Vampirpest

25

Im nächsten moment entreisst er mir den Beutel mit so einer Kraft und Geschwindigkeit, dass ich nicht wirklich irgendetwas dagegen machen kann. Empört sehe ich zu ihm hoch. "Hey! Gib ihn mir wieder! Ich hab Hunger!" rufe ich wie ein quengeliges kleines Kind, doch Alucard sieht mich nur von oben herab an. "Ich habe einen besseren Plan. Ich trinke." Verwirrt runzle ich die Stirn. "Ich dachte... du magst das Zeug nicht...?" Doch Alucard's Blick bringt mich zum schweigen. "Ich trinke. Du beisst mich und dann lasse ich dich fühlen, wie es sich normalerweise anfühlen sollte." Sofort stehe ich auf. "Ich verzichte dankend!"

Doch Alucard hält mich an meinem Oberarm fest. "Ich will dass du weißt, auf welches desensibiliesierungslevel ich dich runterbringen werde und was das Ziel ist." Mit einem misstrauischen Blick sehe ich ihn an. "Wieso muss das sein? Ich kann es mir vorstellen. Also passt das." Plötzlich werde ich fester gepackt! Doch Alucard lässt sofort wieder locker. Als scheint ihm eingefallen zu sein, dass es da eine Vergangenheit zu solchen Griffen gibt. "Lass es mich dir zeigen. Es tut nicht weh und du wirst auch nicht stöhnend hier irgendwo herum liegen. Das verspreche ich dir." Seine Stimme ist überraschend sanft.

Und irgendwie kann ich nicht nein sagen. "Also... gut." knicke ich schließlich ein und wir setzen uns gemeinsam auf die Couch. Ich merke, wie der Hunger in meiner Magengegend zieht und zerrt, als der Geruch des Blutes in meine Nase kriecht. Während Alucard aus dem Beutel trinkt, werde ich ein klein wenig unruhig und rutsche hin und her. Mein Körper verlangt nach Blut. Er hat nach der Ohnmacht nicht so viel von Alucard bekommen, wie er gebraucht hätte. Nun gut, ich habe es unterbrochen. Aber der Kerl wollte einfach nicht aufhören zu reden und irgendwie MUSSTE ich ihn zum schweigen bringen!

"Leg dich hin." befiehlt Alucard und ich runzle die Stirn, ehe ich seufzend nachgebe und mich auf den Rücken lege. Meine Füße stecken immer noch in den Arbeitsstiefeln und generell haben wir beide noch unsere Arbeitskleidung an. "Nicht erschrecken und keine Panik, in Ordnung?" Mit verwirrtem Gesichtsausdruck sehe ich zu Alucard hoch, der sich plötzlich auf mich setzt! Ich erstarre. Das erinnert ziemlich an meinen alten Meister! Nur... ist sein Gewicht nicht so viel und... um einiges angenehmer. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll und bewege mich ersteinmal nicht. "Für ein gebranntes Kind, bist du verdammt nah am Feuer."

Ich kann ein wenig Stolz heraus hören und zwinge mich zu einem Mundwinkelzucken. "Ich... Das... Naja... Ein Feuerlöscher ist ja da, wenn ich ihn brauche. Nicht wahr?" Alucard legt die Stirn in Falten, ehe er sich entspannt und nickt. "Keine Sorge. Ein Wort genügt." Etwas verunsichert, aber dennoch mit ein wenig hoffnung beseelt, hole ich tief Luft und lasse diese wieder entweichen. "Also dann. Bringen wir es hinter uns." Alucard nickt und zieht sich seinen Mantel aus. Ich spüre jeder seiner Bewegungen auf meiner Hüfte und... es ist fast schon so, als würde ich mich auf etwas freuen. Oder ich habe nur Hunger.

Alucard knöpft sich seinen Hemdsärmel auf und hält mir den Arm hin. "Und nimm diesmal so viel wie du brauchst. Ich spüre deinen Hunger und das nur über dieses emotionale Band!" meint er und legt eine Hand stützend neben meinen Kopf auf die Couch. Dann lehnt er sich nach vorn, damit ich mich nicht aufrichten muss, sondern ganz entspannt im liegen trinken kann. "Und wie willst du das mit dem Gefühl machen? Ich spüre das nur schwach durch das Band. Ausser du bist wieder so sauer. DAS merke ich. Aber hallo!" Die Wut hat mir gereicht...

Ich kann sehen, wie er nachdenkt und seine Position verändert. Ein Bein angewinkelt auf der Couch. Ein Bein neben der Couch auf dem Boden stehend. Sein Arm immer noch vor meinem Mund und seine freie Hand streckt er fast schon einladend aus. "Wir werden jetzt kurz einen auf Pärchen machen." meint er und ich sehe seine Hand an, ehe ich wieder zu ihm sehe. "Aber dann muss der hier weg." erwiedere ich und deute auf den Handschuh. Er runzelt die Stirn, doch ich zucke mit den Schultern. "Halbvampir. Direkter Hautkontakt." Als er die Augen verdreht, ziehe ich eine kleine Schnute. "Hey... Ich mach die Regeln nicht!"

Mit einem kleinen genervten brummen richtet sich Alucard auf und zieht sich seinen Handschuh aus. "So. Jetzt passend genug?" fragt er und ich nicke. Er will es ja so unbedingt, also muss er nach meinen regeln spielen. "Nimm meine Hand und leg deinen Arm dann nach oben. Ist gemütlicher für dich und auch für mich. Habe keine Lust auf ein gebrochenes Handgelenk." Ich nicke und hebe meine Hand. Aber anstatt dass ich irgendetwas mache, legt er seine Handinnenfläche auf meine und verschränkt seine Finger mit meinen. Es ist... angenehm. Irgendwie zumindest. Alucard führt mich und ich folge ihm einfach.

Mein Arm legt nun auf der Couch oberhalb meines Kopfes, meine Hand in Alucards. "Also gut. Bereit?" Ich nicke und auch er nickt, ehe er mir seinen Arm hin hält. "Dann beiss zu, Prinzessin." Ich stocke für einen Augenblick. Prinzessin? War das nicht immer Prinzesschen? Aber der Hunger vernebelt mir fast meine Sinne und so lasse ich meine Zähne in seinem Arm verschwinden. Das erste Blut tritt aus und gleichzeitig bekomme ich das Gefühl von Alucard. Ich schließe meine Augen und spüre ein leichtes prickeln unter der Haut. Ein angenehmes prickeln. Es ist bei weitem nicht das, was ich spüre.

Es ist um einiges abgeschwächter. Wunderbar. So würde das Gebissen werden sogar freude bereiten! Ich lege meine Hand auf seinen Oberschenkel und spüre neben dem überraschend angenehmen Entspannungsgefühl auch etwas, was ich mit ganz leicht aufkeimender Lust verbinden könnte. Immer weiter trinke ich und es kristallisiert sich immer mehr heraus. Aus dem prickeln wird ein pochen. Aber... ist das mein Gefühl? Oder ist das seines? "Du solltest jetzt... aufhören... wenn du nicht... überrollt werden willst." bringt Alucard zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und verwirrt öffne ich die Augen. Was meint er damit? Von WAS überrollt werden? Kann er bitte weniger in Rätseln sprechen? Ich wäre dankbar darum.