Niro schleppt mich aus dem Wald in die Stadt. An jeder Tür hängt ein Kreuz, was fast unerträglichen Schmerz in mir auslöst.
"Zieh die Sonnenbrille wieder an!", befehlt er. Wiederspruchlos ziehe ich sie an, denn ich habe keine Lust dass mich jemand als Vampir erkennt.
"Wohin bringst du mich eigentlich?", frage ich ihn. Ich hoffe nicht zu Iduna.
"Das erfährst du früh genug", erklärt er. Super Antwort.
"Warum hat Iduna mir das angetan?", frage ich, obwohl ich wahrscheinlich keine antwort bekommen werde. Er schweigt, wie ich erwartet hatte.
Wir biegen um eine Ecke, er bleibt stehen und sagt :" Sie war es leid, dich und Elenor ständig über Vampire reden zu hören, als wären sie 'cool'. Sie wollte dir zeigen, dass es nicht so ist wie es scheint und hat dich in einen Vampir verwandelt"
"Iduna hat mich in ein Monster verwandelt, weil ich mit Elenor drüber geredet habe?!", wiederhole ich verwirrt. Er schweigt.
"Bitte sag mir, dass du mich nicht zu ihr bringst", sage ich leise.
"Das kann ich nicht", sagt er und sieht mir mitfühlend in die Augen. Es wird langsam dunkel. Niro ist so blass, dass es fast so aussieht als würde er in der Dämmerung leuchten. Seine eisblauen Augen bohren sich in meine. Er sieht verdammt gut aus. Reiß dich zusammen Helena, er gehört zu Iduna. Niro blinzelt mehrmals, dreht sich um und geht ohne ein weiteres Wort weiter. Leicht humpelnd gehe ich hinterher, mein Bein tut noch immer von dem Nagel weh.
"Kann ich die Brille ausziehen? Ich sehe nicht mehr viel, außerdem läuft hier niemand mehr herum", bitte ich Niro. Ich sehe wie er nickt und ziehe die Brille aus. Wir biegen auf die Fußgängerzone, dort laufen nur ein paar besoffene Penner herum.
"Pass auf", sagt Niro, bleibt stehen und dreht sich zu mir," Ich erlaube dir einen von diesen Pennern da zu töten, ihr Leben ist so armselig, dass sich die Meisten von ihnen wünschen tot zu sein" Verwundert sehe ich ihn an.
"Du erlaubst mir jemanden umzubringen?! ", frage ich .
"Mach schon!", befehlt er und zeigt auf einen Penner der auf dem Boden sitzt. Wenn ich keinen Durst haben würde, könnte ich wiederstehen, aber die zwei Rehe hatte nicht sehr viel Blut. Zögernd gehe auf ihn zu.
"Haben Sie etwas...", fängt er mit rauer Stimme an, als er mich kommen hört, unterbricht sich aber selber, als er meine unnatürlich roten Augen sieht. Ich hocke mich vor ihm auf den Boden. Angst liegt in seinen Augen.
"Wenn sie wüssten, was für einen Durst ich habe... Tut mir leid", murmel ich, und beiße ihn in den Hals. Sein Blut schmeckt etwas nach Alkohol, er hat wohl getrunken. Was wohl dazu geführt hat, dass er hier auf der Straße lebt? Als in ihm kein Blut mehr ist, drehe ich mich zu Niro um. Er ist mir nach gegangen.
"Was machen wir mit der Leiche?", frage ich ihn und deute auf den Mann.
"Liegen lassen", sagt er emotionslos," Es ist gut den Leuten etwas Angst zu machen"
"Warum ist es gut?", frage ich verwirrt.
"Weil sie dann wissen, dass wirklich ein Vampir hier ist, manche wollen es nicht wahr haben", erklärt er. Wir gehen weiter. Als wir in die nächste Straße einbiegen bleibe ich schlagartig stehen. Am Ende der Straße befindet sich die Kirche.
"Nein", flüstere ich, schüttle den Kopf und gehe einen Schritt zurück, wenn er mich in die Kirche schleift werde ich leiden. Niro zieht mich weiter. Obwohl ich noch nicht lange ein Vampir bin, kenne ich meine Schwächen gut und die Kirche würde mir höllische Schmerzen bereiten. Als wir auf die Tür zu halten, explodiert der höllische Schmerz in meinem Kopf.
"Tut mir leid", murmelt Niro, sieht mich an mitfühlend und zieht mich in die Kirche. Sobald ich über die Schwelle trete breche ich mit einem aufschrei zusammen. Der Schmerz ist nicht nur in meinem Kopf, sondern in meinem ganzen Körper. Zitternd liege ich zusammengekrümmnt auf dem Boden und schließe die Augen. Niro hebt mich mühelos hoch und geht weiter in die Kirche. Mit jedem Schritt werden die Schmerzen schlimmer. Er flüstert immer wieder 'Tut mir leid' in mein Ohr. Er geht eine Treppe runter und legt mich auf den harten Boden. Ich mache die Augen wieder auf und sehe wie er eine Gittertür abschließt. Ich bin eingesperrt. Normalerweise könnte ich ganz leicht ausbrechen, indem ich die Gitterstäbe verbiegen würde, aber die Kirche über mir schwächt mich. Schwer atmend schließe ich die Augen. Ich wünsche ich könnte in Ohnmacht fallen, dann würde ich diese Schmerzen nicht mehr spüren.
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Der Kampf der Übernatürlichen
VampirePlötzlich fängt alles an sich zu drehen, ich halte mich am Tisch fest, aber ich habe noch immer das Gefühl, dass alles sich dreht. Mein Blick wird unscharf, sodass ich keine Konturen mehr erkennen kann. Ich blinzle mehrmals, doch alles bleibt unscha...