// 35 - Der blutrote Junge \\

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[Ein etwas längeres Kapitel dieses Mal, hoffe ihr habt euch genug Zeit genommen ;)]

"Das Ist dein Zimmer.", meinte sie, zog einen Schlüssel hervor, wobei mich das Klirren kurz erschaudern ließ. Sie sperrte auf und ein heller Raum kam mir entgegen. Das komplette Gegenteil meiner Zelle und dem was ich eigentlich gewohnt war.
"Willkommen in deinem vorerst neuen zu Hause."....
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Die dunkelroten Vorhänge vor meinen verschlossenen Fenstern ließen das Mondlicht rötlich in meinen Raum fallen. Das cremefarbene Bett roch nach Waschmittel und erinnerte mich leicht an zu Hause... Die Matratze in der Zelle war nichts gegen dieses Bett. Die Wandfarbe schien in der Dunkelheit gräulich, obwohl sie eigentlich eher weiß war. Oder Eierschale? Ich war nicht gut darin Farben zu differenzieren.

Dass der Teppich aber, genauso wie die Vörhange, rot war, konnte ich erkennen. Ein relativ dunkles rot, Weinrot sogar, wenn man es so nennen wollte. Taeyong's Assoziationen mit Blut und dem Tod schienen sogar in der Gestaltung seiner Zimmer hervorzutreten. Das Bett, dass direkt neben dem Fenster an der linken Wand statt, war gegenüber einer anderen Tür. Ich hatte sie bereits einmal kurz geöffnet. Dahinter verbarg sich ein Badezimmer, dass ebenfalls in relativ hellen Tönen gehalten war, ein paar grüne Pflanzen beherbergte und, wer hätte es gedacht, dunkelrote Akzente wie Handtücher und Seifenspender aufwies.

Wäre man ahnungslos, würde die Innenarchitektur hier für viele sehr aufreizend wirken, aber ich kannte Taeyong, kannte seine Gangmitglieder und wusste genau, dass das nicht alles einfach wahllos eingerichtet war.

Mein Blick wanderte zu meiner Zimmertür, die Hyuna abgeschlossen hatte. Ich fühlte mich etwas hintergangen, nachdem ich dachte Hyuna wäre etwas vertrauenswürdig... Aber Leute ändern sich nicht, es war falsch von mir, Hoffnung geschöpft zu haben.
Mein leises Seufzen hallte durch den Raum und meine Hand strich über den hellen Stoff des Bettes. Ich erhellte die kleine Lampe auf meinem Nachttisch, der aus hellem, gar weißem Holz gefertigt war.... Das Zimmer würde fast klinisch rein wirken, wenn es durch das Bett mit den vielen Kissen in verschiedenen Rottöne und den roten Sessel in der Ecke neben der Tür rechts von meinem Bett nicht so auffällig blutig wäre. Es sah gemütlich aus, war aber in meiner Situation eher unangenehm zu sehen...

Vor allem jetzt in dem gedimmten Lichtschein der Lampe funkelte alles nur so vor rot...
Rot... Alles war rot... Sogar seine Haare. Überall war Blut. Sogar die Gänge waren überschwemmt damit... Es dann förmlich aus den Ecken und Kanten.
Ich strich frustriert mit meinen Händen über mein Gesicht und schaute zu dem Schrank, der links neben der Badezimmertür aufgebaut war. Als ich aufstand und ihn öffnete fand ich ein paar einfache Kleidungsstücke vor. Dunkle, etwas längere Shirts, schwarze Leggins, schwarze Unterwäsche, helle hoodies... Naja zumindest hatte ich etwas zum anziehen. Das T-Shirt, das ich momentan trug, hatte ich seit meiner letzten Sitzung mit Taeyong an...

Ich legte mir Sachen heraus und entschloss mich letztlich duschen zu gehen. Dass ich eingesperrt war, war ich irgendwo schon gewohnt. Das hielt mich aber nicht davon ab, duschen zu gehen, wenn sich mir schon die Möglichkeit bot.

Das heiße Wasser, dass meine Wunden nach unten lief, brannte kurz. Letztlich wurde meine Haut aber einfach nur taub und ich genoss den wohligen Geruch des Shampoos.
Das war zusammen mit meinem einmaligen Besuch des Gartens der erste Lichtblick in einiger Zeit... Ich wollte das Wasser ewig genießen, aber meine Haut begann bereits langsam aufzuweichen, also entschied ich mich, aus der Dusche zu steigen und mich abzutrocknen. Meine Haare glänzten, als hätten sie schon ewig keinen besseren Tag mehr gesehen... Haben sie ja auch nicht wirklich.

Als ich in mein Zimmer zurück lief, zog ich mir schnell eines der Shirts mit einem Hoodie darüber und der schwarzen Leggins an.
Plötzlich klopfte es an der Tür.
Ich fror in meiner Bewegung ein und schaute die Tür an, bis mir auffiel, dass sie abgeschlossen war.
Wieso zur Hölle klopfte die Person, wenn ich sowieso eingeschlossen war?
Ich fuhr mir einmal kurz nervös durch meine feuchten Haare, die ungeordnet an meinem Kopf lagen und setzte mich auf mein Bett, als meine Tür aufgeschlossen wurde.

Das Klirren der Schlüssel ließ mich immer noch erschaudern.
Rote Haare blitzten durch den Türspalt und von allen Personen, die hinter der Tür hätten sein können, war es natürlich niemand anderes als Taeyong...

Sein Blick traf meinen als er in den Raum trat und die Tür hinter sich wieder schloss.
Es herrschte Stille und er brach unseren Augenkontakt ab, um sich auf den blutroten Sessel fallen zu lassen, der in der Ecke neben der Tür stand.
"Wie gefällt es dir bisher... Yuseon?", begann er, nachdem er sich einmal kurz umgeblickt hatte.
"Wir haben schon lange kein Gespräch mehr geführt... Schon nicht mehr seit du hier eingetroffen bist.", fuhr er fort und ich lachte gehässig auf. Er ließ es so scheinen, als wäre ich freiwillig hergekommen. Dabei hat er mich entführt...

"Wie gefällt dir dein Leben hier bisher?", wiederholte er grinsend und fuhr sich einmal durch die Haare, die ihm lose vor der Stirn hingen.
"Super, ich fühle mich sehr willkommen und für mich wird rund um die Uhr gesorgt.", antwortete ich und löste meinen Blick von ihm, um meine Hände unbehaglich unter meinen Beinen zu verstecken.

Er lachte leicht. "Ich höre die Ironie heraus. Ich mag dich, aber leider Gottes musstest du ja deine Nase in fremde Angelegenheiten stecken. Und dann gleichst du auch noch jemandem, den ich einst kannte.... Du hast wirklich Pech gehabt die letzten Wochen.", seufzte er und spielte vor, wirklich Mitleid mit mir zu haben.
"Wie lange bin ich schon hier?", fragte ich, ohne seine vorherigen Worte zu beachten.

"Seit etwa 3 Wochen...", antwortete er und ich spürte seinen Blick auf mir, der mich durchbohrte wie eine Schraube ein Brett.
"Fühlt sich an wie eine Ewigkeit..", seufzte ich und meine Augen trafen daraufhin wieder seine.
"Weißt du warum du hier bist?", wollte er wissen, nachdem wir uns für eine Weile nur leise angesehen hatten.
Er ließ mich aber erst gar nicht antworten.

War wohl eine rhetorische Frage, denn er setzte schon an, sie selbst zu beantworten.
"Ich bin kein sturer Mensch... Ich höre auf Ratschläge, die mir von Bekannten gegeben werden... Von Leuten denen ich vertraue.", begann er zu philosophieren und sein Blick wandte sich ab, um aus dem Fenster zu schauen. "Einer von diesen Leuten ist Baekhyun... Ich würde ihm mein Leben in die Hand legen, wenn es darauf ankäme. Also befolge ich auch seine Ratschläge, wenn sie nicht vollkommen absurd und hirnverbrannt sind. Ich habe reichlich überlegt und bin zu dem Entschluss gekommen, dass er im Endeffekt Recht behielt. Meine Therapiemöglichkeiten mögen etwas veraltet sein und nicht bei jedem anschlagen.... Etwas Neues könnte bei Manchen etwas bewirken.", erklärte er und zum Ende hin drehte er seinen Kopf wieder zu mir.

Meinte er das ernst?...
"Das ganze was du hier treibst ist absurd und hirnverbrannt Taeyong. Du fügst Leuten die du nicht kennst und die dir vollkommen am Arsch vorbei gehen sollten Schmerz zu..."
Meine Augenbrauen zurrten sich zusammen.
"Menschen die ich nicht kenne... damit hast du Recht. Aber Menschen die mir am Arsch vorbei gehen sollten...?"
Er lachte auf, bevor er sich dann süffisant wieder zurück lehnte. "Ich glaube du weißt gar nicht warum die Meisten hier sind... Soll ich dir ein Geheimnis über deine Freunde Jackson und Yoorim verraten?"
Mit jedem Wort wurde sein Grinsen breiter und ich misstrauischer.

"Die Zwei  sind nicht ohne Grund hier Yuseon."
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*Blutrot*

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