City Lights [l.ty]

// 41 - Meine Schuld \\

Die Tür hinter uns öffnete sich ein weiteres Mal und die restlichen Mitglieder stürmten aus den Hallen des Untergrunds.
Knapp gefolgt von den aggressiven Muskelpaketen.

Es blieb nicht genug Zeit für uns alle, um in den Van zu springen. Also traf Taeyong eine Entscheidung, zog mich hinter den Wagen, stellte sicher, dass alle im Van waren und nahm meine Hand, um zu rennen. Der Wagen fuhr auf quietschenden Reifen davon und somit verschwand auch unser letzte Schutz vor den fliegenden Kugeln. 

Wir hörten die Schüsse und rannten ohne zurückzublicken in den Wald.
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Es war unser Glück, dass diese gruseligen Muskelpakete nicht die besten Schützen waren. Zwischen den Bäumen hatten sie uns verloren und letztlich aufgegeben uns zu suchen. Ich spürte wie kurzzeitig die Panik und Nervosität von mir abfielen.... Erleichtert seufzte ich und lehnte mich gegen einen Baum, während ich möglichst viel Sauerstoff in meine Lungen pumpte. Taeyong und ich waren beide aus der Puste vom Rennen, doch man merkte deutlich, dass er der Sportlichere von uns war.

"Was zur Hölle ist passiert..", flüsterte ich nur noch verzweifelt vor mich hin und stützte meine Hände auf meinen Oberschenkeln ab. Die ganzen Ereignisse spielten sich immer und immer wieder vor meinem inneren Auge ab, wiederholten sich wie eine zerkratzte Schallplatte in meinem Gedächtnis.
Jetzt wo ich nicht mehr unter dem großen Einfluss des Schocks stand, erschienen mir die Ereignisse noch viel schlimmer.

Unmengen an Menschen waren dort drinnen wahrscheinlich gestorben. Manche hatten sicher nicht überlebt, bei den anderen konnte ich es nicht abschätzen. Ich hoffte irgendwo tief in mir, Changkyun würde überleben... Er hätte mich einfach von Chanyeol erschießen lassen können, aber er war bereit gewesen mich dort heraus zu holen, egal was es dafür brauchte... Ich hatte es in seinen Augen gesehen. Und als diese Augen dann plötzlich den Schimmer des Lebens verloren, da er immer mehr verblasste, löste das in mir unglaublich großes Mitleid und Mitgefühl aus. Ich wollte niemandem den Tod wünschen, aber am wenigsten momentan noch Changkyun....

Ich konnte nur hoffen, dass Hyunjin gute erste Hilfe leistete.

"Geht's dir gut?...", fragte Taeyong in die Stille hinein und trat näher an mich heran.
Ich nickte leicht abwesend und richtete mich aus meiner erschöpften, gebeugten Haltung auf. "Irgendwelche Verletzungen?", fragte er und examinierte mich mit seinen Augen von oben bis unten. "Nein alles gut.", wiederholte ich und klopfte den Staub von meinem zerrissenen Shirt und meinem Hoodie.
Er seufzte leise und nickte dann.

"Changkyuns Wagen. Weißt du noch wo er ihn geparkt hat?... Das war das einzige, dass ich nicht mitbekommen habe.", meinte er und schaute nochmal prüfend in die Richtung aus der wir kamen, ob uns nicht doch irgendwer gefolgt war.
"Ja, etwa 3 Minuten zu Fuß von der anderen Seite des Tunnels... Ich weiß bloß nicht wo wir sind.", meinte ich leicht ratlos, da ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sah.
Alles sah gleich aus.

"Nicht weit von der anderen Seite.", stellte er fest und nahm dann seine Beine in die Hand. Er hatte wohl viel vor... Wir waren doch eben erst gerannt. Seufzend folgte ich ihm und achtete darauf nicht über irgendwelche morschen Äste zu stolpern.
"Du hast gesagt Changkyuns Auto wäre das einzige, was du nicht mitbekommen hast.... Du warst also schon die ganze Zeit über da hinten in diesem Raum?", fragte ich und er nickte, was ich nur kurz im Augenwinkel mitbekam.
"Wieso hast du Changkyun und mich dann extra losgeschickt? Alleine? Er wurde deswegen angeschossen.", meinte ich und merkte, wie ich mich zum Ende hin etwas im Ton vergriff. Es klang anklagend, schnippisch gar...

Er blieb stehen als wir am Auto ankamen.
"Einsteigen.", meinte er nur und setzte sich hinter das Lenkrad. Leicht fassungslos blickte ich kurz auf die Stelle an der er gestanden hatte. War das sein Ernst?

Ich stieg ein und setzte mich auf den Beifahrersitz. Ohne ein Wort brummte der Motor unter mir auf und wir fuhren davon.
Dass die Muskelpakete und Handlanger von Chanyeol den Wagen nicht gefunden hatten wunderte mich dann doch etwas... So lang war der Tunnel nicht, also war der Wagen mit dem Changkyun und ich hergefahren sind, auch nicht so weit von der Stelle entfernt, wo Jessi auf quietschenden Reifen davon fuhr.

"Du solltest aufpassen was du sagst Yuseon."
Meine Augen flackerten zu ihm und er umfasste fest das Lenkrad. Seine bereits hervorstechenden Fingerknöcheln färbten sich durch den ausgeübten Druck weiß. Seine andere Hand umfasste mit ihren schlanken Fingern die Gangschaltung, als er hoch schaltete und das Gas durchdrückte.
Sein Kiefer war angespannt und es zeichnete sich eine Ader auf der Seite seines Halses ab.

"Ich übernehme natürlich die Schuld für alles was passiert ist. Das mit Changkyun, das mit Chanyeol... Aber ob ich wirklich die Schuld habe kannst nicht du entscheiden. Er wurde nicht wegen mir angeschossen. Und wenn wir Leuten jetzt schon die Schuld in die Schuhe schieben, wegen wem ist Chanyeol wohl erst aufmerksam auf uns geworden?", fuhr er fort und ich schaute ihn kurz entsetzt an.
"Du willst mir dafür die Schuld geben?", fragte ich zurück und seine Augen trafen kurz meine, bevor sie sich wieder auf die Straße fokussierten.

"Wie gesagt ich nehme die Schuld auf mich. Darüber nachdenken solltest du aber trotzdem. Ich bin niemand, der mit Euphorie zusieht, wie seine Freunde fast sterben."
Mit diesen Worten beendete er das Thema und ich hatte auch nichts mehr zu sagen. Ich wandte meinen Blick einfach nach draußen und schwieg bis wir zurück im Versteck der Ralayc's waren.

Hatte ich wirklich die Schuld?...
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*Fluchtwagen*