Kapitel 22

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Ich erreiche das Restaurant und lehne mich schwer atmend gegen die Wand.
Den Weg von meiner Wohnung bis zum Restaurant zu Fuß und mit High Heels zu hinterlegen, ist ganz schön anstrengend. Auch wenn die Strecke nicht lang ist, mit hohen Schuhen fühlt es sich an wie eine Ewigkeit.
Warum ziehe ich überhaupt immer solche Schuhe an, wenn ich sowieso weiß, dass ich es früher oder später bereuen werde?
"Guten Abend, hübsche Dame.", schallt es plötzlich hinter mir.
Schnell wirble ich herum und erblicke Damian. Ich entgegne seinem Lächeln und mein Blick schweift über seinen ganzen Körper und wow ... er sieht einfach unglaublich gut aus und ist hinzufügend fein gekleidet. Ganz anders, als ich ihn in seiner Arbeitskleidung kenne. Er hat sie durch ein weißes, eng anliegendes Hemd mit schwarzem Sakko und einer dazu passenden schwarze Smokinghose gewechselt. Eine rote Krawatte ziert seinen Hals und schwarze Lederschuhe runden das Outfit ab. Die lockigen Haare sind leicht zurückgegelt. Sein Hemd ist leicht aufgeknöpft und entblößt nicht nur einen Teil seiner Brust, sondern auch seiner Brusthaare. Dieser Anblick lässt meiner Fantasie freien Lauf. Ich merke, wie mir allmählich Hitze in die Wangen schießt. Ein Glück, dass es draußen dunkel ist, sodass meine Röte nicht auffällt. Zumindest hoffe ich, dass Damian es nicht bemerkt, da mittlerweile ein Grinsen auf seinen Lippen liegt. Denn auch sein analysierender Blick ist mir nicht entgangen.
"Hey Damian.", entgegne ich nach einer zu langen Stille und falle ihm dabei in die Arme. Diese Reaktion war definitiv nicht bewusst. Mein Körper leitete mich unkontrolliert in diese Bewegung.
Damian zögert kurz und wirkt ein wenig überrumpelt. Doch als seine warmen Hände meinen Rücken umschließen, durchfährt mich eine Wärme. Ich fühle mich geborgen und aufgehoben. Diese Wärme hält auch dann noch an, als wir uns langsam lösen und Damians Mund an meinem Ohr hält. "Du siehst übrigens wunderschön aus." Diese Worte entlocken mir ein verlegenes Lächeln, welches er hoffentlich bemerkt.
Wir lösen uns allmählich aus der Umarmung. Damian räuspert sich. "Wollen wir dann, äh, reingehen?" Er zeigt auf den Eingang.
Ich beiße mir auf die Unterlippe und nicke knapp.
Wir betreten gemeinsam das Restaurant und werden schließlich von einem Kellner zu unserem Tisch geführt. Zu meiner Überraschung ist es genau derselbe Tisch, an welchem wir bei unserem ersten Kennenlernen saßen.
Damian scheint meine überraschte Reaktion zu bemerken. "Ich ähm habe den Tisch extra reserviert.", erklärt er strahlend.
"Darf ich?", fragt Damian, als er hinter mich tritt und den Kragen meiner Jacke ergreift. Dabei streichen seine Finger sanft meinen Hals und eine Gänsehaut durchfährt mich ein weiteres Mal.
Wieder nicke ich nur, da mich diese kleine Berührung völlig aus der Bahn wirft.
Seine Hände wandern plötzlich nach unten, entlang des Saums. Langsam, fasst schon genüsslich, streift er meine Jacke ab und berührt dabei wieder ganz unauffällig meine nackte Haut, was mich immer wieder aufs Neue erschaudern lässt. Dabei spüre ich seinen heißen Atem an meinem Nacken und habe das Gefühl gleich zu schmelzen. Als er meine Jacke komplett abgestriffen hat, drehe ich mich um.
Stumm zieht Damian plötzlich meinen Stuhl zurück und deutet kurz an, mich zu setzen, was ich auch tue.
"Ich hänge deine Jacke schnell auf." Mit diesem Satz bewegt er sich Richtung Garderobe. Ich atme die angehaltene Luft aus. Wie kann mein Körper so stark auf eine Person reagieren? Bei Kyle reagiert mein Körper zwar auch, jedoch nicht so stark wie in Damians Anwesenheit. Ich kann jetzt noch die Hitze und das Kribbeln an den Stellen spüren, an welchen er mich ganz beiläufig berührte.
Ohne es bemerkt zu haben, scheint Damian bereits Platz genommen zu haben. Sein Blick haftet an mir. Als auch ich tief in seine Augen blicke, ist da wieder dieses unbeschreibliche Gefühl.
"Darf es schon etwas zu Trinken bei Ihnen sein?", reißt uns der Kellner aus diesen Moment und bringt uns die Karten.
"Äh ein Chardonnay, bitte.", entgegne ich.
"Für mich das Gleiche, danke."
Mit einem Nicken dreht der Kellner um und geht.

Die Getränke sind rasch fertig und erreichen unseren Tisch.
Wir überlegen nicht lange, was wir essen möchten, sondern bestellen uns dasselbe wie beim letzten Mal.
"Es ist schön, dass du Zeit gefunden, mit meiner Wenigkeit auszugehen." Damian nimmt einen Schluck von seinem Wein und schaut mir dabei immer noch tief in die Augen, wodurch ich nervös werde und mein Gesicht erneut errötet. Doch diesmal kann man die Röte aufgrund der Lichter erkennen. Hätte ich doch mehr Makeup aufgelegt ...
Ich entgegne jedoch seinem durchdringenden Blick und halte ihn fest. Ich könnte stundenlang in seine wunderschönen, schokoladigen Augen blicken und alles um mich herum vergessen. Seine Augen ziehen mich in einen gewissen Bann.
"Also ... wie geht es dir eigentlich?", fragt Damian und zupft an seiner Krawatte. Er scheint genauso nervös wie ich zu sein. Das beruhigt mich ein wenig.
"Mir geht es sehr gut, und dir?", erwidere ich und stütze mich mit meinen Handflächen aufs Kinn.
"Chloe ..." Damian nimmt meine Hand und mir wird noch heißer als zuvor. Ich habe das Gefühl, dass ich mich gerade in einer Sauna befinde und ununterbrochen nachgegossen wird. Kann mir mein Körper bitte eine Pause gönnen und nicht so stark reagieren?
"Geht es dir gut?", wiederholt er seine Frage und zieht die Augenbrauen hoch.
Was soll das denn werden? Ein Fragespiel? Möchte er allen Ernstes darüber reden, wie es mir geht? Außerdem kann ich mich auf seine Frage schlecht konzentrieren, wenn seine warmen Hände immer noch auf meinen liegen. Diese zarte Berührung mach mich total verrückt und sendet gewisse Signale in eine ganz bestimmte Gegend.
Doch plötzlich löst Damian langsam seine Hände von meiner, wodurch mir mein Körper einen Stich versetzt. Warum fühlt sich diese Berührung so verdammt gut an, obwohl diese Geste nicht von Kyle stammt? Das ist echt total verrückt und nicht richtig. Das alles hier ist so ungerecht gegenüber Kyle. Sollte ich es ihm sagen? Ihm beichten, dass seine Vermutung stimmt. Dass ich einen anderen Mann treffe. Das alles ist so verkorkst ...
Damian lehnt sich zurück und wartet vermutlich auf eine Antwort, welche ich ihm ungern geben möchte, was er auch bemerkt.
"Chloe, bitte sprich mit mir. Ich möchte wissen, ob alles in Ordnung ist. Dann lasse ich dich auch mit der Frage in Ruhe", wiederholt er ein drittes und letztes Mal, bis ich mich ihm schließlich ergebe: "Mir geht es gut, verdammt. Ich weiß nicht, was du hören willst. Außerdem tut es mir leid, dass dich Kyle letztens so zusammengeschrien hat." Fuck. Zu viele Infos, Chloe. Zu viele! Wieso nennst du seinen Namen?
"Kyle?", fragt er verwundert. Jetzt habe ich den Schlamassel. Ich habe seinen Namen genannt.
"Kyle ist mein Freund", entgegne ich trocken. Diese Worten huschen so schnell von meinen Lippen, dass selbst ich sie nicht zurückhalten konnte. Kyle ist mein Freund. Wenn ich dachte, dieses Date könne gut werden, wurden meine Erwartungen mit diesem Satz, der aus meinen Mund kam, zerstört.
"Oh." Und dieses einzige Wort von Damian ist wie ein Messer, welches sich durch mein Herz bohrt. Und vermutlich habe ich auch ihm dieses Messer in sein Herz gerammt. Denn es fühlt sich so an, als wenn ich Damians Hoffnungen zertrümmert hätte und ich mich zugleich unerreichbar mache, da sich sein Blick senkt.
Ich fühle mich urplötzlich schlecht, weil ich sowohl seine, als auch meine Stimmung gekippt habe.
Fuck! Warum sage ich das überhaupt? Ich bin so dumm. Diese Aussage hätte ich mir auch sparen können. Dabei habe ich Kyle doch nie als Freund angesehen. Wieso muss es mir ausgerechnet jetzt rausrutschen? Gut, ich schlafe mit Kyle, aber macht ihn das automatisch zu meinem Partner?
Als wenn nichts gewesen wäre, beginnt Damian beginnt wieder zu reden, während er unsicher an seinem Weinglas entlang fährt. "Was genau ist an dem Abend vorgefallen, wenn ich fragen darf? Warum war er so ... aggressiv?", hakt er neugierig, aber auch vorsichtig nach. Ich reite mich immer tiefer ins Schlamassel. Verdammter Mist. Aber eine Antwort bin ich ihm schuldig. Das habe ich selbst gesagt. Immerhin wurde er von einer wildfremden Person angeschrien und hat das Recht auf eine Erklärung.
"Er ...", ich halte kurz inne, "Er hat deinen Zettel gefunden und ist wütend geworden. Und als du ... noch angerufen hast ist er schließlich ... komplett ausgerastet."
Damians Augen weiten sich und er packt sich verzweifelt an die Stirn. "Chloe. Hat er dir etwas angetan? Hat er dir wehgetan?"
Mir stockt der Atem, weil ich diese Frage nicht erwartet hatte.
"Soll das etwa eine Therapiestunde werden? Ich dachte wir gehen nur aus.", erwidere ich leicht angekratzt.
"N-nein. So war das nicht gemeint. I-ich mache mir nur Sorgen um dich, Chloe. Das ist alles. Sorry." Damian senkt den Blick.
Was soll ich ihm sagen? Soll ich ihm beichten, dass Kyle mich verletzt hat? Und soll er wissen, dass er der Mann ist, über welchen wir die letzten zwei Therapiestunden gesprochen haben. Denn ich erzählte Damian lediglich, dass es ein Lieferant war und ließ dabei seinen Namen aus. Gott, wenn er es herausfindet ...
Nein, ich kann nicht. Wenn ich das mache, dann wird er garantiert zur Polizei gehen und die gesamte Situation würde eskalieren. Denn das hier ist ein Gespräch zwischen Damian und Chloe, nicht zwischen Mr. Owen und Mrs. Bennett. Eine Beichte, hier und jetzt, könnte etwas ins Rollen bringen, dass ganz schnell ausarten könnte und nicht zu stoppen wäre.
Verzweiflung packt mich. Was soll ich nur tun? Gleichzeitig macht sich aber auch Erleichterung in mir breit, als das Essen unseren Tisch erreicht. Vielleicht bietet das eine gute Ablenkung und Ausweichmöglichkeit.

 Vielleicht bietet das eine gute Ablenkung und Ausweichmöglichkeit

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Right or Wrong? (WIRD ÜBERARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt