was so viel wie 'Kollege' bedeutet. Schließlich arbeiten wir irgendwie zusammen. Ich habe ihm einmal das Leben gerettet und er will sich ein Leben lang revangieren. Doryo schnappt sich die Sachen und geht damit in den Keller. Er weiß, wie er damit umzugehen hat. Er hat eine medizinische Ausbildung und befreundete Vampire, weswegen er sich auch mit der Seuche auseinandersetzte. Die Kleidung wird verbrannt und die silbernen Klingen mitsamt dem Griff sterilisiert. Er hat einen eigenen Autoklaven was bedeutet, dass ich nur ungefähr zwei Stunden warten muss und dann sind meine Waffen wieder bereit.
Doryo kommt wieder aus dem Keller und bringt Blut, was er wegen seinen Freunden immer da hat. Er wundert sich nicht, wieso ich am Tag normal draussen sein kann, sondern nimmt es einfach so hin. Solange ich ihn nicht beisse oder wandle, ist es ihm egal, so seine eigenen Worte. Der kleine Mann setzt sich neben mich auf die Couch und schaltet den Fernseher ein. Nachrichten. "Geniales Timing." brumme ich und trinke das Blut, dass ich wirklich dringend gebraucht habe. Doryo sieht, dass ich es hinunterschlinge und seufzt. "Du solltest dich weniger verletzten lassen, Shinigami." meint er und steht auf, um neue Blutkonserven zu holen.
Als er wieder kommt, hat er gleich zwei neue dabei und drückt sie mir in die Hand. "Was würde ich nur ohne dich tun...?" frage ich und wir beide lachen leise, ehe er sich wieder auf die Couch setzt. Wir sehen uns beide die Nachrichten an und Doryo sieht zu mir hinüber, als ein explodierter Wagen gezeigt wird. Auf dem Land. Mit einer Menge Blut, aber keiner Leiche. Ich grinse. "Da hat er ganze arbeit geleistet..." murmle ich und trinke weiter mein Blut. Doryo zieht nur eine Augenbraue hoch und ich verdrehe die Augen. "Ja... ich habe den Wagen zum explodieren gebracht..."
Man glaubt es kaum, aber er ist verdammt hartnäckig, wenn er Informationen will. Eine zweite Augenbraue geht hoch und ich sinke in die Couch. "Ja... ich kenne den Kerl, der die Blutlache verursacht hat." brumme ich und schlürfe das Blut wie eine Caprisonne. Nein, nicht CapriSUN. Das kann man vergessen. Die restliche Zeit verbringe ich damit, mich ein wenig von Doryo berieseln zu lassen. Was es denn neues in der Unterwelt gibt, wer mit wem im Klinsch liegt und wie viele neue Feinde ich mir gemacht habe. Immer wieder schön zu hören, dass man Populär ist, nicht wahr?
Als der Autoklav fertig ist, gehe ich mit Doryo selbst in den Keller und kühle die heißen Waffen mit meiner Fähigkeit herunter, ehe ich sie in neuen Plastikschalen verstecken kann. Ich habe keine Lust auf verstecken im moment. Also würde ich gerne mal wie ein ganz normaler Mensch die Straße lang gehen. Nach dem verabschieden von Doryo, trete ich aus dem Haus heraus und sehe nach oben in den Himmel. Es scheint zwar die Sonne, aber durch die Smogglocke, die sich hier gebildet hat, kommt nicht wirklich viel an natürlicher wärme durch. Dennoch strecke ich mich genüßlich und mache noch einen kleinen Umweg.
Einen kleinen Umweg von drei Stunden. So lange hat es gedauert die Friseurin dazu zu überreden, dass meine Haare wieder kurz und blau sein müssen! Erst als ich angesprochen habe, dass ich die Haare spenden will, hat sie sich darauf eingelassen und siehe da, ich sehe fast genau so aus wie damals. Nur ohne Lolli. Und ohne Augenklappe. Mit neuem Elan gehe ich in meine Wohnung und schreibe dem Vermieter, dass ich kündigen werde. Ein Glück ist das hier eine ärmere Gegend, weswegen ein Zettel und der Schlüssel reicht. Und jetzt heißt es nur noch: Warten.
"Na, Na, Na, Prinzessin. Du hast nicht so lange gewartet, wie wir." Eine bekannte Stimme weckt mich und ich mache meine Augen auf. Ich liege auf meiner Matratze. Meine Arme hinter meinem Kopf verschränkt. Meine Beine ebenfalls verschränkt. Meine Waffen neben mir auf dem Bett liegend. Ich holte tief Luft und stoße diese in einem Seufzen wieder aus, ehe ich mich aufsitze und gähne. "Na immerhin schlafe ich nicht auf dem Klo." erwiedere ich nur und stehe auf. Meine neuen kurzen braunen Haare durchwuschelnd, gehe ich in das kleine Wohnzimmer und sehe Lady Integra vor der Tafel stehen, die das Bild der Organisation angepinnt hat.
"Du wirst also zurückkehren." begrüßt mich Lady Integra und dreht sich nicht einmal um. Ich verschränke meine Arme wieder hinter meinem Kopf und zucke mit den Schultern. "Wenn der Urlaub vorbei ist, sollte man wieder an die Arbeit, nicht wahr?" wiederhole ich ihre eigenen Worte und sie dreht ihren Kopf. "Eigentlich wollte ich dich von unten anfangen lassen. Aber nachdem Alucard mir erzählt hat, was du alles selbst erreicht hast und als ich gesehen habe, wie weit du zumindest mit den theoretischen Forschungen zu dem Virus bist glaube ich, dass ich das alles noch einmal überdenken muss, Irbis."
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Vampirpest
FanfictionAlexandra, Codename Irbis. Ein Mischling aus Vampir und Mensch. Weder die eine Seite ist ihr vollständig zugänglich, noch die andere Seite. Sie wird ewig leben. Aber ob das in einer Gesellschaft so gut ist? Vor zwei Jahren in einer Organisation aufg...