Ich trinke mein Glas Saft aus und ziehe mich zusammen mit meinem Handy ins Wohnzimmer zurück. „Hey, kannst du mir vielleicht mal erklären, was gestern los war?", fragt Alex, der mir wohl gefolgt ist. „Ich habe eine Phobie gegen Männer. Solange du auf Abstand bleibst, ist alles gut", sage ich. „Okay, ich komme nicht näher. Was machen die Schmerzen?", fragt er. „Sind wieder weg", lüge ich. In Wirklichkeit nehmen sie wieder zu. „Okay. Ich gehe wieder rüber", sagt Alex und verlässt den Raum. Ich atme erleichtert auf und spiele an meinem Handy herum. Nach einer Weile gehen Alex und Paula wieder. Ich genieße die Ruhe. „Jamie, ist alles in Ordnung?", fragt mich plötzlich jemand. Ich zucke zusammen und sehe Tabea. „Ja, alles bestens", sage ich. Sie setzt sich zu mir. „Was wollen wir denn heute kochen?", fragt sie. „Keine Ahnung, ist mir ehrlich gesagt auch egal", murmele ich. „Na komm mal mit, wir suchen was", sagt Tabea und schleift mich in die Küche.
Letzten Endes entscheiden wir uns für einen Auflauf. Ich bereite das Gemüse vor, während Tabea alles andere macht. Wir mixen alles in einer Auflaufform und schieben diese in den Ofen. Anschließend verziehe ich mich wieder ins Wohnzimmer, da die weiche Lehne meinem Rücken gut tut. „Ist alles okay?", fragt Miriam, die ich überhaupt nicht bemerkt habe. „Ja, alles bestens", murmele ich. „Dir tut doch was weh, das sehe ich", sagt sie musternd. „Nein, alles super", sage ich und grinse sie unschuldig an. „Ich glaube dir zwar nicht, lasse es jetzt aber mal so stehen", murmelt sie und verdreht die Augen. „Ich gehe den Tisch decken", sagt Miriam nach einigen Minuten und verlässt den Raum. Ich lege mich hin und genieße die Ruhe. Auf einmal spüre ich jemanden über mir atmen und reiße die Augen auf. Meine Mutter scheint da zu sein. Sie kitzelt mich durch. Ich schreie schon vor lachen und ziehe die Beine an, sie hört aber nicht auf.
„Lass sie mal, Jamie bekommt ja keine Luft mehr", sagt Tabea, die wohl auf meine Schreie aufmerksam geworden ist. Endlich hört meine Mutter auf und ich bekomme wieder Luft. „So, Test erfolgreich bestanden", sagt Mama und hilft mir hoch. „Na danke", maule ich. „Kommt, es gibt essen", sagt Tabea. Ich folge ihr und setze mich an den Esstisch. Constanze ist mittlerweile auch wieder aufgestanden. Ich schaufele mir eine Portion Auflauf auf den Teller und genieße mein Essen. „Wer hat das gemacht?", fragt Charlie. „Jamie und ich, wieso?", fragt Tabea. „Ihr beide seid für die Küche verantwortlich in Zukunft", sagt sie. „Keine Zeit, ich muss doch auch arbeiten", lacht Tabea. „Ich kann das übernehmen. Wenn ihr einen Einsatz hier habt, wisst ihr ja was passiert ist", grinse ich. „Lieber nicht", sagt Charlie. „Lieber was nicht? Mich kochen lassen?", stichele ich.
„Ne, einen Einsatz hier haben. Versprich mir bitte, dass du vorsichtig bist", fordert Mama. „Ja, versprochen. Was soll ich morgen dann kochen? Und wer ist alles daheim?", bombardiere ich sie mit Fragen. „Ich bin morgen erst wieder mittags da", sagt Charlie. „Ich hab 24-Stunden-Schicht", seufzt Tabea. „Und ich dafür frei", sagt Constanze. „Wir haben Spätschicht", sagen Hannah und Miriam. „Also immer jemand da", sage ich. „So sieht's aus. Ich muss jetzt aber los", sagt Miriam. „Und ich auch gleich", murmelt Hannah und räumt ihren Teller auf.Ich folge ihr in die Küche. „Ich meine es ernst: keine Einsätze in diesem Haus", ruft mir Charlotte nach. „Das kann ja was werden", murmele ich. „Ach komm, das wird super", sagt Hannah und nimmt mir den Teller ab. „Musst du nicht los?", necke ich sie. „Stimmt. Bis dann", sagt Hannah und ist ebenfalls weg. Ich hole mir ein Wasser aus dem Kühlschrank und gehe ins Wohnzimmer. „Jamie, hast du dir was zu trinken mitgenommen? Du musst Flüssigkeit zu dir nehmen", ruft Mama. „Ja. Hab ich", rufe ich. Soll ich das Wasser vielleicht verstecken, um sie zu ärgern?
Ach, lieber nicht. Ich will erstmal mit meinen Schmerzen klarkommen. Da brauche ich am zweiten Tag daheim nicht gleich Stress mit meiner Mutter. Charlie kommt ins Wohnzimmer und kuschelt sich zu mir. „Tut dir der Rücken wieder weh?", fragt sie. „Es geht", antworte ich. Ich kann sie einfach nicht anlügen. Natürlich habe ich schmerzen. „Brauchst du was dafür?", fragt Mama. „Nur ein weiches Kissen", sage ich und lehne mich dabei grinsend an sie. „Aha, das meinst du", lacht sie und streicht mir die Haare aus dem Gesicht. „Ich muss einkaufen fahren. Kommst du mit?", fragt sie. „Klar", sage ich. Schnell ziehe ich mir meine Schuhe an und laufe zum Auto. Während der Fahrt starre ich abwesend durchs Fenster. „Jamie, was ist denn los? Du bist so abwesend", rüttelt Mama mich auf einmal. Ich zucke zusammen und schaue sie an. „Tut mir leid, ich habe nachgedacht", murmele ich und steige aus. Wir kaufen alles mögliche ein und fahren dann zurück in die WG. Ich helfe, alles auszuladen und zu verstauen. Dann mache ich es mir auf der Couch bequem und genieße die Ruhe. Irgendwann ist es mir zu ruhig und ich stelle Musik an. Dazu tanze ich ein bisschen. Als das Lied zu Ende ist, vernehme ich Applaus. Ich drehe mich um und sehe, dass meine Mutter und Tabea im Türrahmen stehen. „Habt ihr mich etwa beobachtet?", frage ich und laufe tiefrot an. „So sieht's aus", sagt Tabea und lässt sich auf die Couch fallen. Na super. „Das machst du echt super. Du könntest in einen Verein gehen", schlägt meine Mutter vor. „Nein, soweit bin ich noch nicht. Soll ja nur mal ab und zu zum Spaß sein", protestiere ich.
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Help me, so I help you
FanfictionJamie ist 16 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater in Köln. Die Mutter ist vor einigen Jahren abgehauen. ------------------------- „Dieses Halsband wirst du tragen, sobald du das Haus betrittst. Und wag es bloß nicht, es abzunehmen", brüllt der Vater...