Kapitel 6 - Türchen vier

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Kapitel 6 - Türchen vier

Draco hatte es sich gerade wieder mit einem Glas Rotwein und seinem angefangenen Buch auf dem Sessel vor dem Kamin gemütlich gemacht.
Er brauchte jetzt einfach etwas Alkohol. Der Tag war viel zu ... zu verstörend gewesen. Jahrelang hatte er das goldene Trio nicht gesehen, wenn überhaupt nur von weitem auf dem Flohmarkt. Und heute hatte er definitiv zu viel Kontakt mit allen Mitgliedern gehabt. Draco trank einen tiefen Schluck und spürte, wie sich eine Wärme in ihm ausbreitete.
Plötzlich erschien seine Hauselfe vor ihm. So spät wollte er nicht gestört werden und das wusste sie genau. Er konnte ihr ansehen, dass sie den Impuls unterdrücken musste, sich selbst zu bestrafen.
»Korky, was ist los?«, fragte er, bevor sich das kleine Wesen in den Kamin werfen konnte.
»Korky tut die späte Störung leid Sir aber Mister Potter und Mister Weasley sind erneut hier und lassen sich nicht abwimmeln. Sie wollen unbedingt mit Ihnen sprechen Master Draco Malfoy Sir«, sagte sie mit ihrer pipsigen Stimme und schaute ihn aus ihren großen treuen Augen an. Draco seufzte. Womit hatte er die beiden Volltrottel dreimal an einem Tag verdient?
»Lass sie herein«, sagte er trotzdem und trank erneut einen großen Schluck von seinem Wein. Noch zwei Sekunden genoss er das Prasseln des Feuers, bis die beiden Trottel neben ihm erschienen.
»Malfoy! Du musst sofort mitkommen!«, schrie Potter ihm regelrecht entgegen und wollte ihn aus seinem Sessel ziehen. Das Weinglas schwankte und obwohl Draco versuchte, es gerade zu halten, landete einiges auf seinem weißen Hemd.
»Potter! Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen?«, zischte er seinen Eindringling wütend an. Seine eben noch so entspannte Stimmung war schon mehr als zerstört.
»Bitte komm einfach mit, es ist wichtig«, sagte Potter nur und ließ ihn erst los, als Draco aufstand. Der ehemalige Slytherin stellte sein nun fast leeres Weinglas auf seinem Couchtisch ab und atmete einmal tief durch.
»Was gibt es denn so Dringendes?«, fragte er, doch schon im nächsten Moment spürte er, wie Potter mit ihm seit an seit appariert war. Wäre er nicht ein Malfoy und deswegen mit einer angeborenen Eleganz gesegnet, wäre er bei der Ankunft sicherlich hingefallen. So aber konnte er sich mit einem kleinen Stolperschritt retten und sofort Potter böse anstarren.
»Sag mal hast du sie noch alle? Eine Vorwarnung wäre nett gewesen!« Dracos Schimpftriade blieb unbeachtet, da Potter und Weasley sich sofort an einen älteren Herrn wandten, der ein Namensschild mit »Green« trug. Draco erkannte sofort, dass sie im St. Mungo gelandet waren, viel zu oft war er hier gewesen. Was sollte er hier? Nach einem kurzen Austausch zwischen den drei Männern vor ihm wandte sich der Heiler an ihn.
»Mister Malfoy, wenn Sie mir bitte folgen würden?«, fragte Heiler Green höflich, doch Draco verzog das Gesicht.
»Was geht hier bitte vor sich?«, schnarrte Draco und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
»Folgen Sie mir bitte, hier im Flur, kann ich Sie nicht darüber in Kenntnis setzen.«
Draco nickte und deutete dem Mann an vorzugehen. Potter und Weasley hefteten sich an sie wie nervige Kletten.

Draco Malfoy glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. Er hatte noch nie davon gehört, dass es ein Sklaven-Amulett gab. Und dank seiner Familie kannte er einige schwarzmagische Gegenstände besser als ihm lieb war.
Während Heiler Green ihm Blut abnahm, dachte er darüber nach, was dieser ihm eben erzählt hatte. Granger sollte quasi an ihm gebunden sein? Das klang wie ein schlechter Scherz. Doch die ernsten Blicke von Potter und Weasley zeigten ihm eindeutig, dass es sich nicht um einen Scherz handelte.
Noch vor ihren Augen führte der Fluchbrecher, der nach seiner Blutabnahme gekommen war, eine Untersuchung durch. Draco hörte Potter hinter sich mit dem Fuß tippeln und hätte ihm am liebsten gesagt, dass er damit aufhören sollte. Doch während dieser angespannten Stimmung kam es ihm nicht richtig vor.
»Wir sollten Ihnen die Ergebnisse im Beisein von Miss Granger mitteilen«, sagte der Fluchbrecher, nachdem er fertig war. Draco schaute ihn skeptisch an. Wenn sich der Fluch bei ihm noch nicht komplett ausgebildet hätte, dann hätte er es wohl jetzt schon gesagt.
Trotzdem hatte Draco noch einen kleinen Funken Resthoffnung in sich, als er sich erhob und abermals Heiler Green folgte. Sie traten wieder in den Flur und liefen eine ganze Weile, bis sie ein Einzelzimmer betraten.
Granger saß in einem Bett und schaute sofort auf, als sie alle nacheinander eintraten. Kurz kreuzte der Blick der braunen Augen Dracos, doch dann sah sie wieder wie gebannt zu den beiden Männern in den weißen Kitteln.
Draco tat einige Schritte und lehnte sich schließlich an eine Wand. Mit verschränkten Armen schaute er ebenfalls zu den beiden Männern, die sich vor Grangers Bett gestellt hatten.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass er immer noch Rotweinflecken auf seinem Hemd hatte. Und dank Potters überstürzten Abreisen hatte er nicht einmal seinen Zauberstab dabei, um die Flecken verschwinden zu lassen. Eine Tatsache, die er lieber verschwieg, solange er mit mehreren Weasleys in einem Zimmer war. Denn mehr als einmal hatte die Ratte ihn schon hasserfüllt angestarrt.
»Miss Granger, Mister Malfoy, wir müssen Ihnen mitteilen, dass der Fluch bei Mister Malfoy schon komplett ausgebildet ist. Leider können wir im Moment nichts mehr für sie tun.« Die Stimme des Fluchbrechers klang schwer im Raum und Draco schluckte trocken.
Wie von selbst fand sein Blick abermals den von Granger, die genauso gefrustet aussah, wie er sich gerade fühlte.

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