Rätselhafte Gäste

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Sprenkeljunges starrte stumm auf den Boden zu ihren Pfoten. Er war staubig. Und hässlich. Hat er immer so ausgesehen? Sie konnte sich nicht daran erinnern, über ihn gelaufen zu sein. War sie getragen worden? Wahrscheinlich... Es war unwichtig. Denn der Schmerz in ihrer Brust ließ nicht nach. Es fühlte sich an, als hätte bei Dunkeljunges' Weggehen jemand ein Stück ihres Herzens herausgerissen. Und es hörte nicht auf zu bluten.

Warum tust du mir das an? Warum tust du uns das an? Und auch dir selber. Komm doch einfach zurück!

Auf einmal traten zwei dreckige Pfoten in ihr Sichtfeld. »Hallo! Wie heißt du? Wo kommt ihr her? Wie ist es im Zweibeinerort? Und was ist dahinter? Habt ihr richtige Monster gesehen? Sind sie so groß wie die Ungeheuer? Und so laut? Und gefährlich? Habt ihr gegen sie gekämpft?«

Sprenkeljunges sah auf und fand sich einem jungen Kater gegenüber, dessen Ohren aufgeregt hin und her zuckten. Seine Augen waren von einem dunklen Blau, das sie an den Himmel kurz nach dem Untergang der Sonne erinnerte.

»Und wer sind die gruseligen Viecher, die mit euch reisen? Rehe sind es nicht. Ich weiß schon, wie ein Reh aussieht! Wusstest du, dass die Jungtiere weiße Flecken haben?«, plapperte er einfach weiter. »Ich weiß nicht, ob wir im Blattfall noch welche finden, aber wenn doch, kann ich sie dir zeigen! Die sind echt niedlich!«

»Fliegenpfote!«, rief eine kleine Kätzin mit schlammverkrustetem Fell, die neben einem Kater mit intensiv grünen Augen saß. Sprenkeljunges meinte, sie schon irgendwo gesehen zu haben. Sie hat mich damals zu dem hölzernen Zweibeinernest und wieder zurück zum WindClan gebracht.

Der Kater vor ihr, der offenbar Fliegenpfote hieß, verdrehte die Augen. »Ja, Mutter?«

»Überfordere unsere Gäste bitte nicht! Du siehst doch, dass es ihr nicht gut geht.« Die Kätzin stand auf und kam auf sie zu. Vor Sprenkeljunges blieb sie stehen. »Bist du krank? Soll ich dich zu Regenmond bringen? Sicher kennt sie einige Kräuter, die dir helfen würden.«

Die gesprenkelte Kätzin schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, es ist nur... Es ist nichts.«

»Dann ist ja gut!«, rief Fliegenpfote begeistert. »Komm, ich zeig dir den Schülerbau!«

»Aber... Ich bin noch keine Schülerin«, miaute Sprenkeljunges verwirrt.

»Die Kinderstube ist leider zu voll«, erklärte die Mutter des Katers ruhig und wandte sich dann an ihren Sohn: »Ich hoffe doch, dass du auch die anderen jüngeren Katzen einsammelst?«

»Ähm, ja, natürlich.« Fliegenpfote hielt dem Blick der Kätzin stand und schließlich entfernte sich diese auch wieder. Der Schüler atmete erleichtert aus. »Meine Mutter ist manchmal echt nervig. Das kennst du wahrscheinlich. Wer ist deine Mutter?«

»Schattenstern«, sagte Sprenkeljunges und deutete auf die schwarze Kätzin, die sich gerade mit der langhaarigen, grauen Kätzin – Regenmond – unterhielt.

Das Maul des Katers klappte auf. »Was?«, fragte er ungläubig. »Du bist die Tochter der Anführerin? Krass! Das heißt, du wirst den WindClan nach ihrem Tod anführen?«

»Wie kommst du denn darauf? Nein! Natürlich nicht!«

»Achso. Dann hast du noch ältere Geschwister?« Fliegenpfote schnurrte belustigt. »Das gleiche Problem haben Lilienpfote und Schwarzpfote auch. Besonders Schwarzpfote findet das blöd. Er regt sich immer furchtbar darüber auf, dass Adlerschwinge älter ist und deswegen der nächste Große Stern wird. Ich finde das gut so. Adlerschwinge ist viel netter als Schwarzpfote. Und er ist schlauer!«

»Ich habe keine älteren Geschwister«, antwortete Sprenkeljunges, als der Redeschwall des Katers zu Ende war. »Bei uns wird der Stellvertreter der nächste Anführer.«

Warrior Cats - Schwarze SonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt