\\ 48 - Der Schwiegersohn //

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"Grüner Tee mit Yasmin oder? Junger Mann was möchten sie trinken? Haben sie Hunger?", fragte sie, doch Taeyong winkte nur ab. "Nein danke, aber Yuseon nimmt den grünen Tee.", lächelte er und der Blick meiner Mutter sank auf unsere verschränkten Hände. "Ich scheine viel verpasst zu haben.", stellte sie fest und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Ich wusste nicht ganz wie ich reagieren sollte, denn die Situation schien für sie wohl etwas falsch zu wirken...
"Eh Nein ich-"
"Yuseon und ich erzählen ihnen gerne alles, was uns in Italien zueinander geführt hat.", meinte Taeyong charmant und mir klappte fast die Kinnlade runter.

Dieser Mann log, bis sich die Balken bogen.
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Die Teetasse vor mir dampfte in schönen Mustern vor sich hin und besaß meine volle Aufmerksamkeit, während sich Taeyong mit meiner Mutter unterhielt. Hin und wieder fasste ich ein paar Gesprächsfetzen auf wie "Das Ist wirklich Süß!" oder "Und dann hatte sie die Eiscreme an der Nasenspitze." während Taeyong lachte, als wäre alles was er erzählte wirklich passierte und er würde wahre Freude mit diesen Momenten verbinden. "Wieso bist du denn so ungeschickt Yuseon?", lachte meine Mutter amüsiert von Taeyong's Lügengeschichten und Ich richtete meinen Blick lächelnd auf sie. "Ich weiß nicht. Ich war wohl nervös..", antwortete ich, bevor der Dampf meiner Teetasse wieder interessanter war.

Sie schien meinen vor Lügen triefenden Kommentar offensichtlich für wahr zu halten, denn sie unterhielt sich direkt danach weiter angeregt mit Taeyong, der genau so gerne wie sie wohl über unsere wunderschöne ausgedachte Begegnung in Italien redete. "Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, nachdem wir uns in der selben Abteilung der BMW Hauptzentrale in Rom trafen. Sie saß zwei Schreibtische neben mir und hat direkt meine Aufmerksamkeit am ersten Tag auf sich gezogen. Sie haben eine ausgesprochen hübsche Tochter Frau Go. Gute Gene.", schmeichelte er ihr zum Schluss und ich musste mich extrem zusammenreißen, um nicht zu würgen.

Meine Mutter sprang auch noch darauf an und kicherte, um sich daraufhin dann die Hand vor das Gesicht zu halten, als wäre sie geschmeichelt. Meine Augen machten einen großen, genervten Bogen, sodass Mama ihn aber nicht sehen konnte. Plötzlich griff Taeyong's Hand nach meinem Oberschenkel und krallte sich gar fest. Meine Augen trafen seine und er lächelte mich liebevoll an, bevor er weiter das Gespräch mit meiner Mutter suchte, doch ich sah die leise Warnung in seinen Augen.

"Solltest du dich auffällig verhalten..., stirbt sie."

Ich schluckte jeden Ekel hinunter und lächelte einfach wie Taeyong's persönliche Marionette vor mich hin, nickte gegebenenfalls zustimmend....
Ich wollte schreien, so laut ich konnte in der Hoffnung irgendjemand könnte mich aus dieser Lage heraus holen.... Doch ich wusste das Einzige was passieren würde, wäre, dass die Leichen sich unter mir stapeln.

Ich half meiner Mutter mit dem Geschirr, dass sie auf dem Wohnzimmertisch aufgestapelt hatte und trug es in die Küche. Sie spülte die Teekanne und die dazugehörigen Teetassen gerne per Hand, da sie meinte die Geschirrspülmaschine würde ihnen den wunderschönen Glanz nehmen. Während sie also spülte, trocknete ich still ab und hörte Ihren Schwärmereien zu. "Das wäre ein toller Schwiegersohn Yuseon, behalte ihn! Du bist sowieso schon so alt, es wurde Zeit dass du jemanden findest.", nuschelte sie glücklich vor sich hin.

"Zu alt?! Gar nicht wahr..." Ich lachte leicht und sortierte die Tassen in den Schrank ein. Sie war so erleichtert... Wenn sie nur wüsste.

"Ich dachte nicht, dass dir so jemand Gutaussehendes in die Arme fällt, aber ich hab meine Kleine wohl unterschätzt."
"Was soll das denn heißen? Dass ich nicht hübsch genug für ihn wäre... Ich meine bin.", fragte ich und sie winkte schnell ab. "Nein, Nein! Aber meistens suchen sich die Hübschen die Hässlichen aus. Sie sagen immer alle es liegt an der Persönlichkeit nicht dem Aussehen.", erwiderte sie und seufzte. "Aber jetzt haben zwei Hübsche zueinander gefunden, die auch noch beide eine gute Persönlichkeit haben. Er ist wirklich nett Yuseon. Behandelt er dich auch gut?", wollte sie wissen und ich hörte kurz auf die Kanne abzutrocknen.

Als sie das kurze Zögern wahrnahm, schaute meine Mutter zu mir und ich lächelte wie auf Knopfdruck. Mir zerriss es fast das Herz ihr solche fatalen Lügen erzählen zu müssen, aber es war zu ihrer eigenen Sicherheit. Lieber war sie sicher, als ich. "Ja, er behandelt mich sehr gut... Er ist perfekt Mama.", antwortete ich und ein breites Lächeln zierte dann ihr Gesicht, bevor sie mich in ihre Arme schloss. Hinter ihrer Schulter, außerhalb ihres Blickwinkels, bröckelte die Lüge auf meinem Gesicht und ich drückte sie fest an mich.

Ich wusste nicht, ob ich sie nochmal sehen würde.... "Ich hab dich lieb Mama.", flüsterte ich und sie strich mit ihrer Hand über meinen Rücken. Als sich meine Lider etwas hoben blickte ich in Taeyong's Gesicht, dass durch den dunklen Türrahmen noch blasser wirkte als sonst. Die natürliche Blässe umgab ihn beinahe wie eine schwarze Aura. "Ich hab dich auch lieb Kleines.", flüsterte meine Mutter zurück und eine Träne löste sich in meinen Augen, um sich ihren Weg über meine Wange zu bahnen.

Als wir uns voneinander lösten Strich ich diese unauffällig weg und Taeyong ergriff das Wort. Vielen Dank für ihre Gastfreundschaft und es war sehr schön sie kennenzulernen Frau Go, aber wir müssen jetzt leider gehen." Sein Tom war bedauernd und wie auf ein Kommando zog ich meine Schuhe an, um mit ihm wieder verschwinden zu können, mit der unterschwelligen Angst, nie wieder zurück zu kommen.

"Passt gut auf euch auf drüben in Italien...", meinte Mutter und man merkte ihr an, dass der Gedanke so weit weg von mir oder besser gesagt uns zu sein, sue belastete und sentimental machte. "Ruf mich an wenn du Zeit hast Kleines.", lächelte sie leicht und strich noch einmal über meine Haare, was ich mit einem Nicken erwiderte. "Wir sehen uns Mama."... hoffentlich, ergänzte ich in meinem Kopf, als Taeyong seine Hand an meinen Rücken legte und mich aus der Wohnung drückte mit einer letzten Verabschiedung an meine Mutter.

Und dann schloss sich die Tür. Die zurückgehaltenen Emotionen überschwammen mich als wir die Treppe hinunter liefen und sorgten dafür, dass meine Knie nachgaben. Ein Schluchzen verließ meine Kehle, als ich mich unten im Treppenhaus auf eine Stufe niederlassen musste, um nicht plötzlich zu Boden zu sinken. Ich hielt mir die Hände vors Gesicht als die Tränen über mein Gesicht flossen im Wissen, dass ich endgültig verloren war. Nicht mehr mal die Polizei würde mir jetzt noch helfen können.

Aber zumindest waren die Leute, die ich liebte in Sicherheit.
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*Italien*

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