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Für einen moment sieht Alucard mich prüfend an, ehe kurz seine Augen schließt und sich wieder neben mich setzt. "Erwarte aber kein Kuschel-Zeugs." brummt er und ich nicke mit einem kleinen lächeln. "Danke..." flüstere ich, ehe ich seinen Arm hebe den ich noch immer in der Hand habe, meinen Kopf wieder auf seinen Schoß, beziehungsweise das Handtuch lege und den Arm loslasse. Ab jetzt ist es seine Entscheidung, was er macht oder nicht macht. Ich entspanne mich nur langsam wieder. Die Erinnerung war nicht die beste und hat einen faden, wenn nicht sogar bitteren Geschmackt auf meiner Zunge hinterlassen.

Während wir auf unsere Kleidung gewartet haben, hat Alucard mich zugedeckt. Das Handtuch reichte ihm wohl nicht aus. Wir unterhalten uns über nichts, sondern jeder von uns hängt unseren eigenen Erinnerungen und Gedanken nach. Unsere gedankliche Verbindung ist getrennt, sodass ich auch wieder in ruhe denken kann OHNE dass mir ein gewisser Herr dazwischen funkt. Mein Begleiter hat sich dazu entschieden, sich ebenfalls ein wenig zu entspannen und seinen Arm auf meinem Oberarm ruhen zu lassen. Es ist wirklich beruhigend zu wissen, dass da jemand ist, der neben Walter auf mich aufpasst und der meine Vergangenheit nun auch kennt. Walter und Alucard. Ersatzvater und... was ist Alucard?

Aber die Frage beantworte ich nicht, sondern richte mich abrupt auf, als ich ein leises knacken höre, als würden Boxen angeschaltet werden. "Entschuldigt das warten, aber hier sind ihre neuen Kleidungsstücke. Die anderen werden noch von dem Blut und anderen Unreinheiten gereinigt." Alucard klopft mit auf meinen Oberarm und steht auf. "Na komm. Zeit zum Anziehen." meint er und hält sich mit einem dummen Spruch zurück. Ich bin ihm mehr als dankbar dafür! Während der schwarzhaarige schon einmal zu der Klappe am anderen Ende des Raumes geht um die Kleidung zu holen, richte ich mein Handtuch und stehe dann auch auf.

"Hier." Aus der Luft fische ich mir meine Sachen und sehe sie mir misstrauisch an. "Komplett weiß." brumme ich und bin alles andere als begeistert. Aber was solls. Doch als ich die Kleidung auf meinem Bett ausbreite, fange ich an zu kichern. Haben die mir doch tatsächlich eine Augenklappe und ein paar Lolli's gegeben! Mit einer um einiges besseren Laune hebe ich die Lolli's hoch. "Dankeschön!" rufe ich und ziehe mich um nachdem ich sichergestellt habe, dass Alucard mit dem Rücken zu mir steht. Unterwäsche, Socken, lange Hose und ein einfaches T-Shirt. Natürlich alles in rein weiß.

"Hm... weiß steht dir nicht." stellt Alucard trocken fest und ich drehe mich zu ihm um, während ich mir die Augenklappe dranmache und dann einen Lolli auspacke und in den Mund stecke. "Ich weiß. Aber wir sollten dankbar sein, dass wir überhaupt Kleidung bekommen haben." erwiedere ich nur und lasse meine Arme wieder sinken. Mit der Augenklappe fühle ich mich auch um einiges sicherer. Seufzend hebe ich die Decke vom Boden auf, falte sie und lege sie auf Alucard's Bett. Ist ja seine Decke gewesen, mit der er mich zugedeckt hat. "Danke. Für alles." murmle ich und sehe ihn von unten an.

Doch Alucard's Blick verdüstert sich. "Ich sollte mich entschuldigen. Für das, was ich getan und gesagt habe." erwiedert er ebenso leise, doch ich winke ab. "Woher solltest du das wissen? Du würdest es immer noch nicht wissen, wenn alles glatt verlaufen wäre. Wenn wir hier nicht eingesperrt worden wären." Ich hätte es ihm nie gesagt, wenn es nicht zu jener Situation gekommen wäre. Ich hätte es ihm nie gezeigt und ich hätte es ihn nie fühlen lassen. Dann zucke ich mit den Schultern und fange an zu grinsen, um die Situation etwas aufzulockern. Ich mag es nicht, wenn er so ernst ist.

"Wenigstens weiß ich jetzt, wieso ich so ein verdrehtes Männerbild habe und wieso ich auf ewig single bleiben werde! War mein erster richtiger Männer-Kontakt!" Mein aufgesetztes kichern wird von einem knurren Alucard's unterbrochen und ich sehe ihn verwundert an. Was ist denn JETZT wieder in ihn gefahren? "Was... gefällt dir diesmal nicht, wie ich atme?" frage ich und sofort fixieren sich seine roten Augen auf mich. "Mir gefällt es nicht, wie du damit umgehst! Als wäre es nichts!" Ich stehe kurz verwirrt da, ehe ich seufze und den Kopf schüttle. "Alucard, jetzt beruhige dich mal wieder."

Doch er beruhigt sich nicht. Das glühen wird immer intensiver und irgendwie habe ich das gefühl, dass er gleich ausflippt. "Alucard! Jetzt komm verdammte scheiße nochmal runter! Es ist MIR passiert, nicht dir! Ich geh nunmal anders damit um als du und ich habe ihn schon getötet! Das reicht!" Von dem schwarzhaarigen geht eine gefährliche Schwingung aus, der man normalerweise nicht zu nah kommen möchte. Man würde abhauen. Aber ich kann und werde nicht. Einerseits weil es meine Schuld ist und andererseits weil ich nicht möchte, dass er hier irgendwas in Stücke schlägt und einen auf Racheengel macht. Seit wann ist der Kerl so sensibel?!

Entschlossen gehe ich zu ihm rüber und lege meine Hände auf seine Oberarme, ehe ich ihn ein wenig durchschüttle. "Hey! Wo ist der Kerl, der sonst so ruhig in allen Situationen bleibt? Wo ist DER Alucard? Der älteste und stärkste Vampir den es gibt? Der hochnäsigste und arroganteste Arsch den ich kenne? Der kaltblütigste Vampir, der jeden Befehl von Lady Integra ausführt? Einer der sarkastischsten Kerle dem ich je begegnet bin?!" Es dauert einen moment, ehe das glühen wieder verschwindet und diese gefährliche und Angsterfüllende Aura langsam aber sicher verschwindet und mich ein wenig beunruhigt zurück lässt.

Vor erleichterung lasse ich die Luft entweichen, die ich angehalten habe und lehne mich gegen ihn. "Und der hilfreichste Kerl, den ich seit langer Zeit kennengelernt habe..." füge ich flüsternd hinzu und merke, dass Alucard sich nun wirklich beruhigt hat. Froh, dass er jetzt niemanden mehr umbringen wird, lehne ich mich nach hinten. "Wie war das von wegen 'Desensibilisieren lassen'? Ich glaube das müssten wir bei dir auch machen." brumme ich, ehe ich grinse. "Wer von uns beiden ist jetzt die erwachsene?" Es dauert einen Augenblick, ehe er ebenfalls seine Mundwinkel nach oben zieht. "Die Person ohne Lolli." erwiedert er und ich verschränke meine Arme, ehe er sich den Lolli aus meinem Mund schnappt, ihn sich selbst in den Mund steckt und wortlos an mir vorbei geht.

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