Kapitel 3

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Mittlerweile ist nach Kyles und meinem Treffen eine Woche vergangen und ich habe ihn seither nicht mehr gesehen oder gar ein Lebenszeichen von ihm bekommen.
Aber wie denn auch, wenn er einfach so abgehauen ist und ich nicht einmal seine Nummer besitze. Vielleicht ist das auch mir und meinem unhöflichen Abgang geschuldet. Er könnte genau so gut in einem anderen Land sein, und ich wüsste davon nichts. Und diese Unsicherheit macht mich irre. Es bestünde die Möglichkeit, dass er nicht in der Nähe lebt und nur für die Party hergekommen ist. Somit wäre die Chance noch geringer, sich ein weiteres Mal zu begegnen. Da hat die Aussage "Man begegnet sich immer zweimal im Leben" auch keinen Nutzen mehr.
Ich habe keinem von dem Abend erzählt, weil ich dieses Erlebnis nicht weiter aufgreifen möchte, um keine unnötige Welle auszulösen. Vor allem wenn es Amy erfahren würde. Oh Gott, dann müsste ich mir auf der einen Seite eine stundenlange Predigt über Männer anhören, wie schlimm sie ja sein können. Und auf der anderen Seite würde sich diese Information in unserer Familie wie ein Lauffeuer verbreiten, weil Amy eine echte Tratschtante ist. Sie kennt jedes Geheimnis in der Familie. Manchmal frage ich mich, woher sie gewisse Informationen zieht. Sie weiß sie einfach. Unsere Familie stellt immer die kuriosesten Vermutungen auf. Dad meint, dass sie Kameras überall aufstellt und uns so belauschen kann. Mom hingegen behauptet sie habe es von ihr.
Ich halte mich raus. Aber es ist dennoch immer wieder aufs Neue witzig, wenn Mom und Dad über dieses Thema diskutieren; im spaßigen Sinne.
Amy erklärt stets, dass sie einfach eine vertrauensvolle Person sei und Menschen ihr aus diesem Grund alles erzählen, was sehr paradox ist, wenn man diese vertraulichen Informationen bei jedem Familientreffen ausplaudert und die Gerüchteküche zum Kochen bringt. Daher erzähle ich ihr gewisse Dinge einfach nicht. Nur ist diesmal das Problem, dass ich das Ereignis vergessen will, aber es nicht kann, da ich ständig Kyles Gesicht vor mir sehe, wie er mich anlächelt und mir dabei neugierig zuhört. Es hat sich so tief in mein Hirn gebrannt, dass ich es einfach nicht loslassen kann und mit jemandem darüber reden möchte. Nur käme keiner dafür in Frage. Also behalte ich es wohl oder übel lieber für mich und behandle es als mein kleines, wohlbehütetes Geheimnis.
Obwohl Kyle und ich uns bis jetzt nur ein einziges Mal gesehen haben fühlt es sich trotzdem so an, als wenn ich ihn schon weitaus länger kenne und mit ihm eine besondere Verbindung besitze. Vermutlich ist es eine Auswirkung des langen und intensiven Gespräches, welches wir führten. Ich denke ständig an ihn.

"Mrs Bennett, haben sie meine Frage verstanden?" Mr. Adams Stimme dringt plötzlich in meine Gedanken und ich sehe sein Gesicht vor mir. Was zum-
Ich schrecke auf und bemerke, wie sowohl mein Dozent als auch meine Kommilitonen mich erwartungsvoll anschauen. Nein, ich habe Ihre Frage nicht verstanden.
Verwirrt fasse ich mir an die lauwarme Stirn und scheitere beim Versuch verzweifelt eine Antwort zu finden.
"Entschuldigen sie Mr. Adams, wie war die Frage nochmal?" Diese Antwort klingt auch nicht viel besser.
Mein Dozent zieht verwundert eine Augenbraue hoch und schüttelt daraufhin deutlich den Kopf. Aua, das hat gesessen. Noch peinlicher geht es nicht. Ich würde am liebsten im Erdboden versinken. Komm schon Boden, öffne dich bitte ...
"Nun gut, vielleicht kann einer helfen und weiß die Antwort auf die Frage.", erlöst mich Mr. Adams aus dem Dilemma. Ich meine leichtes Kichern aus gewissen Ecken zu vernehmen und somit sinke ich noch tiefer in den Stuhl, was mich natürlich nicht unsichtbar macht. Diese Situation wäre an einer öffentlichen Universität vermutlich nicht zustande gekommen. Aber meine Eltern bestanden darauf, dass Amy und ich eine private Hochschule besuchen, weil sie denken, dass diese den Lernstoff besser vermitteln. Da muss ich ihnen jedoch einmal recht geben. Da der Unterricht in kleinen Räumen und umso kleineren Gruppen stattfindet, ist man automatisch viel aufmerksamer und wird von den Dozenten eher beachtet, wenn Fragen auftreten sollten. Aber bei peinlichen Situationen wie dieser hier, genauso.
Die Röte in meinem Gesicht verschwindet allmählich und auch die Hitze lässt nach, was mich wieder entspannen lässt.
Und somit versinke ich erneut in meine tiefen Gedanken über Kyle, was in mir Glücksgefühle auslöst und vergesse erneut alles um mich herum.
Die ganzen restlichen Stunden verbringe ich damit und frage mich, ob es normal ist so oft an eine bestimmte Person zu denken.
Bin ich etwa verliebt? Schon direkt nach dem ersten Kennenlernen?
Ich bin mir unsicher, da ich meine Gefühle nicht wirklich zuordnen kann, zumal ich sie in solch einer Bandbreite noch nie erlebt habe.
Aber alles was ich weiß ist, dass sich dieses Gefühl wunderschön anfühlt und ich es unbedingt wieder spüren möchte.
Ich muss Kyle wieder sehen!

Ich muss Kyle wieder sehen!

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Right or Wrong? (WIRD ÜBERARBEITET)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt