Kapitel 15

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„Da vorne ist ein Parkplatz!", Elisa deutete in eine Richtung und ich folgte ihrer Deutung. Ich beschleunigte den Wagen nochmal und blinkte dann. Schnell drückte ich eine Taste und fuhr langsam an der Parklücke vorbei. Das Auto parkte automatisch ein und ich lächelte Elisa selbstzufrieden an.

„Los geht's!", grinsend öffnete Elisa ihre Tür und sprang aus dem Auto. Logan, Collin und ich folgten ihr.

Schnell schloss ich noch den Wagen ab und verstaute dann den Schlüssel in meiner Handtasche. Während ich noch mein Handy aus meiner Handtasche nahm und sofort lächeln musste, als ich sah, dass ich eine Nachricht von Chuck erhalten hatte.

Vermisse dich jetzt schon, Luna. Such dir ein großartiges Kleid aus und achte nicht auf den Preis. Er ist nicht wichtig. Schick mir auf jeden Fall Bilder! Ich muss jetzt die Welpen trainieren. Pass auf dich auf.

Schon fing ich an eine Antwort in mein Handy zu tippen.

Ich vermisse dich auch, großer Alpha. Ich werde dir zu jedem Kleid ein Bild schicken! Ich passe schon gut auf mich auf. Viel Spaß beim Unterricht. Bis später, mein Alpha.

Schnell schloss ich zu den anderen Drei auf und unsere Bodyguards ließen sich ein wenig zurückfallen.

„Denkst du, dass wir hier was finden werden, bei dem wir nicht wegen dem Preis aus allen Wolken fallen?", Elisa hackte sich grinsend bei mir unter und zog mich ein wenig an sich.

„Werden wir sicher nicht. Aber wir werden auch keine andere Wahl haben.", ich lachte über diese Antwort und zog meine beste Freundin in das erste Geschäft.

Drei Stunden und mindestens zwölf Läden später hatte ich nun ein trägerloses apricofarbenes Kleid an, welches sich an meine Brust anschmiegte. Ab meiner Taille fiel es in sanften Tüllfalten nach unten. Grinsend machte ich ein Foto in dem Spiegel, welcher in der Kabine hing und schickte es Chuck.

Ohne auf seine Antwort zu warten, ging ich aus der Kabine und sah eine grinsende Elisa. Ihr weinrotes Kleid passte perfekt zu ihren dunklen Haaren. Die Spitzenärmel schmiegten sich an ihre Arme, als wäre das Kleid für sie gemacht. Wie bei mir, begann ab der Taille Tüll, doch war es nicht so verschnörkelt.

„Das musst du nehmen.", ich lächelte Elisa an und sie nickte.

„Ich weiß und du musst das Nehmen!", Elisa drehte sich im Kreis und ich schloss sie in meine Arme. Es tat gut, dass sie hier mit mir war und das alles mit mir durchstehen konnte.

Schnell zogen wir uns wieder um und stolzierten zur Kasse. Unsere Bodyguards folgten uns und waren sichtlich erleichtert, dass wir gehen konnten. Elisa und ich sahen uns zweifelnd an, als die Verkäuferin den Barcode auf dem Preisschild meines Kleides abscannte und dann etwas auf dem Touchfeld ihres Computers herumtippte. Sie nannte uns den Betrag und ich zog widerwillig Chucks Kreditkarte.

Ich atmete tief durch, als wir endlich wieder im Auto saßen und ich den Motor startete. Mein Blick glitt zur Uhr und ich erschrak, als ich erkannte, dass es schon nach drei Uhr war.

Schnell hatte ich den riesigen SUV aus der Parklücke manövriert und Elisa stellte das Navi ein.

Elisa und ich waren dort, wo wir hingehörten und das war gut so. Vielleicht würde hier endlich alles einfacher werden, sodass viele Wunden heilen könnten, die schon so lange bluten. Die letzten Jahre war es nicht gerade einfach gewesen mit Elisa.

Erst war ihre Oma, die sie praktisch großgezogen hatte, nach einem langen Kampf mit dem Krebs verstorben. Dann hatte ihre Mutter ihr erzählt, wer ihr leiblicher Vater ist und das zog ihr nochmal den Boden unter den Füßen weg. Ich hatte sie öfter, als einmal aus irgendeinem Club gefischt, damit das Rudel und ihre Mutter das nicht mitbekamen.

Manchmal hatten mein Vater und ich sie dann einfach in mein Bett gelegt und sie schlafen gelassen. Meistens wollte sie nie liegen bleiben, also blieb ich bei ihr, bis sie eingeschlafen war und strich ihr durch die Haare. Es gab auch Zeiten, in denen sie nur geweint hatte und ich einfach nur da war, da sie nichts mehr ertrug. Diese schwierige Zeit schien nun vollends von ihr abzufallen, doch hatte ich auch Angst, dass es sie wieder einholen würde.

Komplett in Gedanken versunken, verging die Fahrt sehr schnell und ich war froh, als wir endlich das riesige prunkvolle Tor sahen. Nachdem ich Elisa und die beiden Jungs jeweils bei ihnen zuhause abgesetzt hatte, fuhr ich weiter und atmete nochmal tief durch, bevor ich aus dem Wagen stieg.

Gerade als ich den Kofferraum öffnete, öffnete sich die Haustür und ich drehte mich strahlend zu dieser um. Leider verging mir recht schnell das Lächeln, denn in der Tür stand nicht Chuck, sondern der junge Werwolf, der uns Essen gebracht hatte. Jonathan, wenn ich mich richtig erinnere.

„Luna.", Jonathan verbeugte sich leicht und nahm dann meine Tüte und meine Handtasche. „Ich entschuldige mich hiermit aufrichtig für mein Verhalten am Tag Eurer Ankunft.".

Ich nickte einfach nur, da ich wirklich enttäuscht war, nicht Chuck anzutreffen. Frustriert lief ich zur Haustür und zog meine Schuhe aus. Schnell hing ich noch meine Jacke auf und lief dann ohne mich weiter umzusehen ins Schlafzimmer. Ich ließ mich einfach rückwärts auf das Bett fallen und schloss meine Augen. Die leichten Schritte im Flur verrieten mir, dass Lynn auf dem Weg zu mir war.

„Luna, kann ich Ihnen behilflich sein?", seufzend setzte ich mich auf. Tatsächlich stand Lynn in der Tür und sah mich fragend an.

„Nein, ich brauche im Moment gar nichts. Aber danke Lynn.", ich ließ mich wieder nach hinten fallen und schloss meine Augen. „Bitte schließ die Tür hinter dir.".

Als die Tür ins Schloss fiel hielt es nicht mehr aus und begann zu schluchzen. Warum ging es Elisa wieder gut und ich, die immer für sie da gewesen war und das alles gar nicht selbst durchgemacht hatte, der ging es nicht gut. Ich wusste nicht mal warum es mir schlecht ging.

Irgendwann war ich wohl eingeschlafen, denn ich wurde erst durch schwere Schritte wach und setzte mich auf. Ich atmete auf, als Chuck im Türrahmen erschien. Ich sprang auf und klammerte mich an ihn. Seine Arme legten sich um mich und meine Beine schlangen sich um seine Mitte.

„Ich freu mich auch dich wieder zu sehen, Vivi!", lachte er und ich lehnte mich ein wenig zurück, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken.

Er lief mit mir auf dem Arm zum Bett, legte mich ab und beugte sich über mich. Seine Zunge glitt in meinen Mund und er drückte mich weiter in die Kissen. Ich zog ihn näher an mich und wühlte in seinen Haaren. Meine Wölfin vernebelte komplett meinen Verstand und ich spürte deutlich die Präsens seines Wolfes. Chuck verlagerte seinen Gewicht und strich mit seiner Hand an meiner Seite entlang.

„Ich hab dich so vermisst.", seine Nase streifte an meinem Hals entlang und mir entwich ein jaulender Laut. Mein Körper wurde von einer Gänsehaut überzogen und ich zog ein wenig an seinen Harren. Er knurrte und ich genoss das Vibrieren, welches dieser Klang an meiner Haut hinterließ.

„Ich dich auch.", er küsste mich wieder und seine Hand streichelte meinen nackten Bauch, da mein Top hochgerutscht war.

Seufzend löste er sich von mir, ließ sich neben mich fallen und sah mich an.

„Wir müssen aufhören, sonst kann ich dir nicht weiter widerstehen.", Chuck streichelte meine Wange und ich kuschelte mich an ihn.

Vivian Schneider - Die Geschichte einer jungen WerwölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt