Warrior Cats - Schwarze Sonne

Epilog

Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne färbten das Gefieder des kleinen Vogels orange. Er flatterte mit den weißen Flügeln, drehte eine Runde über dem gelben Meer aus Grashalmen und zwitscherte leise vor sich hin. Dann machte er kehrt und flog zu einer dicken Eiche, die einsam am Rand des Feldes stand. In ihrem Schatten rekelten sich träge einige Katzen. Der Schneefink landete auf den massigen Schultern eines mattgrau getigerten Katers.

»So früh schon unterwegs, Ikalu?«, fragte er schläfrig und öffnete die blattgrünen Augen. Der Vogel zwitscherte aufgeregt und hüpfte auf und ab. Flatterte kurz in die Höhe und landete etwas weiter in Richtung der hohen Grashalme.

»So führt er sich doch normalerweise nicht auf«, miaute ein goldbraun getigerter Kater, der als erster aufgestanden war. »Glaubst du, wir sind bald da?«

»Ich glaube, wir sind schon da, Harzjäger«, antwortete der grau getigerte Kater. Auch er erhob sich nun auf die Pfoten. Seine Beine waren viel länger als die der anderen Katzen und sein Pelz dichter. Über seinen Rücken zog sich ein schwarzer Aalstrich.

»Was? In den Gräsern da soll der WindClan leben?«, fragte Harzjäger wenig begeistert.

»Ist doch egal, wo sie leben«, warf eine schwarz-weiße Kätzin ein, auf deren Brust eine verkrustete Hautfläche zu sehen war. Sie saß an der Seite einer Katze, deren Körper so schwer verbrannt war, dass kein einziges Haar mehr wuchs. Die Haut war furchtbar entstellt. »Hauptsache, wir haben sie gefunden.«

»Halt die Klappe, SumpfClan-Abschaum!«, fauchte Harzjäger gereizt und peitschte wütend mit dem Schweif, woraufhin die Kätzin niedergeschlagen den Kopf senkte.

»Aber Kräuselpfote hat recht«, sagte eine dunkelbraune Kätzin. Ihr rechtes Auge war von einigen Krallenspuren entstellt. »Hauptsache, wir haben sie gefunden.«

»Wie du meinst.« Harzjäger zuckte unzufrieden mit den Ohren und wandte sich ab. Den Blick in Richtung eines dichten Waldes gerichtet. Ein hellgrauer Kater mit helleren Flecken stellte sich neben ihn.

»Sie verfolgen uns immer noch«, stellte der gefleckte Kater fest. Seine grünen Augen richteten sich auf vier ältere Katzen, die unglaublich erschöpft aussahen. Zu ihren Pfoten tummelten sich zwei Junge. Sein Blick wanderte weiter zu der entstellten Katze, um die die schwarz-weiße Kätzin sich kümmerte. »Wir hätten sowieso nicht viel länger ausgehalten.«

»Brechen wir also auf?«, wollte der mattgrau getigerte Kater wissen, auf dessen Schulter der Schneefink sich wieder niedergelassen hatte.

»Gib uns alten Katzen noch etwas Zeit«, krächzte ein hellbrauner Kater, dessen Fell zerfetzt war.

»Nun gut, aber nicht allzu...« Der Kater mit dem Vogel hielt mitten im Satz inne. Seine blattgrünen Augen hatten eine Bewegung zwischen den Gräsern wahrgenommen. »Wer ist da?«

Erst passierte nichts, doch schließlich trat eine braun-weiße Kätzin mit einer gespaltenen Nase aus den gelben Halmen hervor. »Wer seid ihr und was habt ihr hier zu suchen?« Sie wirkte nur bedingt feindselig. Wahrscheinlich war sie verwirrt von der recht mitgenommen aussehenden Katzengruppe.

»Wir suchen jemanden«, erklärte der grau getigerte Kater. »Eine Clan-Anführerin namens Schwarze Blüte.«

»Hier gibt es niemanden, der so heißt«, erwiderte die fremde Kätzin.

»Was?« Harzjäger drängte sich nach vorne. »Das kann doch nicht wahr sein! Alles umsonst!«

»Beruhige dich«, miaute der gefleckte Kater, der sich von dem Wald am Horizont losgerissen hatte. »Wir suchen zwei Clans. Einer von ihnen wird von der Schwarzen Blüte angeführt.«

»Achso.« Die fremde Kätzin schnaubte. »Ihr meint Schattenstern, die Anführerin des WindClans.«

»Ist sie das?«, wandte der gefleckte Kater sich an den grau getigerten mit dem Vogel.

Dieser zuckte nachdenklich mit den Ohren. »Möglich wäre es.«

»Wer seid ihr denn jetzt überhaupt?«, wollte die fremde Kätzin wissen.

»Wir...«, entgegnete der grau getigerte Kater, »... sind der SchattenClan.«

»Oder das, was von ihm übrig geblieben ist«, ergänzte Harzjäger mit bitterer Stimme.