Meine Mutter kommt angerannt und begreift den Ernst der Lage sofort. Sie hastet davon, in Richtung Behandlungsraum. Im nächsten Moment habe ich eine Sauerstoffbrille in der Nase stecken. Jedoch ist die Luftzufuhr noch immer nicht möglich. „Gib mir das Intubationsset", verlangt Tabea. Panisch schüttele ich mit dem Kopf. „Das muss leider sein, Maus", sagt Mama und reicht ihrer Kollegin und Freundin etwas. Zuerst leuchtet sie mir in den Hals. „Der ist zugeschwollen, da komme ich niemals hinein", stellt Tabea fest. „Dann mach verdammt nochmal einen Luftröhrenschnitt", sagt meine Mutter panisch und laut. Tabea setzt ein Skalpell an meiner Kehle an und macht einen Schnitt. Sie schiebt mir einen Schlauch hinein und beatmet mich über einen Beutel. Endlich füllt meine Lunge sich wieder mit Luft. „Du rufst jetzt einen RTW", weist meine Mutter jemanden an. Wieder schüttele ich panisch den Kopf. „Halt still, ich muss dich beatmen", befiehlt Tabea mir. Ich verdrehe die Augen. „Maus, es muss leider sein, dass wir einen RTW rufen. Wir haben keine Beatmungsgeräte hier, um dich fachgerecht versorgen zu können. Tut mir leid, Süße. Ich weiß ja, wie es dir bei diesem Gedanken geht", erklärt mir meine Mutter verständnisvoll und mitleidig. Ich schaue sie mit glasigen Augen an. Ihre sind ebenfalls glasig. „Ich komme mit, keine Angst", sagt sie und streichelt mir über den Kopf. „Tut dir sonst noch was weh?", fragt Tabea mich. Ich zeige auf meine Brust. „Oh weh, das hört sich nicht so gut an", meint sie. Ich schaue sie panisch an. „Hör doch auf damit, du machst ihr Angst", sagt Charlie tadelnd.
Wenig später hört man den RTW. Türen schlagen zu und man hört Stimmen. Kurz darauf kommen vier Personen herein. In mein Sichtfeld treten Alexander Hetkamp, Jacky Wendt, Franco Fabiano und Benjamin Hoffer. „Ich sehe schon, wir haben Probleme mit der Atmung", sagt der Notarzt. „Mir fällt gleich die Hand ab", meldet sich Tabea. Franco übernimmt für sie. „Dann mal ab in die Klinik", sagt Alex und weist Benjamin an, die Trage zu holen. Ich schüttele den Kopf. „Halt still, sonst kann ich dich nicht beatmen", sagt Franco und hält den Schlauch fest. „Sie will nicht in die Klinik. Sie hat Schiss vor Ärzten und Krankenhäusern", informiert Charlie die Rettungskräfte. „Aber ihr seid doch ...", sagt Franco. „Uns kennt sie mittlerweile. Hat alles mit Vertrauen zu tun", sagt Tabea. „Gib mal her, ich mache weiter", sagt Alex und nimmt Franco den Ambubeutel aus der Hand. Sie laden mich auf die Trage und schieben mich in den RTW. „Tabea, kannst du bitte mit ihr fahren? Ich muss die Gäste verscheuchen", sagt meine Mutter. Sie nickt und steigt zu mir ein. „Gib mir das, ich übernehme wieder", sagt Tabea und greift nach dem Ambubeutel. „Nicht nötig, wir haben dir Beatmungsmaschine hier", sagt Alex und steckt mir ein Kabel auf den Schlauch in meinem Hals. „Mach mal den Mund weit auf, ich möchte dir in den Hals schauen", sagt Alex. „Der ist stark geschwollen", sagt Tabea. Ich öffne meinen Mund und lasse mir hineinleuchten. „Krass, der ist wirklich geschwollen. Da passt nicht einmal ein Faden hindurch. Hast du irgendwelche Allergien?", fragt er. Ich schüttele mit dem Kopf. Er notiert sich dies. Dann fährt der RTW los und Tabea nimmt meine Hand. Ich schließe die Augen. „Hey, bleib wach", sagt Alex und klatscht mir auf die Wange. „Sie ist wach, sie hat nur Angst", sagt Tabea, als ich sie ansehe. Sie weiß genau, was los ist. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, um nicht gleich loszuheulen.
Als wir in der Klink ankommen, bringen sie mich in den Schockraum. „Grüß Gott, Seehauser mein ...", sagt ein Mann mit Brille, als er den Raum betritt. Als er Tabea sieht, hält er inne. „Hallo, Freddie", sagt sie. „Freddie, sie hat keine Allergien und sonst haben wir nichts gemacht, da Tabea schon einen Luftröhrenschnitt getätigt hat", sagt Alex und verschwindet dann. „Ich gebe dir erstmal ein Antiallergikum. Hoffentlich schwillt der Hals dann etwas ab. Sonst irgendwelche Schmerzen?", fragt er. Ich deute auf die Brust. „Darf ich?", fragt er. Ich nicke. „Freddie? Lass mich das bitte machen. Sie hat Angst vor Ärzten und Krankenhäusern", sagt Tabea. „Aber ihr seid doch ...", beginnt er. „Sie vertraut uns", sagt Tabea und streichelt mir über den Kopf. „Okay, dann überlasse ich dir das Feld", meint er und geht einige Schritte zurück. Er sucht im Schrank herum und reicht Tabea eine Spritze. Als ich diese sehe, weiten sich meine Augen. „Ist nur wegen der Allergie", sagt sie. „Moment, hat sie denn keinen Zugang?", fragt plötzlich Freddie. „Oh, noch nicht", meint Tabea. Sie suchen alles zusammen und legen mir einen Zugang. Dann gibt sie mir das Medikament. „Wird es schon besser?", fragt sie. Ich schüttele den Kopf. „Tabea, schau mal wegen den Schmerzen", erinnert Frederik. „Ach ja, richtig. Darf ich?", fragt sie. Ich nicke. Tabea zieht mein Shirt nach oben und drückt ein bisschen herum. „Ich mache mal ein Ultraschall", meint sie und hält den Schallkopf auf meine Haut. „Das sieht nicht so gut aus, vielleicht schaut da lieber ein Spezialist darüber", meint sie. „Okay, also ich rufe mal oben, auf Station, an", meint Freddie und verschwindet. „Ich schaue Tabea fragend an. „Du musst vorerst hierbleiben", sagt sie. Ich schüttele heftig mit dem Kopf. „Muss leider sein, Jamie. Da kann ich nichts machen", sagt sie. „Also, auf der Inneren ist was frei", sagt er. „Ich will sie lieber auf der Pädiatrischen haben", sagt Tabea. „Aber sie hat ein anderes Problem", wendet Freddie ein. „Aber sie ist doch noch ein halbes Kind", sagt Tabea. „Weißt du was? Die Überwachungsstation ist wahrscheinlich angemessener, dort wird sie rund um die Uhr betreut", sagt Freddie. „Stimmt", seufzt Tabea. Ich habe das Wortgefecht kommentarlos beobachtet.
Sie machen die Seitengitter hoch und fahren mich ins zweite Obergeschoss. An der Schwesternkanzel erkundigen sie sich nach einem freien Zimmer und bringen mich direkt gegenüber unter. Super, ich kann nicht einmal mehr unbemerkt abhauen. Der Arzt geht und lässt mich mit Tabea alleine. Kurze Zeit später kommt meine Mutter endlich dazu. „Tut mir leid, ich konnte nicht schneller", sagt sie und nimmt meine Hand, die ich ihr schon entgegenstrecke. „Ist es schon besser mit dem Hals?", fragt sie. Ich schüttele mit dem Kopf. „Meine arme Maus", sagt sie und streichelt mir über den Kopf. „Wer ist für sie zuständig?", fragt meine Mutter. „Freddie", murmelt Tabea. „Habt ihr euch etwa schon wieder in die Haare bekommen?", fragt Mama. Tabea sagt nichts, somit schaut Charlie zu mir und ich nicke. Sie seufzt. „Nicht schon wieder. Ihr seid Kollegen", sagt meine Mutter.
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Help me, so I help you
FanfictionJamie ist 16 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater in Köln. Die Mutter ist vor einigen Jahren abgehauen. ------------------------- „Dieses Halsband wirst du tragen, sobald du das Haus betrittst. Und wag es bloß nicht, es abzunehmen", brüllt der Vater...