Kapitel 8

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Plötzlich blieb der Magier stehen und drehte sich zu ihr um. Seine Hände legte er auf ihre Schulter und er sah sie eindringlich an. „Ich weiß, dass du Angst hast. Glaubst du wirklich, es würde mich nicht interessieren? Schon seit wir wussten, dass wir über die Berge müssen habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich dir helfen kann, damit du mir nicht in Panik ausbrichst oder dich verletzt! Ich kann oft sehr gemein und böse sein, aber ich würde dich nie so etwas aussetzen, ohne dir dabei den höchstmöglichen Komfort zu bieten."

„Darum geht es mir nicht", murmelte Sezuna leise und wandte den Blick ab. „Es ist einfach so, dass ich mich selbst darüber Ärgere. Ich weiß, dass du mir helfen willst und ich bin dir sehr dankbar, aber ich fühle mich selbst so hilflos."

„Was ist daran so schlimm, Hilfe von mir anzunehmen? Du verbrauchst nur unnötig Energie, wenn du dich wegen sowas aufregst. Es ist wie es ist, wir sollten das Beste daraus machen", erwiderte er und ließ sie schließlich los. Haru seufzte tief und fuhr sich über das Gesicht.

Er konnte Sezuna verstehen, dass sie es nicht mochte. Immerhin war er auch nicht jemand, der gerne Hilfe von anderen annahm und sich mehr als schwach fühlte, wenn er selbst etwas nicht konnte. Aber es ging hier um ihre Gesundheit und mit dieser würde er nicht spielen. Davon abgesehen hatte er bereits öfters ihre Hilfe angenommen, auch wenn er sich geärgert hatte, dass er sich selbst nicht heilen konnte.

„Ich sagte nicht, dass es schlimm ist, aber ich möchte nicht immer nur das Gefühl haben, dir Ärger zu machen oder ohne deine Hilfe nicht mit meinen Ängsten umgehen zu können", murmelte sie und lief betreten weiter.

„So und du meinst, das es nicht besser wäre, klein anzufangen um deinen Ängsten gegenüberzustehen? Das, was wir hier tun, ist nichts Kleines. Und ich bin mir sicher, dass du dort oben eine Panik haben wirst, die dich nicht weitergehen lässt. Wie oft habe ich dir gesagt, du machst mir keinen Ärger? Warum ...", begann er und brach dann wütend schnaubend ab. Es brachte absolut nichts, es gut zu meinen, wenn sie sowieso ihren Kopf durchsetzen wollte.

Haru schmollte und lief schweigend vor ihnen her.

Sezuna folgte schweigend und versuchte sich nur auf den Boden zu konzentrieren. Sie verstand Haru zumindest ein klein wenig, doch sie konnte nicht nachvollziehen, warum er plötzlich so ausflippte.

Auch Akira schwieg, denn das war etwas, was die beiden unter sich ausmachen sollten. Allerdings konnte er beide Seiten sehr gut verstehen. Auf der einen Seite Sezuna, die unbedingt alles selber machen wollte und so wahrscheinlich das ausgleichen, was ihr fehlte. Haru dagegen wollte immer, dass es ihr gut ging und sie sich weder Sorgen machen noch Angst haben musste. Und es schien ihn wütend und auch traurig zu machen, wenn er dabei zurückgewiesen wurde. Wahrscheinlich war das der Grund, warum er so schnell seine Laune änderte, wenn er das Gefühl hatte, dass er in irgendeiner Weise zurückgewiesen wurde.

Der Prinz erinnerte sich gut daran, wie seine eigene Frau anfangs gewesen war. Auch sie war selbstständig gewesen und hatte keine Hilfe annehmen wollen, vor allem nicht von ihm. Für sie war es peinlich gewesen, auf jemand anderen angewiesen zu sein, bis sie endlich verstanden hatte, dass in einer Beziehung sich beide gegenseitig halfen und es einem niemals peinlich sein sollte, Hilfe des anderen anzunehmen.

Da er allerdings nicht wusste, was er zu ihnen sagen sollte, schwieg er und beobachtete den Berg, der immer größer wurde, je näher sie kamen. Die Sonne kam langsam zum Vorschein und die Bergspitze sah wie immer atemberaubend aus. Obwohl Akira das schon öfters gesehen hatte, so was es selbst für ihn jedes mal wieder wunderschön. Ob die beiden Sturköpfe das überhaupt mitbekamen?

Er blickte sich um und bemerkte, dass Sezuna stehen geblieben war. Sie stand da und starrte die Bergspitze an, während sie sich nicht bewegte.

Haru hingegen lief einfach weiter.

Galdur - Kutukan Katina (Band 5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt