Kapitel 1

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„I wanna hold you when I'm not supposed to, when I'm lying close to someone else, you're stuck in my head and I can't get you out of it, if I could do it all again, I know I'd go back to you", dröhnte es in meinen Ohren und meine Muskeln schmerzten, doch ich musste weiter. Immer schneller und weiter lief ich in den Wald, bis ich an meinem altbekannten Platz angekommen war und mich noch einmal umsah, bevor ich mich auszog. Schnell hatte ich meine Klamotten, sowie mein Smartphone versteckt und konzentrierte mich auf meine innere Wölfin.

Ich merkte, wie meine Muskeln und meine Knochen sich dehnten, gefährlich knackten. Schließlich fand ich mich auf vier sandfarbenen Pfoten wieder und musste einige Male blinzeln, bis sich meine Rezeptoren umgestellt hatten und ich nun alles in schwarz-weiß Schattierungen wahrnahm. Nachdem ich mich geschüttelt und die Nase in die Luft gehalten hatte, trabte ich vergnügt los.

Die Anspannung von vor einer Stunde war vollends verflogen und meine gewaltigen Pfoten trugen mich zum Bach. Am Ufer angekommen legte ich mich auf den weichen mit Gras und Moos bedeckten Boden und genoss den leichten Wind, welcher in meinem Fell zog.

Ich wusste nicht, wie lange ich dort lag, auch nicht wann ich es mal im Busch rascheln gehört hatte, doch eine Sache wusste ich ziemlich sicher. Ich würde mich nicht so leicht geschlagen geben!

Eine Woche später war es soweit.

Jeder Alpha, der seine Mate noch nicht gefunden hatte und volljährig war fand sich in dem kleinen Dorf nahe der schweizerischen Grenze, meiner Heimat, ein. Sie kamen aus aller Welt und jeder tat sich schwer die andere Kultur zu berücksichtigen und angesichts dieser Reizüberflutung ruhig zu bleiben.

Die Alphas waren nicht allein gekommen, sie hatten meist ihre Betas, sowie persönliche Leibwachen und die Mates der vorher genannten, falls sie diese schon gefunden hatten, mitgebracht. Die Betas waren ebenso berechtigt an der Auswahl teilzunehmen.

Während meine beste Freundin Elisa in Panik verfiel und wir uns immer weiter verbarrikadierten, da die auserwählten Frauen des Dorfes vor der offiziellen Auswahl keinem Alpha über den Weg laufen durfte, war ich seltsamer Weise sehr entspannt. Irgendwie vertraute ich darauf, dass mein Mate - wenn ich ihn finden sollte - gut zu mir sein würde.

Der letzte Nachmittag vor der großen Auswahl brach an und Elisa und ich waren nur damit beschäftigt uns fertig zu machen. Noch während ich schon mein Kleid aus dem Schrank nahm und an meine Tür hängte, watschelte Elisa gerade frisch geduscht aus dem Badezimmer. Immerhin hatte sie ihre Haare schon geföhnt und hochgesteckt und Unterwäsche an.

Ich war eigentlich schon fertig, sie müsste mir nur noch in mein Kleid helfen und den letzten Schliff an meinem Make Up einbringen.

„Beeil dich jetzt mal ein bisschen, Elisa! Mein Dad holt uns in einer Stunde hier ab!", murrte ich, als ich meinen Liquid Lipstick nachzog. Elisa sah mich nur grinsend an und begann dann sich zu schminken.

Vivian Schneider - Die Geschichte einer jungen WerwölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt