"Und das wolltest du mir WANN sagen?" knurrt Alucard und geht zu mir hinüber. Ich drehe meinen Kopf zu ihm und sehe ihn ruhig an. "Was sollte ich dir wann sagen?" frage ich und der schwarzhaarige stockt, ehe er tief einatmet und sich von selbst wieder beruhigt. "Was du da alles in deiner Freizeit angestellt hast und dass du Prof und Doktor bist?" erwiedert er schon fast empört und ich zucke mit den Schultern. "Stell dir das ganze mal von meiner Sicht aus vor. Du kommst in ein Anwesen und hast plötzlich DEN Urvater der Vampire als Arbeitskollegen. Und er interessiert sich nicht die Bohne für dich."
Ich tippe ihm auf die Brust. "Und du hast anfangs noch keine Arbeit, weil alles andere übernommen wird und sich nur der Butler für dich interessiert. Du baust zu ihm eine enge Bindung auf und dann kommen langsam aber sicher die anderen aus dem Anwesen. Aber der älteste interessiert sich einfach immer noch kein Stück für dich, oder zieht dich nur runter." Ich lege den Kopf schief. "Hättest du große Lust, ihm da irgendwas aus derin Vergangenheit zu erzählen oder ihm unter die Nase zu reiben, was man macht?" frage ich und er ist still.
Dann dreht er sich beleidigt um und geht zu den Betten. Ich folge ihm. "Das hättest du mir ruhig jetzt sagen können." grummelt er und setzt sich auf sein Bett. Ich nicke mit einer sarkastisch verzogenen Schnute. "Ja genau. Ich kenne dich besser und fang langsam an dich zu mögen und dann erzähle ich dir gleich alles." Die Augen verdrehend, lege ich mich komplett in mein Bett. "Wir sind hier nicht in einer dieser Geschichten, in denen sich die anfangs konkurierenden am Ende verlieben, im Bett landen und Friede Freude Eierkuchen ist." Dann mache ich die Augen zu und warte.
Wir warten wieder ungefähr eine halbe Stunde, bis die Lautsprecher knacken und uns bescheid gegeben wird, dass wir eine Quarantänezeit von 24 Stunden haben, da das Virus ungefähr 16 braucht, um auszubrechen. Und der Rest ist für die Sicherheit, da sie nicht wissen, ob der Virus schon mutiert ist oder nicht. Ich verstehe es vollkommen und habe nichts dagegen. Uns wird alles gegeben, nach dem wir bitten. Seien es Bücher, die dann zwar verbrannt werden, aber egal. Oder zusätzliche Decken, Kleidung oder sogar Lolli's, was mich noch milder Stimmt, als ich es eigentlich eh schon bin. Als es Nacht wird, gibt es eine kleine Durchsage dass die Lichter gedimmt werden.
Die Nacht verläuft gut. Nur, dass ich nicht schlafen kann. Das ist so ein kleines Hinderniss. Immer wenn ich kurz vor dem einschlafen bin, dann kommt das lachen wieder und die Erinnerungen an die Vergangenheit, die mich nicht wirklich loslassen. Ich gehe auch auf die eigens für uns isolierte Toilette, die glücklicherweise sichtgeschützt ist. Zumindest das. Aber ich weiß nun, wie sich unsere Laborratten gefühlt haben, wenn wir sie in den Käfigen gehalten haben! Die armen Tiere... Aber sonst verhalte ich mich so ruhig wie möglich, sodass Alucard wenigstens schlafen kann. Auch wenn ihm wahrscheinlich seine Erde fehlt.
"Du kannst nicht schlafen, was?" ertönt plötzlich seine Stimme und ich sehe zu seinem Bett hinüber. Die Augenklappe habe ich abgetan und kann somit im dunkeln sehen. Ich sitze auf meinem Bett und warte eigentlich nur, bis das Licht angeht. "Tut mir leid, wenn ich dich aufgeweckt habe." flüstere ich nur und fühle mich mies. Nicht nur ich schlafe nicht, sondern auch Alucard nicht. Als ich ein rascheln höre, sehe ich zu ihm rüber. Er hat sich aufgesetzt und seine Füße stehen auf dem Boden. "Ist es wegen der Erinnerung heute?" Ich sage und mache nichts. Stimme ihm nur stumm zu.
Alucard seufzt und steht dann auf. "Hör zu. Du bist noch nicht darüber hinweg und das wirst du auch nicht, wenn du weiterhin so damit umgehst. Ich weiß, von was ich rede." Langsam kommt er zu mir rüber und ich sehe zu ihm hoch. "Was meinst du..." murmle ich und Alucard sieht auf mich hinunter. "Bereit für ein bischen Kitsch und Geschichte?" fragt er und ich runzle die Stirn, ehe er anstalten macht sich auf mein Bett zu setzen und ich ein wenig auf die Seite rutsche, damit er genügent Platz hat. Anstatt sich aber auf die Kante zu setzen, hockt er sich neben mich auf die Matratze.
"Du weißt ja, dass ich der erste Vampir bin." fängt er an und ich nicke. "Meine erste begegnung mit Hass war, als mich ein osmanischer Fürst damals vergewaltigte. Die Geschichte von Vlad dem Pfähler dürfte dir bekannt vorkommen." Wieder nicke ich, bis ich den Hinweis darin verstehe. "Du?" Er nickt. "Ich. Ich habe damals nicht nur meine Feinde bluten lassen, sondern mein eigenes Volk." Sein Blick senkt sich. "Über die Jahrhunderte habe ich gelernt, wie vergänglich ein Menschenleben ist." Er fängt an zu lächeln und legt den Kopf in den Nacken.
"Und wie wunderschön die Gabe des alterns und des sterbens ist." Sein Gesicht wird düster. "Anfangs wollte ich nur ein Monster werden, um Macht zu erlangen. Ich wollte alles regieren. Die ganze Welt. Aber im nachhinein gesehen hat es mir nichts gebracht." Er zieht ein Bein an seinen Körper und legt einen Arm auf sein Knie. "Ich bin neidisch. Neidisch auf die Menschen, dass sie sterben können, während ich hier in alle ewigkeiten wandeln muss. Diejenigen die mir etwas bedeuten sind im nächsten Augenblick wieder verschwunden." Ich lasse ihn reden und merke eines ziemlich deutlich. Der harte Alucard ist in wahrheit nichts als ein einsamer Wolf, der sich nach Gesellschaft sehnt.
"Ich war früher ein Krieger Gottes und habe ständig gebetet. Aber irgendwann dachte ich mir, dass Worte alleine nicht mehr helfen und das man handeln müsste. Also habe ich getötet, nein geschlachtet, um die Aufmerksamkeit und die Gnade Gottes zu finden und in das Paradies eintreten zu können! Ich habe ihn nie um einen gefallen gebeten und als der Krieg verloren war... wandte ich mich komplett an. Er hat mich verlassen. Und es schmerzt, jedesmal wieder verlassen zu werden." Alucard dreht seinen Kopf und so etwas wie trauer trifft mich nicht nur mit seinem Blick, sondern auch über die emotionale Bindung. "Verstehst du das?"
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Vampirpest
FanfictionAlexandra, Codename Irbis. Ein Mischling aus Vampir und Mensch. Weder die eine Seite ist ihr vollständig zugänglich, noch die andere Seite. Sie wird ewig leben. Aber ob das in einer Gesellschaft so gut ist? Vor zwei Jahren in einer Organisation aufg...