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Ich sitze jetzt schon fast 4 Tage lang auf dem selben Baum, dem selben Ast. Der Durst nach Blut wird immer unerträglicher.
Plötzlich steigt mir der unverkennbare Geruch von Blut in die Nase. Aber es ist kein Menschenblut - es ist das Blut eines Rehs.
Ruckartig richte ich mich auf und springe vom Baum. Ich folge der Fährte, bis ich das Reh sehe.
Es steht mit einem Kiz am Fluss und Trinkt. Langsam schleiche ich mich an sie heran, als das es mich bemerkt richtet es sich auf und rennt davon.
Ich renne hinterher und beiße in seinen langen Hals. Das Blut ist lange nicht so köstlich wie das eines Menschen, aber es tut trotzdem gut.

Als es kein Blut mehr hat, fällt mir das Kiz ein und töte ich es ebenfalls.

Ich habe keine Lust wieder auf einem Baum zu sitzen und nichts zu tun, also ziehe ich meine Sonnenbrille an und schlendere den Wanderweg entlang. Um das Blut, das vom Reh an mir klebt, mache ich mir keine sorgen. Wenn ich jemandem behegne, töte ich ihn.
Ich biege um eine Ecke, dort steht ein schwarz gekleideter Mann. Er steht einfach da und sieht mich an.
Er hat eisblaue Augen und kurze schwarze Haare. Ich bleibe stehen.

"Zieh die Brille aus, es scheint keine Sonne!", ruft er mit tiefer Stimme zu mir herüber.

"Und was wenn nicht?", fordere ich ihn heraus. Er zieht nur seine Jacke auf, dort sind Kreuze und Holznägel befestigt, ich will nicht wissen wie es sich anfühlt wenn er sie benutzt.

"Wenn nicht spieße ich dich auf!", droht er. Wiederwillig ziehe ich langsam die Brille aus, gucke aber nach unten, damit er meine Augen nicht sieht. Ich höre wie er einen Schritt näher kommt.

"Schau mich an!", sagt er fast schon freundlich. Ich gehe einen Schritt zurück.

"Wie willst du mich aufspießen? Ich bin viel schneller als du!", das interessiert mich wirklich.

"Willst du es wirklich riskieren?", fragte er. Nein das will ich nicht. Also schaue ich ihm langsam in die Augen.

"Ah, wundervolle, rote Vampir Augen", sagt er und lächelt. Jetzt wo ich ihn richtig sehe kommt er mir bekannt vor.

"Niro!", zische ich. Er ist Idunas Freund, sie hat immer ein Bild von ihm dabei.

Immernoch lächelnd kommt er zwei Schritte näher, diesmal bleibe ich stehen. Er nimmt eins der Kreuze aus seiner Jacke und kommt noch einen Schritt näher, er ist nur noch knapp zwei Meter von mir entfernt. Ich spüre die Wirkung des Kreuzes, es ist ein stechender Schmerz hinter meinen Augen.

"Du hast zwei Möglichkeiten",erklärt er," entweder du kommst mit ohne zu meckern, oder..."

"Oder du spießt mich auf", unterbreche ich ihn.

"Du lernst schnell", sagt er und macht eine 'geh-du-vor' Handewegung.
Ich schaue ihn hasserfüllt an, strecke aber mein Kinn hoch und gehe mit schnellen Schritten an ihm vorbei, sodass er kaum mithalten kann.
Ich spüre noch immer das Kreuz unter seiner Jacke.

"Versuch ja keine Tricks!", sagt er hinter mir. Er ist ein gutes Stück größer als ich.

Zum Glück ist der Wald ziemlich groß, und damit auch der Weg sehr lang, also habe ich etwas Zeit mir etwas einfallen zu lassen.
Ich werde einfach abhauen, ich bin schneller als er.
Niro geht etwa einen halben Meter hinter mir. Ruckartig drehe ich mich herum, schlage ihm ins Gesicht bevor er reagieren kann und schubse ihn zur Seite, sodass er auf den Boden fällt.
Ich renne schnell, aber Niro rappelt sich sofort auf und wirft mit unmenschlicher Geschwindigkeit einen der Holznägel.
Im laufen explodiert ein höllischer Schmerz in meinem Bein, sodass ich aufschreie und hinfalle.
In meinem Bein steckt der Nagel. Wie hatte er nur so schnell so genau zielen können?
Mit einem weiteren Aufschrei ziehe ich den Nagel aus meinem Bein und werfe ihn weg. Niro kommt zu mir gelaufen und hat das Kreuz vor sich gestreckt, was den stechenden Schmerz in meinem Kopf wieder hervorruft.

"Netter versuch! Nächstes mal landet er nicht in deinem Bein!", sagt er und zieht mich am Kragen meines T-shirts hoch. Wütend fauche ich ihn erneut an.

"Nana", sagt er tadelnd," Wir wollen doch nett sein" Ich fauche erneut hasserfüllt.

"Na komm, Kätzchen", sagt Niro, packt mein Handgelenk und zieht mich zum Weg zurück.
Ich wehre mich nicht, da das Kreuz noch immer diesen Schmerz in meinem Kopf auslöst. Humpelnd schleppe ich mich hinter ihm her.
Mit meiner freien Hand taste ich nach der Wunde, die der Holznagel hinterlassen hat. Sie ist bereits verheilt, aber es tut immer noch höllisch weh.

Der Kampf der ÜbernatürlichenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt