Der nächste Tag ...
Ich sitze im Auto und drehe das Radio auf, um mein Schluchzen zu übertönen.
Das Wetter könnte meine Laune nicht weniger widerspiegeln. Die Sonne ist am Aufgehen und erhellt den Himmel mit einem sanften, rötlichen Licht. Keine einzige Wolke ist in Sicht.
"Sie haben ihr Ziel erreicht.", ertönt es aus dem Navigationsgerät, als ich auf den Parkplatz fahre und in eine nächst gelegene Parklücke rolle.
Ich stelle den knurrenden Motor ab und fahre mir durch die Haare.
Behutsam klappe ich die Sonnenblende meines Autos runter und werfe einen erschrockenen Blick in den Spiegel. Meine Wimperntusche ist verlaufen und mein Lippenstift verschmiert.
"Gott, sehe ich schrecklich aus!", entfährt es mir. Das Schminken heute Morgen hat rein garnichts gebracht.
Seufzend greife ich nach meiner Tasche und zücke ein Taschentuch, um die Trauer zumindest aus meinem Gesicht zu wischen. Die Trauer in meinem Inneren bleibt jedoch. Und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Nicht einmal der heutige Termin, den meine ach so tolle Schwester mir machte, wird es mir leichter machen durch den Tag zu kommen. Die Panikattacken, die Schweißausbrüche und auch die Heulkrämpfe kommen und gehen.
Ich sehe eine schwache Frau, welche dem Rat ihrer Schwester folgt und zum Psychologen rennt, weil sie weiß, dass sie vermutlich keinen anderen Ausweg finden wird.
Ich schüttle den Kopf und klappe die Sonnenblende wieder zu.
Langsam steige ich aus dem Auto und verlasse den Parkplatz. Ich folge der schmalen Treppe bis zum Eingang.
Vor der Tür bleibe ich kurz stehen und atme tief ein und dann wieder hörbar aus. Diesen Vorgang wiederhole ich ganze dreimal, um meine Aufregung zu mildern.
Will ich das wirklich? Wird mir das überhaupt helfen?
Schließlich nehme ich all meinen Mut zusammen und betrete die Praxis.
Reflexartig schaue ich um mich. Es ist alles in weißen Tönen gehalten, wodurch sowohl der Eingangsbereich als auch die Empfangstheke hell und fröhlich wirken. Die Wände sind mit bunten Bildern beschmückt. Rechts befindet sich, wie es den Anschein macht, das Wartezimmer. Frontal steht die Empfangstheke.
So hätte ich mir nie eine psychologische Praxis vorgestellt.Die Empfangsdame lächelt mich bereits an und begrüßt mich mit einem freundlichen Guten Tag.
Ich entgegne ihre Begrüßung: "Guten Tag. Ich, äh, habe einen Termin. Chloe Bennett ist mein Name."
"Einen kleinen Moment, bitte. Sie können sich in der Zeit gerne ins Wartezimmer setzen."
Die junge Dame zeigt mit ihrem Finger in die Richtung des Wartebereiches, wohin ich mich schließlich begebe.
Ich habe freie Platzwahl und setze mich bewusst an den Rand.
Keine Menschenseele befindet sich dort und somit bin ich ganz alleine.
Ich lausche der angenehmen Stille und nehme viele verschiedene Geräusche wahr. Das laute Ticken der Uhr, das leise Zwitschern der Vögel, die ruhige Musik, welche aus den Boxen ertönt oder das Tippen der Empfangsdame auf die Tastatur.
Ich schließe die Augen und träume vor mich hin.
Meine Gedanken drehen sich um zahlreiche Dinge - Überwiegend positive Ereignisse aus der Vergangenheit, welche ich mit meiner Familie oder meinen Freunden erleben durfte.
Dabei versinke ich so tief in diese Gedanken, sodass ich an meine Kindheit zurück denke.***
Heute ist mein Geburtstag!
Ich bin endlich zehn Jahre alt.
Mom hat mir gesagt, dass ich noch in meinem Zimmer bleiben soll, bis sie mich ruft. Dad ist auch schon wach und ist mit Mom im Wohnzimmer.
Ich denke, dass sie alles für meinen Geburtstag vorbereiten.
Aufgeregt knabbere ich an meinen Fingernägeln, bis sich plötzlich die Schlafzimmertür öffnet und Mom und Dad, mit einer Torte voller Kerzen, auf mich zukommen.Dabei singen sie für mich "Happy Birthday" und ich kann es kaum erwarten die Kerzen auszublasen und mir was zu wünschen.
"Wünsch dir was, Schatz.", flüstert Mom lächelnd. Ich blase die Kerzen schließlich mit all meiner Kraft aus und habe mir gewünscht, dass ich irgendwann auch so einen tollen Freund haben werde, wie Mom. Aber ich glaube man sagt eher Mann, weil sie verheiratet sind. Auf jeden Fall möchte ich auch so glücklich sein.
Ich flitze ins Wohnzimmer und sehe ein Berg an Geschenken.
Amy steht neben dem hohen Turm und empfängt mich gratulierend.
Dad reicht mir schließlich eine kleine, rote Box. "Damit du uns immer im Herzen hast und stets einen Schutzengel mit dir trägst.", sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich öffne die mysteriöse Box und mir strahlt eine wunderschöne Kette entgegen. Sie ist aus purem Gold und mit einem Herzanhänger verziert.
Ich nehme die Kette aus der Verpackung und reiche sie Dad, damit er sie mir umlegen kann.
"Ich werde sie nie im Leben ablegen! Danke!" Ich umarme alle drei so fest, um ihnen zu zeigen, wie dankbar ich bin und wie sehr ich sie liebe.
Das wird ein toller Tag!***
Ich lächle, während ich an meiner Kette spiele.
Das mache ich immer, wenn ich nervös bin und mich beruhigen muss, wie im jetzigen Augenblick.
Ich habe sie tatsächlich nie in meinem Leben abgelegt und werde es auch in Zukunft nicht machen. Das einzige Mal, wo ich sie nicht trug war, als ... das kann nicht sein. Mit einem Mal realisiere ich, dass ich meine Glückskette, am Ereignis in der Lagerhalle, nicht trug. Das ist definitiv schlechtes Karma gewesen.
Diese Kette verbindet mich mit zu vielen Erinnerungen und Ereignissen.
Plötzlich platzt eine Mitarbeiterin in das Wartezimmer und reißt mich aus meinem Tagtraum. "Mrs Bennett, folgen sie mir bitte."
Wir verlassen das Wartezimmer. Ich werde durch einen schmalen Gang mit vielen künstlerischen Gemälden gefühlt, bis wir eine Tür erreichen. "Sie können sich schon setzen. Mr. Owen wird gleich eintreffen.", erklärt mir die Mitarbeiterin, während sie die Tür öffnet und mich eintreten lässt.
Mr. Owen? Mist, ein Mann. Ich will keinem Mann meine Sorgen erzählen, wenn mir dasselbe Geschlecht Leid zugefügt hat. Das ist doch total paradox.
Mich begeistert es eher weniger, dass ich einem Mann meine Geheimnisse und Sorgen anvertrauen muss, da ich mich bei Frauen besser öffnen kann, zumal ich auch mit einer Schwester aufgewachsen bin und keinem Bruder. Ebenso war meine Mutter für mich immer der Ansprechpartner für meine Probleme. Mein Vater bekam davon eher weniger mit.
Ich begebe mich vorsichtig in den kleinen Raum und setze mich auf einen Ledersessel, welcher frontal zu einem anderen steht.
Die Tür wird geschlossen und Stille kehrt ein.
Ich nehme mit die Zeit, mich ausgiebig umzusehen. Die zwei Sessel sind durch einen Glastisch getrennt, auf welchem bereits einige Materialien, wie Stifte oder Papiere, liegen. Der Raum wirkt sehr heimelig, wodurch sich mein hoher Puls und mein schneller Atem verlangsamen.
Jedoch beschleunigt es nicht die Zeit, in welcher ich auf Mr. Owen warten muss, also lasse ich meinen Blick weiter schweifen. Die Wände sind alle weiß und ebenso mit Bildern geschmückt, welche, sagen wir mal ... speziell aussehen. Kunst habe ich noch nie ganz verstanden. Vor allem dann nicht, wenn sich Farbklexe und wirr gezogene Striche auf den Leinwänden befinden, wie bei diesen Gemälden hier. Links von mir ist ein großes Fensterband mit weißen Stoffgardinen. Hinter mir ist ein braunes Ledersofa zwischen Zeitungen auf niedrigen Holzkommoden. Vor dem Sofa steht ein weiterer Glastisch, jedoch ist er niedriger. Auch hier dient der Glastisch zur Trennung zwischen Sofa und Sessel. Vermutlich sitzt auf dem Sofa der Patient und auf dem Sessel der Psychologe. Um die Tür ist ein riesiges Bücherregal gebaut, welches gut gefüllt ist. Ich erblicke sogar einige Romane, welche ich selbst bereits gelesen habe.
Nach meiner ausgiebigen Tour, kehrt allmählich die Nervosität zurück.
Jetzt gibt es kein zurück mehr.
Ich hätte den Termin auch einfach absagen können, aber ich habe mich bewusst dafür entschieden und muss es akzeptieren und durchziehen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnet sich endlich die Tür und Mr. Owen trifft ein.
Warte ... Mr. Owen ist ...
Damian Owen!?
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Right or Wrong? (WIRD ÜBERARBEITET)
Lãng mạn⚠️⚠️⚠️ Ich bin mit der Schreibweise und der Story sehr unzufrieden, weshalb ich alles derzeit am überarbeiten bin und die Handlung teilweise ändere. Deshalb sorry fürs eventuelle Chaos. Danke fürs Verständnis :) Die unbearbeiteten Kapitel sind zurüc...