Sie packen sich Fiona. Um möglichst glaubhaft rüberzukommen, laufe ich auf den Hof. „Fiona, was ist hier los? Haben wir eine Lieferung bekommen?", stelle ich mich doof. „Stehen bleiben, Polizei", ruft Lara und kommt auf mich zu. Ich bleibe neben Fiona stehen. „Wer hat Ihnen die Ware übergeben?", fragt Bora meine Kollegin. „Unser Lieferant", lügt sie. Natürlich war es kein normaler Lieferant. Das wissen hier alle Anwesenden. „Sie sind erstmal festgenommen", sagt Bora und drückt Fiona gegen die nächste Mauer.„Nein. Sie hat nichts getan", rufe ich und versuche, ihn von Fiona wegzuschubsen. „Sie sind auch festgenommen. Sind Sie eine Kollegin von ihr?", fragt Lara und drückt mich ebenfalls gegen die Wand. Hannah und ihr Kollege erscheinen ebenfalls, um ihre Kollegen zu unterstützen. „Nehmt ihr sie mit?", fragt Bora und zeigt auf Fiona. Die beiden Beamten nicken.
Mittlerweile hat Lara mir die Acht angelegt. Na super, musste das sein? Bora und Lara packen mich und führen mich ab, wie in einem schlechten Krimi. Als wir alleine im Auto sitzen, schaue ich peinlich berührt aus dem Fenster. „Tut uns leid, aber wir müssen das leider so machen. Die Frau darf keinen Verdacht schöpfen und eventuell brauchen wir dich nochmal, um ein Geständnis zu bekommen", erklärt Lara. „Die hat auf alle Fälle was damit zu tun. Sie kannte den Mann", sage ich. „Deswegen brauchen wir dich ja nochmal", sagt Bora. Ich sitze zitternd auf dem Rücksitz und starre während der Fahrt auf meine Knie. Als wir ankommen, zieht Bora mich aus dem Auto und Lara packt mich am Oberarm. „Bora, da stimmt was nicht. Sie zittert", sagt Lara. „Schnell rein", sagt er und zu zweit bringen sie mich ins Gebäude. Sie tragen und schieben mehr, als dass ich laufe. Ehrlich gesagt bin ich auch kurz davor, einfach wegzuklappen.
Sie setzen mich auf den nächsten Stuhl. „Bora, mach mal die Acht ab. Schnell, sie hyperventiliert", sagt Lara panisch. Ich habe nicht mal bemerkt, dass ich schneller atme. Der Polizist fummelt an meinen Händen auf dem Rücken herum. Meine Atmung beruhigt sich langsam wieder ein bisschen. „Geht es wieder?", fragt Lara. Ich schaue die beiden einfach nur an. „Wir haben wohl doch ein bisschen viel von dir verlangt. Aber das hast du sehr sehr gut gespielt", sagt Lara und geht neben mir in die Hocke. Sie streicht mir beruhigend über die Schulter. Ich atme tief ein und aus und schließe dabei immer wieder kurz die Augen. „Bekommt ihr das alleine hin? Ich würde dann in die Vernehmung gehen", sagt Bora. Lara und ich nicken.
Bora geht und Hannah kommt. „Mein Gott, was ist denn mit dir passiert? Geht es dir gut?", fragt Hannah. „Sie hatte ne kleine Panikattacke", berichtet Lara. „Deine Mutter köpft mich, wenn ich dich so daheim abliefere", sagt Hannah verzweifelt. „Entspann dich, Hannah. Wir haben gerade mal Mittag. Das schaffen wir bis in vier Stunden", sagt Lara. „Na hoffentlich", murmelt Hannah und geht auf der anderen Seite von mir in die Hocke. Ich bekomme schon wieder leichte Panik, da auf beiden Seiten von mir jemand ist. Vor mir ist dieser Schreibtisch, also habe ich keine Fluchtmöglichkeit. Ich beginne wieder zu zittern. „Jamie, beruhige dich. Wir sind es doch nur", sagt Hannah verzweifelt. „Hannah, lass sie mal. Jamie muss zur Ruhe kommen, sonst können wir sie demnächst vom Boden kratzen", sagt Lara. Die beiden setzen sich mir gegenüber an den Schreibtisch. Jetzt habe ich Rechts und links freie Bahn zur Flucht, falls es notwendig sein sollte. Momentan sieht es zwar nicht so aus, aber man kann nie wissen.
„Hier, trink mal was", sagt Lara und stellt mir ein Glas Wasser hin. Ich nehme das Glas mit zittriger Hand und trinke einen Schluck. „Jamie, was genau ist denn los?", fragt Hannah. „Keine Ahnung, ich brauche nur ein bisschen Ruhe", sage ich und stelle das Glas wieder ab. „Die bekommst du auch. Wir gehen mal kurz raus, wir müssen in die KTU und zu Bora. Wir sind bald wieder da", sagt Lara und nimmt Hannah mit raus. Jetzt bin ich alleine im Büro. Einige Minuten werde ich jetzt für mich haben. Ich kann hier aber nicht bleiben. Also hole ich mein Handy aus der Tasche und schreibe meiner Mutter, ob sie mich abholen kann. Leider muss sie arbeiten und hat keine Zeit. Wie ich erfahre, sind auch alle anderen Bewohner unserer WG im Dienst. Heißt für mich also: laufen!
Ich schreibe Lara und Hannah einen Zettel, dass ich nach Hause laufe und sie sich keine Sorgen machen müssen. Darunter schreibe ich die Uhrzeit, damit sie wissen, ab wann ich ungefähr daheim sein werde. Dann mache ich mich auf den Weg. Ich laufe eine Abkürzung durch mehrere Seitengassen, damit ich zeitig daheim bin um essen zu machen.
Zwei Querstraßen vor dem Haus bekomme ich plötzlich ein ganz merkwürdiges Gefühl. Als ob mich jemand verfolgen würde. Ich schaue mich mehrmals um, kann jedoch niemanden sehen. Also renne ich los. Daheim angekommen verriegele ich die Tür und ziehe alle Rollläden runter. Dann rufe ich sofort Hannah an. Sie geht nicht an ihr Telefon, also spreche ich ihr auf den Anrufbeantworter, dass ich daheim bin, sie jedoch so schnell es irgend geht kommen soll.
Ich rolle mich im Wohnzimmer auf der Couch zusammen und hoffe, dass Hannah schnell da ist. Ich zittere schon vor Angst. Ich höre ein Klopfen an der Tür. Einfach nur ein Klopfen. Mehr nicht. Ängstlich krieche ich unter eine Decke und zittere am ganzen Körper. Schon wieder ein Klopfen. Das macht mich noch ganz irre, was soll das denn? Wer ist das und was will er? Oder ist das vielleicht nur der Wind? Ich sollte mich vielleicht lieber mal mit einem Messer bewaffnen, nur um sicher zu gehen, dass ich mich notfalls verteidigen kann.
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Help me, so I help you
FanfictionJamie ist 16 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater in Köln. Die Mutter ist vor einigen Jahren abgehauen. ------------------------- „Dieses Halsband wirst du tragen, sobald du das Haus betrittst. Und wag es bloß nicht, es abzunehmen", brüllt der Vater...