\\ 8 - Wovor hast du Angst? //

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Als ich keine Antwort gab, packte Taeyong mich unter den Armen und zog mich schroff nach oben. Ich biss mir auf die Lippen und unterdrückte einen Schmerzensschrei.

"Die erste Lektion die ich dir beibringe, ist, dass du gefälligst antwortest wenn ich mit dir rede.", zischte er bevor er mich wütend hinter sich her schliff.
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"Meine Füße!", machte ich auf die Schmerzen aufmerksam, die mich daran hinderten ihm aus eigener Kraft hinterherlaufen zu können.
"Halt's Maul!", fauchte er und zog mich weiter.
Als wäre ich ein Sack Kartoffeln zog er mich hinter sich her. Er hielt mich nur am Arm fest, jedoch war sein Griff so stark, dass ich bereits befürchten konnte, dass man seine Fingerabdrücke später als Blaue Flecken dort sehen würde.

So wie er mich hinter sich her zog, hatte ich Angst, dass meine Schulter auskugeln würde.
"Bitte..", weinte ich und versuchte vergebens meine Tränen zurück zu drücken. "Es tut weh lass los."

Er blieb stehen, ließ los und ich fiel zu Boden. Ein kurzes, schmerzerfülltes Zischen entwich durch meine Zähne und ich presste wegen dem Aufprall meine Augen zusammen.
Aber er hatte tatsächlich los gelassen, vielleicht war er ja doch nicht so eiskalt, wie er vorgab zu sein..

"Wir sind da."
Okay, doch so kalt wie erwartet.

Er hat mich nicht aus Gnade fallen lassen...
Ich öffnete meine Augen wieder und sah mich kurz um.
Ein karger Raum und eine Matratze auf dem Boden, die nicht unbedingt unbenutzt aussah.
Ich verzog leicht das Gesicht.

"Pass auf Suyeon.", machte Taeyong auf sich aufmerksam und lief in Richtung der Tür, zu der wir eigetreten waren.
"Wie du hier leben wirst hängt alleine von dir ab. Wenn du dich gegen uns und unsere Maßnahmen wehrst, wird es härter für dich... Und schmerzvoller. Solltest du brav sein und tun was wir sagen, wird es nicht so schmerzvoll.

Alles hängt von dir ab. Und ich bin nicht der furchteinflößenste hier. Im Gegensatz zu Anderen habe ich mich noch ganz gut unter Kontrolle.", grinste er böse und meine Angst wuchs langsam immer mehr.

Mir wurde immer mehr bewusst, dass diese Misère hier real war und es immer noch schlimmer wurde als erwartet, obwohl man dachte es könnte nicht mehr schlimmer werden...

"Also? Ich frage dich nochmal. Du wirst brav sein, verstanden?", wiederholte er seine Frage von vorhin, woraufhin ich eingeschüchtert nickte. Doch ihm schien das nicht zu reichen.

Er kam bedrohlich auf mich zu.
"Ich hör nichts!", wurde er lauter und hob seine Hand, woraufhin ich schnell antwortete.
"Ja!... ja, ich- Ich werde brav sein.", meinte ich und ließ dann geschlagen meinen Kopf hängen.

"Gut."
Er ließ seine Hand sinken, blieb aber noch ein paar Sekunden stehen. Wahrscheinlich, um mich kurz in meiner Armseligkeit zu betrachten. Daraufhin ging er dann aber aus dem kargen Raum heraus und Schloss die verrostete, alte, jedoch schwere Tür.

Ich war allein...

Schon wieder.

Wieso konnte das alles hier nicht einfach nur ein ekelhafter, langer Alptraum sein, aus dem ich demnächst erwachen würde...

Ich war schuld.
Meine Neugierde, was Taeyong tat, war einfach so groß, dass ich mir buchstäblich mein eigenes Grab geschaufelt hatte...
Ich hatte mir gewünscht, dass endlich etwas Neues, Aufregendes in meinem
Leben passieren würde.

Etwas, das mein Leben komplett auf den Kopf stellen würde.

Und das hatte ich jetzt davon...

"Hallo...?", ertönte plötzlich eine leise Stimme, die durch den Raum hallte.
Verwirrt blickte ich mich um.
Hatte ich jetzt etwa auch noch Wahnvorstellungen?

"Ist da wer...?", fragte die Stimme erneut... männlich, aber nicht sehr dunkel...
Sie kam aus dem kleinen Belüftungsschacht neben der Matratze...
Ich zog meinen Körper weitestmöglich zu der Klappe.
Meine Fesseln hinderten mich immer noch daran, meine Hände zu meinem Nutzen benutzen zu können...
"Ja...", hauchte ich, um nicht zu laut zu sein, falls vor der Tür immer noch jemand stehen sollte...

Kurz blieb es still im Schacht, doch dann hörte man seine erquickte Stimme wieder hallen.
"Was ein Glück... Hyolin dir geht es gut.", seufzte die Stimme und ich runzelte die Stirn.
Hyolin?

"Tut mir leid ich-...", wollte ich ansetzen, doch er schien so erleichtert und froh, dass er mich gar nicht zu Wort kommen ließ.
"Ich hatte so eine Angst, als du von deiner letzten Therapie nicht zurück gekommen bist...", sagte er ehrlich und schien bei dem Gedanken daran wieder melancholisch zu werden.

Es war wieder ruhig. Meine Chance nun zu sprechen.
"Es tut mir leid... Aber ich bin nicht Hyolin...".
Nervös räusperte ich mich und schaute zu der Klappe.
Es war längere Zeit nichts mehr zu hören. So lange, dass ich dachte, er wäre gegangen.

Ich seufzte innerlich und wollte mich wieder von dem Lüftungsschacht zu der Matratze ziehen, als ich ihn flüstern hörte.
"Wo ist Hyolin?.."
Ich kannte sie zwar nicht, aber wahrscheinlich war diese Hyolin diejenige, die vor mir in diesem Kerker war... Von der Jessi vorhin gesprochen hatte. Und so wie ich es aus Jessis Worten heraus gehört hatte, ist diese Hyolin wohl tot... Warum sollte die Zelle sonst frei werden?...

"Es tut mir leid, ich weiß nicht wo sie ist.", antwortete ich letztendlich und ließ das unschöne Ende außen vor. Es war nicht zu 100 Prozent bestätigt, dass sie tot war... Also sollte ich das auch nicht sagen.

Ihm schien etwas an ihr zu liegen..

"Und wie ist dein Name...? Wie lange bist du schon hier?", wollte er wissen und ich musste kurz überlegen.

Wie lange war ich schon hier?... Ich konnte nicht genau sagen, wie viel Zeit verging, als ich bewusstlos in diesem Van lag. Vielleicht nur ein paar Stunden, vielleicht aber auch ein oder zwei Tage...
Wer weiß, wie oft sie mir eine neue Dosis von dem Zeug aus der Spritze gegeben haben oder wie lange Taeyong mit mir im Schlepptau herum gefahren ist...

"Ich bin Yuseon... Wahrscheinlich seit ungefähr einem Tag hier.", antwortete ich und hörte ein kurzes, gehässiges Auflachen aus dem Schacht.

"Frischfleisch... Du weißt gar nicht, in was für eine Hölle du gefahren bist.
Sie werden dich brechen."
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"Ich habe mich noch ganz gut unter Kontrolle"

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"Ich habe mich noch ganz gut unter Kontrolle"

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