Dann schließe ich die Tür und gehe wieder in mein Zimmer. Dieses Mal schließe ich die Tür nicht ab. Ich habe ja keinen Grund mehr dafür. Ich kuschele mich in meine Kissen und Decken ein, dann entspanne ich mich und versuche, das Geschehene zu verarbeiten. „Jamie? Bist du da?", höre ich jemanden. Vermutlich sieht man mich durch die ganzen Kissen nicht mehr. Ich setze mich auf und sehe Tabea. „Hey, wie gehts dir denn? Ist sicherlich ne große Belastung. Möchtest du reden?", fragt sie. „Schwer zu sagen, ob mich das belastet oder ob ich reden will. Ich bin gerade einfach wie tot, total durcheinander und ohne jegliche Gefühle", antworte ich. „Oh ... muss ich mir Sorgen machen?", fragt Tabea. „Keine Ahnung. Ich muss einfach mal alles aufarbeiten für mich selbst und mir über meine Gefühle im Klaren werden", antworte ich. „Verstehe ich sehr gut. Dann lasse ich dich mal alleine. Trink wenigstens genug", ermahnt sie mich und geht.
Ich kuschele mich wieder zurück in die Kissen und starre an die Decke. Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein. Ich träume sehr schlimme Sachen und wache schreiend auf. Ich sitze verschwitzt und schreiend in meinem Bett, umzingelt von Kissen. Mir laufen die Tränen übers Gesicht. „Jamie, was ist passiert?", meine Mutter stürmt herein. „Schlimme ... Sachen ... geträumt", jammere ich. „Komm mal her", sagt sie beruhigend und nimmt mich in den Arm. „Soll ich dir was geben?", fragt sie. „Nein. Ich ... will davon nicht abhängig werden", sage ich. „Davon wirst du doch nicht abhängig, wenn ich dir das jetzt einmal gebe", sagt Charlie. „Wieviel Uhr haben wir?", frage ich. „Halb eins in der Nacht", sagt sie. „Oh ... dann werde ich wohl doch was brauchen", murmele ich. „Ich hole schnell was. Du bleibst hier", sagt Mama streng und verschwindet. Wie kommt mit einer Tablette wieder. „Das ist eine Tavor. Du nimmst die und schläfst ganz schnell wieder ein. Und morgen ist alles gut", sagt sie. Ich nehme sie. In Sekundenschnelle hat sie sich aufgelöst und ich werde immer müder und ruhiger, bis mir die Augen zufallen. „Schlaf gut", flüstert Charlie und geht. Mehr bekomme ich nicht mehr mit. Morgens wache ich gegen halb zehn auf und schaue mich erstmal um. Mist, ich habe heute Geburtstag. Verdammter Mist, ich habe nichts geplant und will nicht feiern oder gefeiert werden. Aber trotzdem muss ich erstmal duschen, da ich von der Nacht noch völlig verschwitzt bin. Dann ziehe ich mir bequeme Sachen an und überlege, ob ich nach unten gehen soll. Ich atme tief durch und laufe nach Unten. „Jamie", ruft jemand aus der Küche. Ich laufe in die Richtung. „Alles gute zum Geburtstag", rufen mehrere Stimmen. Ich sehe Hannah, Tabea, Miriam und meine Mutter. Constanze ist wohl arbeiten. „Danke", sage ich. „Geschenke", trällert Tabea. „Erst will ich frühstücken. Ich habe Hunger", murmele ich und laufe zum Kühlschrank.
Wir essen gemeinsam. „Hannah, was läuft da eigentlich mit Tekin?", frage ich sie. „Warum fragst du?", sagt sie grinsend. „Weil ich es wissen will. Also?", bohre ich weiter. „Na schön. Er ist meine Jugendliebe", seufzt sie. „Echt?", frage ich mit großen Augen. Sie nickt. „Geschenke", sagt Tabea wieder. Sie kann es wohl kaum abwarten. Also widme ich mich den Geschenken. Ich bekomme nagelneue AirPods, eine Kette und ein Tagebuch. „Danke", sage ich begeistert und umarme sie der Reihe nach. „Heute Abend ist dann eine Grillparty. Wir haben heute viel vor", sagt Charlie. „Aber ...", will ich einwenden. „Nix da, du musst abgelenkt werden", sagt Hannah sogleich. Na super, jetzt werde ich ja doch gefeiert. „Ich wollte eigentlich nicht mehr feiern", maule ich. „Das ist uns egal. Du wirst gefeiert, weil wir das möchten", sagt Charlie. Ich seufze und lege mich im Wohnzimmer hin. „Jamie? Was hast du denn?", fragt Tabea. „Schlecht geschlafen", murmele ich. „Charlie hat mir schon erzählt, dass sie dir eine Tavor gegeben hat", sagt Tabea. „Keine Ahnung, wie das Zeug heißt. Ich habe es halt genommen und es hat einigermaßen gewirkt", sage ich. „Sollte es auch", meint Tabea. „Wolltest du was besonderes?", frage ich sie. „Ja. Deine Gartenparty muss vorbereitet werden und da wir beide jetzt erstmal einige Zeit alleine sind, können wir das machen", sagt sie. „Allein?", frage ich. „Hannah, Miriam und Charlie sind einkaufen gefahren und wollen noch was anderes erledigen", sagt sie.
„Okay. Was müssen wir tun?", frage ich. „Tische und Stühle hinstellen, dann für eine Salat- und Snackbar alles vorbereiten, drei oder vier Salate machen und dekorieren", zählt sie auf. „Dann fangen wir am besten mit den Tischen und Stühlen und der Bar an", schlage ich vor und stehe auf. „Gute Idee", meint sie. Also bauen wir alles auf und dekorieren. Anschließend machen wir die Salate. „Wer kommt denn alles?", frage ich neugierig. „Freunde, Bekannte und Kollegen", antwortet Tabea.
Ich mache den Gurkensalat, während Tabea Kartoffeln in einen Topf schichtet, ihn mit Wasser befüllt und auf den Herd stellt. Dann widmet sie sich dem Kopfsalat. „Ich glaube, wir brauchen Musik", sagt Tabea und stellt die Stereoanlage an. Das macht gleich viel mehr Spaß. „Himmel, der Grill muss noch aufgebaut werden", sagt sie plötzlich. „Lass das die anderen machen, wir haben schon genug getan", sage ich lachend. „Du lachst ja wieder", sagt sie glücklich. „Ja. Bei dir kann man nicht anders", sage ich.
Dann sind die anderen wieder zurück mit Fleisch, Wurst, Getränken und Alkohol. „Gut. Die stellen wir solange kalt", sagt sie und öffnet den bombastischen Kühlschrank. „Und was ist mit Kuchen?", fällt mir ein. „Darum haben wir uns gekümmert. Keine Sorge", sagt jemand hinter uns. Ich drehe mich um und sehe Charlie, die eine Tüte in der Hand hält. Miriam und Hannah bringen den Rest herein. „So, hier sind die Grillsachen", sagt Charlie und lädt alles aus.
Auf der Anrichte sind momentan ca. 30 Steaks, 20 Paar Grillwurst, einige Kilo Bauchspeck und zwei Torten und zwei Kuchen. „Kühlschrank", murmele ich und öffne ihn, um alles zu verstauen. „Ihr seid ja weit gekommen", stellt Miriam fest. „Jap. Der Grill muss noch aufgebaut werden und der Kartoffelsalat ist noch nicht ganz fertig", sagt Tabea, die gerade die Kartoffeln schneidet. „Ich kümmere mich um den Grill", sagt Hannah und geht in den Garten.
DU LIEST GERADE
Help me, so I help you
FanfictionJamie ist 16 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater in Köln. Die Mutter ist vor einigen Jahren abgehauen. ------------------------- „Dieses Halsband wirst du tragen, sobald du das Haus betrittst. Und wag es bloß nicht, es abzunehmen", brüllt der Vater...