Kapitel 9

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Obwohl die Übelkeit nachließ, blieb die Panik bestehen und es wurde nicht besser. Haru war ihr auch keine Hilfe, wenn er so drauf war, wie er es jetzt war. „Vielleicht ist es besser", begann Sezuna ganz leise. „Wenn ihr mich einfach im Dorf lasst."

„Auf keinen Fall!", protestierte Akira und riss Haru nun an seinem Arm zu Sezuna. „Verdammt noch mal, helf ihr", knurrte er den Magier nun wirklich wütend an.

Eigentlich hatte Haru nicht einmal mehr Lust, überhaupt weiter zu gehen. Trotzdem ging er noch einmal auf Sezuna zu, wobei er nun seine Hand auf ihren Kopf legte. Wieder erschien dieses blau aus seinen Händen, mit der er einen Zauber in sie lenkte, der ihre Panik nicht nur unterdrücken sollte, sondern auch ihre Gefühle für jegliche Höhe.

Allerdings konnte er sehen, wie sie noch blasser wurde, als hätte er bereits zu viel Magie verwendet und sie bekam ihr nicht mehr. Da sie schon am Boden hockte und die Arme um sich schlang, konnten ihre Füße wenigstens nicht mehr nachgeben, doch sie wusste nicht, ob sie so wieder hoch kam. Selbst, als die Panik ein klein wenig abebbte.

Murrend hob er sie einfach hoch und trug sie, wobei eine Hand unter ihren Knien und die andere an ihrem Rücken lag, damit sie wenigstens weiterlaufen konnten. Er wusste, warum er sich Sorgen gemacht hatte. Nicht nur wegen der Höhe, sondern auch ihre Empfindlichkeit der Magie gegenüber. Aber etwas anderes als das würde jetzt wahrscheinlich nicht helfen. Schweigend setzte sich auf Akira wieder in Bewegung und sah Sezuna besorgt an.

Diese hatte sich an Haru festgekrallt und ihren Kopf an seiner Brust versteckt, während sie versuchte ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Er hatte zwar die Angst vertrieben, doch die Bilder kamen noch immer.

Da Haru anscheinend noch immer schmollte, wagte Akira einen neuen Versuch. „Magst du mir ein wenig über Harus unfertige Waffe erzählen?", fragte er sie.

Sezuna gab sich Mühe Akira etwas zu erzählen, doch sie brachte nur unzusammenhängende Dinge hervor, die absolut unverständlich waren und weit am Thema vorbei gingen.

Bis er schließlich mit den Fingern vor ihrem Gesicht schnipste. „Sezuna, ich bin hier und nicht in Harus Brust. Schau mich an, wenn du mit mir sprichst und konzentriere dich auf mich", verlangte er von ihr.

Sezuna reagierte kaum auf seine Finger. Sie nahm das Schnippen zwar wahr, konnte es aber nicht einordnen. Auch Akiras Stimme vernahm sie, doch die Finger sah sie nicht.

Hilflos sah Akira nun zu Haru, der einfach geradeaus starrte. Anscheinend funktionierten die Tricks, die Haru bei ihr normalerweise anwendete, nicht mehr und er fragte sich, ob es daran lag, dass Haru zu viel Magie bei ihr eingesetzt hatte oder welcher Grund es dafür gab.

„Es soll aufhören", jammerte sie plötzlich und griff sich an den Kopf, während Blut begann aus ihrer Nase zu tropfen. Die Panikattacke hatte ihren geistigen Schutzschild zerstört und die konnte sich vor der Flut an Informationen nicht mehr retten. Ihr gelang es nicht einmal sich auf irgendwas zu konzentrieren, weil sie nicht mehr auseinanderhalten konnte, was ihre Erinnerungen oder momentane Eindrücke waren.

Nun fluchte Haru sehr unhöflich, bevor er sich mit ihr auf den Boden kniete. Anstatt ihr Vorwürfe zu machen, wie Akira es erwartet hatte, legte Haru seine Hände an Sezunas kaltes Gesicht und sprach leise mit ihr, nachdem er sich zu ihr herunter gebeugt hatte.

„Sezuna, erzähle mir von der Nacht, die dir am meisten bedeutet", flüsterte er ihr zu. Wenn es gar nicht anders ging, würde er sie wohl mit einem Schlafzauber belegen müssen, aber das wäre erst die allerletzte Sache, die er tun würde.

Harus Stimme drang zu ihr vor, doch sie vermischte sich mit anderen Momenten, in denen Haru mit ihr gesprochen hatte. Sie verstand ihn einfach nicht, obwohl sie seine warme Hand an ihrer kalten Wange spürte.

Galdur - Kutukan Katina (Band 5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt