// 45 - Alte Freunde \\

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Die losen roten Strähnen, die ihm ins Gesicht fielen, verschleierten seine Augen fast komplett. "Baekhyun wird dir dein Essen bringen. Du scheinst bei Hyuna oder Sojun irgendwie Vertrauen aufgebaut zu haben, das gefällt mir nicht. Lass meine Freunde in Ruhe."

Mit diesen Worten verließ er mein Zimmer und ließ mich wie ein ausgesetzter Welpe zurück. Meine Mutter. Ich dürfte sie sehen und außerdem hatte Taeyong sich mir beinahe angenähert... Auch nach seiner kleinen Ansprache gerade, ließ mich mein kurzer Erfolg grinsen. Ich kam vorwärts.
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Es hatte lange gedauert bis ich einschlief. Ich glaubte mein Fenster war undicht, es war unangenehm kalt und man hörte den Wind heulen. Doch als ich dann endlich eingeschlafen war, vermummt wie eine Raupe in meiner Decke, fühlte es sich wie Sekunden an, dass ich meine Zimmertür hörte.

Ich erschrak leicht und riss meine Augen auf. Es war hell... Es war Tag.
"Dein Frühstück...", meinte Baekhyun, der mit einem Tablet im Türrahmen stand und mich musterte. Hinter ihm dieser E'Dawn. Ich brachte kein Wort raus und blickte ihnen nur aus meinem Kokon entgegen.Vorsichtig trat er vor bis zu meinem Bett und stellte das Tablet auf meinen Nachttisch.
E'Dawn blieb im Gang zurück und schien genervt dass er warten musste. Sein Blick schweifte über die Wände des Gangs.
"Taeyong wird dich in einer Stunde hier abholen kommen. Sei bis dahin bitte fertig.", sagte er und ich sah wie E'Dawn dann einen Stapel Kleider auf meine Kommode neben der Tür legte. "Und das ziehst du an. Darin ist ein Peilsender, aber es ist auch reißfest, sollte was passieren.", erklärte er und ich fühlte mich ein wenig wie ein Geheim Agent... Ganz toll.

Ich seufzte und fuhr mit meinen Händen über mein Gesicht, als ich mich aufsetzte. Vorsichtig legte Baekhyun mir seine Hand auf die Schulter. "Ich begleite euch, werde aber sicheren Abstand halten. Sollte etwas passieren, dann werde ich da sein. Sei dir dessen sicher..."
Mit diesen Worten stand er auf und lief zurück zur Tür. "Eine Stunde."
Und schon war ich wieder eingeschlossen...

Eine Stunde, dann würde Taeyong mich abholen und wir würden meine Mutter besuchen, um sie zu überzeugen, dass es mir gut ging... Wie ironisch.
Aber zumindest konnte ich sie sehen und in den Arm nehmen. Sie fehlte mir so unglaublich...
Vorsichtig schlug ich die Decke zur Seite und betrachtete die bereits verheilenden blauen Flecken an meinen Beinen. Als ich mit Taeyong durch den Wald gerannt bin und er mich an der Hand hinter sich herzog, hatte ich mich an so manchen Stämmen und Ästen angeschlagen...

Seufzend erhob ich mich, öffnete mein Fenster und sah nach unten. Es war tief und die drei Gitterstäbe verhinderten, dass ich überhaupt daran denken konnte hinaus zu springen, ob nun weil ich leben wollte oder weil ich sterben wollte...

Mein Blick streifte das Tablet auf meinem Nachttisch mit dem Frühstück und ich musste an Baekhyuns Worte denken.
"Sollte etwas passieren, dann werde ich da sein. Sei dir dessen sicher..."
War es überinterpretiert, wenn ich sagte, dass Baekhyun das meinetwegen gesagt hatte und nicht um der Mission Willen? Dass er für mich da war, sollte etwas passieren und nicht um mich vom Abhauen abzuhalten, falls Taeyong etwas zustößt?

Baekhyun und ich kannten uns schon ewig, auch wenn wir nie viel miteinander zu tun hatten. Es war ein wenig so als wären wir entfernte Cousins...
Meine Hand griff nach der Gabel und piekste ein Stück Tomate auf, um es zu meinem Mund zu führen. Sie würden mich aber nicht vergiften oder?...
Ich musterte die Tomate, bis mir ein Seufzen entfuhr und ich realisierte, dass ich dann vielleicht doch etwas sehr dramatisch war.
Ich aß also das Tomatenstück und wollte gerade das Brot nehmen, als es klopfte. Klopfen taten nur zwei Personen. Sojun und Hyuna...

"Ja?", entwich es mir leise und etwas verwirrt, da Taeyong mich erst in etwa 50 Minuten abholen wollte.
Die Schlüssel klirrten hinter der Tür und jagten mir so wie immer einen Schauer über den Rücken. Ich sah den Türknauf, wie er sich drehte und dann wie die dunklen, langen Haare von Hyuna zum Vorschein kamen.
Lächelnd stand ich vom Bett auf, auf dem ich gegessen hatte und ging näher an sie heran, als sie ihren Kopf grinsend durch die Tür steckte.

"Was machst du hier? Taeyong soll mich doch später abholen?", fragte ich und freute mich, jemanden zu sehen, der mir in meiner gesamten Zeit hier mitunter die meiste Sympathie entgegen gebracht hatte.
"Ich hab eine Überraschung für dich..", grinste sie, schien aber doch ein wenig nervös. Verwirrt musterte ich ihre strahlenden Augen und sie öffnete die Tür komplett.

Für einen Moment dachte ich, ich sah nicht recht... Wie die zwei hinter ihr standen, fast selbst nicht glauben konnten was sie sahen.
"Yuseon!", riefen Yoorim und Jackson dann, bevor sie an Hyuna vorbei in mein Zimmer stürmten und mich in den Arm nahmen. Ohne die Situation wirklich zu verstehen legte ich einfach meine Arme um sie. Hyuna schloss hinter sich die Tür und setzte sich zufrieden in den signifikanten, blutroten Sessel.
Als wir drei uns voneinander lösten, musterte ich sie einmal von oben bis unten. Die zerrissene Kleidung, die abgemagerten Arme und Bein, leicht eingefallene Gesichter und zerstückelten Haare... "Ihr seht furchtbar aus..", stellte ich fest, aber Yoorim lachte. "Sag das nicht so abwertend, vor knapp zwei Wochen sahst du noch genau so aus wie wir... Fast schlimmer, so wie Taeyong dich immer zugerichtet hat.", konterte sie und ich lachte auch leicht, bevor ich sie zu meinem Bett zog. Sie setzten sich und ich reichte ihnen mein Frühstück.

"Esst das, ist definitiv besser als das Kantinenessen, bei dem man nicht weiß, was genau es darstellen soll." Ein sanftes Lächeln umspielte meine Lippen und Jackson wollte ansetzen zu protestieren, doch ich hob mahnend den Finger. "Sei leise und iss!"
Er lachte leicht, schaute mich dankend an und aß dann zusammen mit Yoorim, die nicht mal überlegt hatte, ob sie mein Angebot ablehnen sollte. Zu sehen, wie sie beide lächelten, da sie etwas gescheites zu essen hatten, machte mich genau so glücklich.

Mein Blick wanderte zu Hyuna, bevor ich neben sie trat. Die anderen Beiden waren so im Bann des Essens versunken, dass sie uns wahrscheinlich gar nicht mehr wahr nahmen. "Wieso hast du sie hergebracht?", wollte ich wissen und setzte mich auf den Fußhocker neben dem Sessel. Sie schaute mich mit ihren dunklen Augen an.
"Weil ich gerne Stress mit Taeyong suche?" Ein kurzes Lachen ließ sie dies dann aber abwinken. "Sie haben mir irgendwann nicht mehr geglaubt, wenn ich ihnen gesagt habe, dass es dir gut geht... Sie wollten einen Beweis, dass du wirklich noch am Leben bist und dass ich sie nicht die ganze Zeit anlüge. Für sie gehöre ich zur bösen Seite, man kann mir nicht wirklich trauen.", seufzte sie und beobachtete Jackson und Yoorim.

"Ich vertraue dir... Ich vertraue auch Baekhyun, Sojun, vielleicht sogar Changkyun. Ihr seid nicht alle schlecht, das habe ich in meiner Zeit hier angefangen zu realisieren. Aber Taeyong...", seufzte ich und Hyuna nickte verstehend. "Taeyong ist eine harte Nuss, ihn zu knacken braucht mehr als nur ein bisschen Zeit und Sympathie. Unter uns allen, ist wahrscheinlich der mit dem meisten Vertrauen zu Taeyong Changkyun... Sie kennen sich seit sie kleine Kinder waren, haben sich damals schon vorgenommen Superhelden zu sein. Zwei Jungs, die den Schurken und Bösewichten mal die Stirn bieten. Dass alles aber so und auf diese Weise ablaufen würde-" Ein Seufzen unterbrach sie.

"Das hatten sie wahrscheinlich nicht gedacht. Und plötzlich waren wir alle hier. Eine Gang mit mehreren gesuchten Verbrechern und unzähligen Leichen im
Keller. Aber Friede und Gerechtigkeit haben manchmal ihren Preis... So hoch er auch sein mag."
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*Frühstück*

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