Kapitel 19

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„Ich möchte noch ein wenig die Aussicht genießen", murmelte sie und traute sich, wieder umher zu blicken. Es war wirklich schön hier.

Die Männer freuten sich darüber, dass sie anscheinend in dem Moment nicht so viel Angst hatte. Doch anstatt sich selbst wirklich umzusehen, beschränkten Akira und Haru ihre Blicke auf das, was sie neben Sezuna aus sehen konnten. Das war mehr als genug und sie wollten beide nicht, dass Sezuna dachte, sie wäre alleine wenn einer sich ein bisschen von ihr entfernten.

Das war auch gut so, denn wahrscheinlich hätte sie wieder Panik bekommen. Doch mit dem Wissen, dass beide da waren, wenn etwas passierte, schaffte sie es sogar, sich ein wenig auf der Plattform zu bewegen und sich umzusehen.

Aber wohl auch nur solange die beiden Männer ständig an ihrer Seite waren. Dicht liefen sie neben Sezuna her und warfen sich manchmal Blicke zu, die Erleichterungen zeigten. Immerhin war es ein Fortschritt für die Reise.

„Vielleicht solltest du sie tragen", schlug Akira leise vor. Immerhin schien sie sich durch Harus Gegenwart sehr zu beruhigen.

„Nur wenn sie es selbst will. Ich möchte es ihr nicht aufdrängen", flüsterte er ihm zu. Vielleicht würde es dann erst recht wieder schlimmer werden, wenn er sie plötzlich hochhob.

„Du kannst es ihr ja vorschlagen", meinte Akira leise. Er verstand, dass Haru sie nicht drängen wollte, glaubte aber, dass Sezuna wohl auch nicht fragen würde.

Nachdenklich nagte Haru an der Unterlippe und seufzte leise bevor er Sezuna den Vorschlag machte, dass er sie tragen konnte, wenn sie es wollte. Er rechnete damit, dass sie ablehnen würde, was aber auch nicht so schlimm war, immerhin war es wichtiger, dass sie sich wohlfühlte.

Sezuna lächelte schief. „Ich weiß nicht, ob es das besser macht. Das müssten wir ausprobieren", meinte sie und hielt sich an Harus Hand fest, während sie ich ein wenig über die Brüstung beugte, um sich ihrer Angst zu stellen.

Hier würde er sie ganz sicher nicht hochheben, nicht dass sie dachte, er würde sie herunterwerfen sollen. Deshalb wartete er auf ihr Zeichen, wann sie es wollte.

Sezuna atmete tief durch und trat vom Rand zurück. „Wollen wir es versuchen?"

Leicht nickte er und legte eine Hand unter ihre Knie und eine an ihren Rücken, um sie hochzuheben. Dabei war er jedoch jederzeit bereit, sie sofort wieder herunterzulassen, falls es ihr schlecht ging.

Sezuna krallte sich an ihn fest und für einen Moment spürte sie, wie ihr das Herz in die Hose rutschte, weil sie sich so nah am Rand befanden. Nun war die Brüstung kein Schutz mehr, dich die Angst kehrte nicht zurück. Sie traute Haru einfach nicht zu, dass er sie fallen ließ oder sie runter warf. Zumindest nicht, ohne ihr einen Schutzzauber zu verpassen, der sie vor Verletzungen schützte. Ihr Gehirn rechnete eine Wahrscheinlichkeit von Null aus.

Haru hielt sie sehr fest, als würde er sie an sich binden wollen, was dann nur dazu führen würde, dass sie zusammen herunterfallen. Außerdem gab es auch keinen Grund, so etwas zu tun. Der Junge spürte ihre Verspannungen sehr gut und hoffte einfach darauf, dass sie nicht in Panik ausbrach. Wenn es sein musste, würde er sie auch den Berg nach oben tragen.

Sezuna in seinen Armen entspannte sich jedoch sichtlich und wurde ruhiger.

„Hilft das dir wirklich?", fragte er leise und richtete seinen Blick nun nur auf sie. Akira stand neben ihnen und beobachtete die Szene, im etwaige Anzeichen für eine erneute Panikattacke zu sehen.

„Ja, weil ich weiß, dass du mich nie runterschmeißen würdest", murmelte sie. „Allerdings hilft das wahrscheinlich auch nicht, wenn ich weiß, dass wir gemeinsam abstürzen werden", seufzte sie, aber im Moment fühlte sie sich wohl.

Galdur - Kutukan Katina (Band 5)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt