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„Schonend? Die wird durchdrehe.  Also, was soll ich da machen? Wie läuft das ab?", frage ich gespannt. „Ganz einfach. Du arbeitest dort zum Schein. Wenn dir was auffällt, kontaktierst du uns und wir greifen zu. Allerdings musst du auch bei der Festnahme deine Rolle glaubhaft weiterspielen. Denkst du, dass du das kannst? Es könnte eventuell mehrere Tage andauern", warnt sie mich vor. „Ich will es tun. Ich muss mich schließlich auch beruflich orientieren und sowas hat mich schon immer interessiert", sage ich. „Okay. Dann beichten wir es wohl mal deiner Mutter", seufzt Hannah. Ich nicke und folge ihr nach unten. „So, was wird hier gespielt?", fragt sie und baut sich vor uns auf. „Mama, ich ...", beginne ich. „Was hast du angestellt und was hat es für Konsequenzen?", seufzt sie. „Jamie hat nichts getan, ich habe sie nur um einen kleinen Gefallen gebeten. Darüber muss ich mit dir jetzt auch noch reden", schaltet Hannah sich ein und stellt sich schützend vor mich. „Hannah, was geht hier vor?", fragt Tabea nun auch.

„Wir haben einen Drohbrief erhalten. Jemand möchte eine Reihe Lebensmittel in einem bestimmten Markt vergiften. Um den oder die Täter zu fassen, muss man undercover gehen. Die Verkäuferin, die wir im Verdacht haben, ist im jugendlichen Alter. Da wir aber bei uns niemand passenden haben, habe ich Jamie mal gefragt", erklärt Hannah. „Und würdest du das machen, traust du dir das denn zu?", fragt Mama. „Liebend gerne, ich will unbedingt", bettele ich. „Na schön, solange ich keine Verletzten oder Tote hinterher habe", murmelt Charlie. „Das wird nicht gefährlich. Das wird einfach nur ne Überführung", grinst Hannah und nimmt mich freudestrahlend in den Arm. „Erdrück mich nicht, sonst kann ich dir nicht mehr helfen", ächzte ich. Hannah lässt mich sofort los. „Dann fahren wir am besten gleich mal auf die Dienststelle, um alles zu besprechen. Morgen wird es dann losgehen", sagt sie und schiebt mich abermals zur Tür. Ich schnappe mir im Vorbeigehen meine Jacke und meine Handtasche. Ein Glück, dass ich meine Schuhe schon an habe. „Du hast es aber mal eilig", murmele ich und schnalle mich an, bevor sie schon davonheizt.

Mit quietschenden Reifen hält Hannah schließlich vor dem Präsidium an und steigt aus. Ich steige ebenfalls aus und falle fast auf die Schnauze dabei. Ich stolpere hinter Hannah her und überlege, wo sie mich wohl hinbringen wird. Nach einiger Zeit halten wir vor einem Büro an. Hannah klopft an und wartet einige Sekunden. Dann betritt sie den Raum und zieht mich mit. Verdammt, hat die es heute eilig. Uns läuft doch nichts davon. „Ah, Hannah. Was gibt es denn?", begrüßt uns eine Frau. „Das ist Jamie. Sie hat sich dazu bereiterklärt, in der Giftsache zu helfen. Sie wird in dem Laden verdeckt arbeiten", sagt Hannah. „Mädchen, bist du dir sicher?", fragt der Mann, der an einem PC sitzt. Ich nicke. „Dann setzt euch mal", sagt die Frau lächelnd. „Ich bin übrigens Lara und das ist Bora, mein Kollege", stellt sie sich und ihren Kollegen vor. „Und ihr seid für diesen Einsatz zuständig?", frage ich vorsichtig. „So sieht's aus. Wir leiten die Ermittlungen in der Sache", sagt Bora. „Hat Hannah dir schon was erzählt?", fragt Lara. Ich nicke. „Okay. Also ab morgen wirst du dann dort als Aushilfe arbeiten. Du baust unauffällig Kontakt mit unserer Zielperson auf und beobachtest sie. Außerdem hast du immer dein Handy bei dir, damit du uns kontaktieren kannst. Gib es uns mal, damit wir unsere Nummern einspeichern", erklärt die Beamtin mir. Ich höre ihr aufmerksam zu und gebe mein Handy heraus.

„Traust du dir das noch immer zu?", fragt dieser Bora. Ich nicke wieder. „Du musst wirklich sehr überzeugend sein", sagt Lara. „Okay, bekomme ich hin", sage ich. „Glaubt mir, sie kann sehr überzeugend sein und sehr gut lügen", stachelt Hannah die beiden an. Sie weiß doch gar nicht, ob das überhaupt stimmt. „Na schön, dann hast du hier erstmal dein Handy wieder und kommst morgen früh pünktlich um halb acht mit Hannah", weist die Beamtin mich an. Ich nicke und gehe zusammen mit Hannah. „Seit wann kann ich gut lügen?", frage ich. „Seit heute, also streng dich ein bisschen an", sagt sie lachend und steigt in ihr Auto. Ich folge ihr und wir fahren wieder nach Hause. „Und, hat sie den Job?", fragt Tabea. „Aber sowas von. Und gut lügen kann sie auch", grinst Hannah. „Was?", fragt Charlie. „Das war nicht meine Aussage", erkläre ich. „Hannah?", fragt meine Mutter bedrohlich. „Ja, das habe ich gesagt. Aber ist doch nicht so schlimm, sie muss nur ein Auge auf die Verkäuferin haben", sagt sie achselzuckend. „Ich sehe jetzt schon voraus, dass das nicht gut geht", jammert Charlotte. „Entspann dich mal, wir sind ja auch in der Nähe", sagt Hannah entspannt. „Ich drehe durch", ruft Mama und verschwindet in die Küche.

„Ich gehe duschen", seufze ich und verschwinde nach oben. Dort mache ich mir erstmal das Pflaster ab. Erstaunlicherweise ist die Wunde nur klein. Ich entkleide mich und steige in die Dusche. Als ich 30 Minuten frisch geduscht aus dem Badezimmer komme, sitzt Tabea in meinem Zimmer. „Was machst du denn hier?", frage ich. „Ich will mit dir reden. Charlie macht sich total sorgen, dass etwas schiefgehen könnte", jammert sie. „Lass mich doch", sage ich. „Überleg es dir doch nochmal. Hannah ist immer voreilig", sagt sie. „Was bin ich? Also entschuldige mal, aber sie will es auch", mischt Hannah sich ein, die eben ins Zimmer gestiefelt ist. „Hört sofort auf. Ich mache es und Mama war damit einverstanden. Wenn ihr das persönlich austragen wollt, dann nicht hier", beschwere ich mich und schmeiße sie kurzerhand raus. So nen Kindergarten brauche ich nicht.

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