Kapitel 6

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❗️Triggerwarnung❗️Dieses Kapitel enthält sensible Inhalte, welche für manche verstörend sein können.

Wir starren uns immer noch an und stehen wie versteinert.
Kyle kratzt sich verlegen am Kinn und ich senke den Blick und drehe mit dem Fuß Kreise auf dem steinigen Asphalt.
"Ich, ähm, habe eine Lieferung für ...", beginnt er die Stille zu durchbrechen und wirft einen kurzen Blick auf seinen schlauen Zettel, "für Trés Chic."
Ich hingegen kann nur ein Nicken von mir geben, weil mein Mund staubtrocken ist und Worte mich verlassen haben.
Wo sind nur die Schmetterlinge hin? Die Aufregung, die Neugier? All das ist plötzlich mit einem Mal verschwunden.
Liegt es daran, dass mich die Enttäuschung über sein Verschwinden wieder gepackt hat? Oder habe ich es doch geschafft, über ihn hinwegzukommen?
Die Situation wird immer unangenehmer, bis die Rettung in der Not kommt: Meine Schwester.
Obwohl sie mir den Auftrag gegeben hat, die Bestellung entgegenzunehmen, bin ich einfach nur erleichtert, dass sie mich, ohne es zu wissen, gerade aus einer extrem unangenehmen Situation rettet.
Ich atme auf und blicke zu Amy.
"Guten Abend. Sie sind wohl der Lieferant. Ich bin Amy."
Sie streckt Kyle die Hand hin, während er endlich seinen entsetzten Blick von mir löst und schließlich ihre Hand drückt.
"Meine Schwester Chloe wird Ihnen beim Einräumen helfen. Sie können die Ware einfach in der Lagerhalle abstellen. Ich hoffe das bereitet Ihnen keine Umstände. Ich habe noch einiges zu erledigen und wollte mich daher nur kurz vorstellen. Einen wunderschönen Abend noch."
Amy winkt ein letztes Mal und macht auf dem Asphalt kehrt. Sie ist direkt in der Dunkelheit um die Ecke verschwunden und somit bin ich erneut alleine mit Kyle.
Ohne unser Gespräch von vor zwei Wochen wieder aufzugreifen, versuche ich die Situation zu entspannen.
"Okay äh, wollen wir dann loslegen?"
Kyle nickt nur und begibt sich zur Hintertür des Transporters. Mein Blick gleitet unbewusst über seinen muskulösen Körper und ich kann erkennen, wie sich seine Muskeln beim Aufziehen der Tür an- und entspannen. Bei dem Anblick kommen mir ganz andere Gedanken hoch. Wie er mit seinen Händen meinen- Stopp! Ich schnipse die Gedanken weg und versuche mich voll und ganz auf das Ausräumen der Ware zu konzentrieren.
Kyle beginnt mir irgendwelche Kisten in die Hand zu drücken, sodass ich fast zusammenbreche, weil es immer schwerer wird. Äh danke. Ich bin nicht so stark, wie du.
Als auch er die ganzen Arme voll mit Kisten hat, taumeln wir beide zur Lagerhalle, gegenüber des Parkplatzes, um dort alles zu verstauen.
Die Lagerhalle ist riesig und längst mit weiteren Kleidungsstücken ausgestattet, was mich grinsen lässt. Amy hat gut vorgesorgt. So kenne ich meine Schwester. Immer für jede Situation vorbereitet.
Wir steuern eine freie Stelle auf dem Boden an und stapeln die Ware zu einem großen Turm, welcher zu kippen droht. Währenddessen wechseln wir kein einziges Wort miteinander. In mir fängt es an zu Brodeln und meine Fragen vermehren sich.
Wie zum Teufel kann er so ruhig bleiben, ohne auch nur ein einziges Wort von sich zu geben? Ist ihm der Abend völlig egal? Bin ich einfach nur einer seiner Flirts gewesen und mehr nicht?
Ich würde ihm sogar zutrauen, dass er mich nicht mehr erkennt. Er treibt es bestimmt wöchentlich mich Frauen. Aber verdammt, er ist auch attraktiv. Sein Bart ist mittlerweile gestutzt. Die Haare hat er zu einem lockeren Knoten aus seinem Gesicht gebunden und entblößen seine strahlenden Augen mit den dichten Augenbrauen. Sein Körper ist von Muskeln überzogen. Doch sein Sixpack wird diesmal nicht von einem engen Hemd betont. Im Gegenteil, aufgrund des weiten Arbeitshemdes ist es nicht erkennbar.
Kyle bemerkt meinen starrenden Blick und ich löse ihn mit Scham.
Nach einiger Zeit schaffe ich es nicht mehr, die Stille zu ertragen und explodiere: "Okay Kyle! Ich weiß nicht warum du nach unserem Gespräch vor zwei Wochen einfach so abgehauen bist, ohne irgendein Zeichen von dir zu hinterlassen. Und ich verstehe auch nicht, warum du jetzt auf einmal wieder auftauchst, während ich versuche unsere Begegnung aus meinen Erinnerungen zu verbannen, was wirklich gut funktioniert hat. Nur dass du jetzt wieder da bist und diese Arbeit zunichte gemacht hast. Also bitte sag' endlich mal was, anstatt so zu tun, als wäre nichts passiert und du mich nicht kennen würdest. Ich kann diese Stille nicht ertragen!"
Kyle schaut mich irritiert an, öffnet kurz den Mund und schließt ihn dann wieder, als wenn er sich nicht traut etwas zu sagen.
Ich will ihn auch erst zu Wort kommen lassen, bis ich mich voll und ganz ausgekotzt habe.
"Lass mich dir eins sagen: Ich habe wirklich gedacht, dass ich mich in dir vielleicht doch nicht getäuscht habe, aber ich glaube da lag ich falsch. Du bist genau wie jeder andere Mann, willst eine Frau doch nur ins Bett kriegen. Und das ist höchstwahrscheinlich auch der Grund, warum ich mich nie auf Beziehungen einlasse!" Ich koche vor lauter Wut und atme schwer.
Kyle zieht eine Augenbraue hoch und geht einen Schritt auf mich zu, während ich mir meine Hände auf den bebenden Brustkorb halte, um mich zu beruhigen.
Er beugt sich vor und ich bin gespannt, was er dazu noch zu sagen hat. "Ich hab dich auch vermisst, Chloe. Und nein, ich möchte nicht jede Frau ins Bett kriegen. Denn ich mag nur temperamentvolle Frauen.", flüstert er in mein Ohr, als er meine Handgelenke packt und ich aufschreie. Was? Temperamentvolle Frauen? Wollte er mir durch die Blume sagen, dass ich Feuer in mir habe? Wieso packt er mich so grob an den Handgelenken?
"D- du tust mir weh.", quietsche ich, "L- lass doch los!" Mein flehender Blick scheint ihn nicht zu kümmern.
Plötzlich beginnt er mich weiter in die Lagerhalle zu zerren. Ich bin total überrumpelt und kann keinen klaren Gedanken fassen.
"Was hast du vor? Lass mich doch jetzt los verdammt!" Ich versuche seine Hände zu lockern, aber er hat einen zu festen Griff, sodass ich kaum die Kraft dazu aufbringen kann, mich dagegen zu wehren. Mein Zappeln lässt seine Hände noch enger um meine Handgelenke schnüren und ich kreische auf.
Ich verstehe nicht, was gerade passiert, während ich versuche mich mit allen Mitteln zu befreien. Ich will ihn von mir weg drücken, indem ich mit aller Kraft in sein Schienbein trete. Doch dadurch verfestigt sich sein Griff noch mehr und ich habe das Gefühl, dass meine Pulsadern gleich explodieren. Er zerrt mich weiter in die Ecke der Lagerhalle, weg vom Eingang. Warte, weg vom beschissenen Eingang! Mit einem Mal trifft mich die Klarheit und ich beginne zu verstehen, was hier gerade passiert. Nein. Nein, nein, nein, nein, nein! Das wird er nicht tun. Nicht er. Nein. Ich- ich muss hier weg. Ich muss- mich wehren. Aber wie?
Mit aufgerissenen Augen blicke ich auf Kyles Hände und beiße fest in seinen Handrücken, um dem sich immer mehr ausbreitenden und schmerzenden Druck an meinen Handgelenken zu entkommen.
"Au! Du Miststück!", flucht er und stößt mich mit voller Wucht gegen das hinter mir stehende Eisenregal und ich knalle brutal mit meinem Kopf dagegen, sodass mir kurzzeitig schwindelig wird. Ich falle zu Boden und sehe in das grelle Licht der Deckenlampe, bis Kyles Kopf dieses Licht verdeckt und zu mir hinab schaut. Ich drehe mich auf den Bauch und versuche schnell von ihm weg zu krabbeln, doch er packt mich direkt an meinen Fußgelenken und zieht mich ruckartig wieder an sich und wirbelt mich gewaltsam herum.

Ich blicke zu meiner Rechten und erkenne auf einmal meine Schwester aus weiter Ferne, die auf dem Weg zu ihrem Auto ist. Ich beginne nach ihr zu schreien: "Amy! Amyyy!" Ich schreie so laut, dass meine Stimmbänder fast reißen.
Doch Kyle drückt mir sofort seine verschwitzte Hand auf meinen Mund, um meine Hilferufe zu ersticken.
Panisch versuche ich sie wegzuschlagen, doch seine Hand drückt sich enger auf die Stelle.
"Halt dein wunderschönes Maul oder du wirst das bereuen. Okay?" Ängstlich nicke ich, woraufhin er langsam seine Hand wegzieht. Keuchend ringe ich nach Luft und beobachte, wie Amys Auto vom Parkplatz rollt. Tränen schießen mir mit einem Mal in die Augen. Meine Hoffnung gerettet zu werden erlischt.
Plötzlich packt Kyle mein Oberteil und reißt es mit einem Ruck auf.
Ich öffne den Mund, doch es komnt kein Ton raus. Wie in Trance liege ich auf dem Boden und kann mich nicht bewegen. Was? Warum unternehme ich nichts? Beweg dich, Chloe!
Ich beobachte regungslos, wie meine Hose samt String ausgezogen wird. Meine Muskeln haben mich mich verlassen.
Doch plötzlich findet mich meine Stimme wieder und ich flehe ihn an: "Bitte! Hör auf!" Ich schluchze so laut, dass es nachhallt. Tränen rinnen unkontrolliert meine Wangen runter.
Doch Kyle lässt sich in keinsterweise davon abhalten und verzieht seine Lippen stattdessen zu einem diabolischen Lächeln. "Ganz ruhig. Ich bin es doch nur." Dabei streicht er über meine Wange, runter zu meinen BH und greift anschließend unter meinen Rücken. Mit einem Klacken öffnet er die Schnalle und reißt mir meine letzte Schutzhülle vom Leib. Ich kann nicht einmal meine Hände schützend vor mich halten, da ich immer noch bewegungsunfähig bin.
Für einen kurzen Moment ist das schwere Gewicht auf mir regungslos und starrt mich finster an.
Mein Wimmern durchbricht die Stille.
"Shhh." Seine raue Hand legt sich auf meine Wange und wischt eine meiner Tränen weg.
Wehre dich! Wehre dich verdammt nochmal! Mein Wimmern wird plötzlich immer leiser und erlischt allmählich. Meine Stimme hat mich ebenso verlassen. Alle Verteidigungsmechanismen und Abwehrreaktionen sind verschwunden. Wie aufgelöst. Das Einzige was funktioniert sind meine Gedanken. Und diese haben längst begriffen, was vor sich geht. Ich spüre die gesendeten Warnsignale, kann sie aber nicht umsetzen. Es ist als hätte mich jemand eingefroren oder als befände ich mich in einer Schlafparalyse. Ja, das ist es! Ich habe nur eine Schlafparalyse. Ich muss nur aufwachen. Versuchen die Finger zu bewegen.
Doch ich bemerke schnell, dass die Vorstellung einer Schlafparalyse unrealistisch ist, als ... er zieht seine Klamotten aus. Nein! Nein! Hör auf!
Das ist ein reinster Albtraum, den ich gerade erlebe.
Was habe ich denn bitte getan? Wieso passiert mir das? Wieso kann ich mich immer noch nicht bewegen!
Lieber Gott, bitte hilf mir!
Bitte lass mich das nicht erleben.
Ich will einfach nurnoch sterben.

Ich will einfach nurnoch sterben

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Right or Wrong? (WIRD ÜBERARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt