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Alucard schüttelt leicht den Kopf. "Du solltest es als positiv ansehen, zwei Rassen anzugehören. Du hast das beste aus beiden und-" Plötzlich ertönt ein knacken und ein kleiner Piepston erklingt, ehe eine bekannte Stimme aus den Lautsprechern dröhnt. "Die Isolierungszeit ist vorbei. Ihre Kleidung wird ihnen gleich gebracht und das Treffen wird in einer halben Stunde abgehalten." Ich nicke lächelnd. "Da ist er ja wieder, unser kleiner Übersetzer." sage ich und trenne mich von Alucard, ehe die Tür des Raumes aufgemacht wird und wir aus dem Raum gebracht werden. Unsere Kleidung erhalten wir unterwegs, natürlich alles frisch gereinigt, wie unsere Waffen.

Wir ziehen uns auf den Toiletten um und ich fühle mich um einiges wohler. Meine Augenklappe ist auch wieder an ihrem Platz, die Lolliverpackungen knistern in der Jackentasche und einer ist wieder in meinem Mund. Den alten habe ich aufgebraucht, als ich so extrem nervös herumgelaufen bin. Genüßlich strecke ich mich und gehe dann aus der Toilette. Alucard wartet in seinem roten Mantel schon und ich nicke ihm zu. "Viel besser." sage ich und wir folgen dann unserem Übersetzer. Ich trete neben ihn und sehe ihn mir an. "Geht es wieder?" frage ich und er zuckt kurz zusammen, ehe er nickt und lächelt.

Dann bleibt er stehen und verbeugt sich tief. "Vielen dank, dass Sie mich gerettet haben, Miss Irbis! Ich weiß nicht was passiert wäre wenn ich alleine da gewesen wäre und wenn ich an die Fahrer denke, dann-" "Tun Sie es nicht." unterbreche ich ihn und schüttle den Kopf. "Seien Sie froh, dass Sie am Leben sind und genießen Sie es!" Er nickt enthusiastisch und grinst. "Das mache ich! Mein Name ist übrigends Shiro Hatani. Aber Shiro reicht für Sie völlig aus. Ich stehe tief in Ihrer Schuld, Miss!" Wieder verbeugt er sich und ich trete vor ihn und halte ihm die Hand hin.

"Freut mich dich kennenzulernen, Shiro. Irbis reicht auch völlig aus." Shiro sieht mich aus seinen Brillengläsern groß an und nickt wieder, ehe er meine Hand ergreift. "Ich freue mich, wenn ich dir helfen kann, Irbis." Ein Räuspern lässt uns beide zusammenzucken und wir sehen gleichzeitig zu Alucard, der sich seine orangene Brille hochschiebt. "Keine Zeit für Turteleien, Irbis. Ich habe dir gesagt, dass wir hier nur zum arbeiten sind." brummt er und ich ziehe grinsend eine Augenbraue hoch. "Keine Sorge. Eine private Sitzung bekommt er nicht, wenn du das meinst!" Alucard bleibt still und ich kann ein wenig gereiztheit über die Verbindung wahrnehmen.

Shiro sagt nichts dazu, sondern geht nur ein wenig beschwingter voraus, während Alucard und ich ihm folgen. Es sind lange Gänge, exklusives dunkles Holz, dass als Wandverkleidung dient. Der Boden ist mit einem langen roten und weichem Teppich versehen, der unsere Schritte abdämpft. Es erinnert mich ein klein wenig an das Anwesen Lady Integra's und das beruhigt mich. Shiro bringt uns bis vor eine große Flügeltür die sich von dem Rest der Innenausstattung deutlich abhebt. Anstatt in dem selben dunkelm braun zu sein, ist es in einem kalten weiß und lädt nur so zum eintreten ein.

"Bitte folgt mir." Shiro ist nun ernst und macht die Tür auf, um uns herein zu lassen. Alucard geht als erstes hinein und ich zucke nur kurz mit den Augenbrauen, folge aber stumm. Auch ich bin wieder ernst und sehe mich um, während Alucard grinsend auf die Leute am runden Tisch zugeht, der mitten im Raum steht. Alles Japaner und ich wette, dass keiner von ihnen unsere Sprache spricht. Sollten sie eigentlich, vor allem in dieser Zeit, aber es sind gehobenere Herren. Alucard? Komm rein. Dann kannst du wieder mithören, wenn etwas wichtiges ist. Ein kurzes ziepen und schon ist er da.

Shiro macht die Tür zu und tritt nach vorn. Während er uns vorstellt und sagt, was wir alles gemacht haben, sehe ich mich noch ein wenig um. Ein runder Hellbrauner Holztisch. Darauf liegend oder stehend, Gläser, Papier, Stifte und ein großer Plan in der mitte. An den Wänden stehen Bücherregale und der Raum ist schon fast hermetisch abgeriegelt. Kein Fenster. Keine Lüftung. Die scheinen hier einen kleinen Sicherheitsraum zu haben. Stellt Alucard fest und ich stimme ihm gedanklich zu. "Irbis?" Die Stimme unseres Übersetzers dringt zu mir durch und ich sehe zu ihm. Er sieht mich wieder lächelnd an.

"Die Herren hier wollen sich noch einmal bedanken und sich vielmals entschuldigen für die unannehmlichkeiten, die Ihnen beiden bereitet wurden." Ich nicke. "Kein Problem. Im Grunde sind wir dafür ja gekommen, oder? Auch wenn uns nie etwas von einem Virus erzählt wurde und wir es selbst heraus fanden." Shiro zuckt zusammen und zögert, ehe er es eins zu eins Übersetzt und ich die Empörung hören kann. Einer der Männer beschwert sich, dass ich als kleines Mädchen ja nichts zu sagen habe. Und als Halbvampir erst recht nicht, auch wenn ich eine ungeheuerliche Fähigkeit habe. Und man könne mir nicht trauen.

Ich spüre die wut von Alucard und beruhige ihn gedanklich. Keine Sorge. Wenn es mir zu viel wird, dann sage ich etwas. Aber bis dahin möchte ich sie im glauben lassen, dass ich das kleine dumme Halbvampirmädchen bin, dass sie nicht versteht. Ich bleibe ruhig. Schließlich ist es unterhaltsamer zu sehen wie sie reagieren, wenn sie einen ganzen Haufen dieser anschuldigungen und leichten Beleidigungen angehäuft haben. Und dann plötzlich erfahren, dass ich alles mitgehört habe. Dann meldet sich der älteste zu Wort. Wenn ich mich recht erinnere war sein Name Miamoto Shiganu. Der Leiter der gesamten Organisation. Und als er spricht, werden alle still.

"Ihr sollt nicht so abwertend über einen Gast sprechen! Vielleicht spricht er unsere Sprache nicht, aber das ist nicht die Gastfreundschaft unseres Landes!" Ein überraschtes Brummen Alucards ist in meinen Gedanken zu hören und ich nicke. Ich mag den Kerl. Arbeit, Irbis! Ausserdem ist er zu alt für dich. Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und drehe langsam meinen Kopf. Ach... entscheidet der Herr plötzlich über mein Privatleben? Alucard knurrt gedanklich. Im moment entscheide ich über alles, was dich anbelangt. Oho... Ich drehe meinen Kopf wieder nach vorn. Solange du nicht verlangst, mit dir ins Bett zu steigen... Auf die gewaltige innerliche Backpfeife war ich jetzt NICHT gefasst!

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