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Ich stelle die Musik vollends ab und setze mich auch wieder. „Aber oben hast du mehr Platz dafür", sagt Tabea. Ich überlege. Stimmt eigentlich schon. „Ich gehe mal die Wäsche machen", sagt Mama und verschwindet im Keller. Ich dagegen laufe nach oben, in mein Zimmer. Dort stelle ich die Musik wieder auf volle Lautstärke und lege mich ins Bett. Dort entspanne ich mich bei der Musik richtig.

„Jamie?", fragt plötzlich jemand. Ich falle vor Schreck aus meinem Bett und lande auf dem Rücken. „Aua", jammere ich und setze mich auf. „Was machst du denn?", fragt die Stimme besorgt. „Du hast mich doch erschreckt", beschwere ich mich. Jetzt erst erkenne ich Hannah. „Ich muss mit dir reden", sagt sie. „Was gibt es denn?", frage ich gespannt. „Keine guten Nachrichten. Dein Vater wurde ja behandelt und anschließend verhaftet. Er ist ausgebrochen, bevor er verurteilt werden konnte", sagt Hannah. Wenn ich nicht schon auf dem Boden wäre, würde ich spätestens jetzt wieder fallen. „Was?", frage ich erschrocken und beginne, am ganzen Körper zu zittern. „Jamie? Hey, komm wieder zu dir", ruft sie und klatscht mir mehrmals auf die Wange. Ich kann einfach nicht. Ich habe keine Kontrolle mehr über meinen Körper. „Charlie? Tabea", brüllt sie panisch. Ich höre jemanden rennen, dann Gepolter von den Stufen und dann geht meine Zimmertür auf. „Was ist passiert?", fragt jemand. „Sie hat einen Schock. Sie zittert nur noch und reagiert nicht", erklärt Hannah. „Mist. Ich hole schnell was", sagt Tabea und verschwindet. „Süße, kannst du mich hören?", fragt Mama. Ich drehe meinen Kopf langsam in ihre Richtung. „Hannah, pack mal mit an. Wir heben sie aufs Bett", sagt Charlie und greift an meine Schultern. Sie hieven mich zu zweit aufs Bett und legen mir einen Zugang. Meine Augenlider werden immer schwerer, bis ich schließlich einschlafe. Sie haben mir was gegeben. Schon wieder.

Aber gut, lieber schlafe ich ein bisschen, als dass ich geradeaus starre und zittere. Ich schlafe zwar, denke aber die ganze Zeit darüber nach, ob mein Vater mich finden wird.

Am nächsten Morgen wache ich unausgeschlafen und leicht panisch auf. „Hey, du bist ja schon wach", begrüßt mich jemand. Mein Kopf schnellt herum und ich sehe Hannah. „Was ... was machst du hier?", frage ich unsicher. „Auf dich aufpassen, damit dir nichts passiert", sagt die Polizistin. Mir fällt auf, dass sie ihre Waffe am Gürtel hat. „Hannah ... was hast du damit vor?", frage ich panisch und zeige auf ihre Waffe. „Das ist nur zu deinem Schutz, keine Angst", sagt sie.

„Darf ich mich wenigstens frei im Haus bewegen?", frage ich. „Sicher", sagt sie. Ich stehe auf und schwanke ins Bad. Dort wasche ich mir ausgiebig das Gesicht, um richtig wach zu werden. Dann ziehe ich mich um und mache mich fertig. Anschließend gehe ich wieder zurück ins Zimmer zu Hannah.

„Okay, dann können wir ja runter", sagt Hannah. Ich laufe die Treppe nach unten und mache mir erstmal ein Müsli. Dabei fällt mein Blick auf die Uhr. Punkt neun Uhr. Ich setze mich an die Anrichte und schaue Hannah dabei zu, wie sie sich ebenfalls ein Frühstück zusammenstellt. Ihr Frühstück besteht aus zwei Scheiben Toast mit Marmelade. Wir essen gemeinsam und räumen anschließend alles weg. „Und darf ich raus oder bin ich jetzt hier eingesperrt?", frage ich.

„Du solltest lieber im Haus bleiben. Hier kann ich dich besser beschützen und im Auge behalten", sagt Hannah. „Na schön", maule ich. „Übrigens wolltest du eh kochen", erinnert sie mich. „Das hat noch Zeit. Darf ich wenigstens ins Wohnzimmer und Musik anmachen?", frage ich mit leicht genervtem Unterton. „Ja, darfst du", sagt sie grinsend und folgt mir mal wieder. Ich lege mich auf die Couch und schlafe tatsächlich nochmal ein.

„Jamie, wach auf", sagt Hannah und tippt mich an. Ich schrecke hoch. „Was ist denn?", murmele ich verschlafen. „Mittagessen machen. In einer halben Stunde kommen alle von den Schichten", sagt sie. Ich drehe mich um und stehe schließlich auf. Eigentlich habe ich gerade keine Lust darauf aber was soll's. Ich tapse in die Küche und suche mir alles mögliche zusammen. Dann schneide ich alles klein, brate es an und mache es fertig für den Ofen. Dann decke ich den Tisch, gefolgt und beobachtet von Hannah. „Willst du mir vielleicht mal helfen?", frage ich leicht genervt. „Geht nicht, ich beobachte dich", grinst sie. Ich tapse zurück in die Küche und schaue nach, wie lange die ganze Geschichte im Ofen noch dauert.

Noch mehr als zehn Minuten. In der Zeit spiele ich auf meinem Handy herum.

Nach einer Weile geht die Tür auf und meine Mutter steht in der Tür. „Mama", rufe ich glücklich und springe sie an. „Ich habe dich auch vermisst", sagt Charlie. „Ich habe gekocht. Dauert nicht mehr lange", sage ich. „Gut, ich gehe mich mal umziehen", sagt sie und verschwindet. Ich gehe wieder in die Küche und schaue in den Ofen. Ich hole den Auflauf heraus und stelle ihn auf den Tisch. Dann setze ich mich und warte auf alle anderen. Gerade kommt Tabea nach Hause. „Miriam und Constanze kommen später. Miriam muss ne Doppelschicht schieben und Constanze hat noch nen Notfall", sagt Tabea und lässt sich seufzend auf einen Stuhl fallen.

Mama kommt auch wieder und wir essen zusammen. Währenddessen kommt irgendwann Constanze und gesellt sich dazu. „Arme Miriam. Die Arme muss die Schicht vom Kollege übernehmen", seufzt Constanze und schaufelt sich Auflauf auf den Teller. „Ist echt super, Jamie", lobt mich meine Mutter. „Oh, danke", sage ich grinsend. „Warum muss Hannah eigentlich auf mich ständig aufpassen?", frage ich.

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