Kapitel 2

669 25 0
                                    

Vivian P.o.V.

Das Dorf war in hellem Aufruhr. Jede junge Frau, die auserwählt war, hatte sich zurecht gemacht und zwängten sich nun durch die engen Türen des Rathauses ins Innere. Auch wenn zumindest jede Werwolffrau wusste, dass es nicht auf das Äußere ankam, da sich der Wolf nur auf sein Gefühl verließ, staunte ich nicht schlecht angesichts der vielen atemberaubend schönen Frauen in dem großen Festsaal.

Viele der hier anwesenden kannte ich vom Sehen und wusste nur zu gut, dass die meisten keine Werwölfe waren. In unserem kleinen Dorf hatte man sich damit abgefunden zusammen zu leben. Leider war diese Form von Gemeinschaft nicht überall gesetzlich, sowie menschlich zulässig.

So lebten viele Rudel komplett abgeschottet von anderen in Reservaten. Meist waren diese Rudel auch nicht sehr zeitgerecht eingestellt und lebten wie Nomaden. Sie zogen von einem Ort zum anderen, ließen sich doch nie ganz nieder. Diese Rudel hatten ihr Ansehen in unserer Welt meist schon lange verloren, da sie nicht sehr gepflegt waren und nicht viel auf sich hielten.

Innerlich betete ich, dass ich nicht in solch ein Rudel Einzug halten musste. Ich hoffte, falls ich heute Abend meinen Mate traf, in ein moderneres Rudel zu kommen, dass mit den Nower, wie man in Deutschland die nicht wölfischen Menschen nannte, zusammenleben würde.

Während Elisa und ich uns in eine Reihe eingliederten, die nach Alter, sowie wölfischem Anteil gegliedert war, wurde mir leicht schwindlig. Angesichts der vielen Gerüche und Geräusche, die auf meine sensiblen Sinne einprasselten, war das hier eine Zumutung.

Nachdem es jeder geschafft hatte, sich einzugliedern, trat ein älterer Mann vor. Er wurde von zwei jüngeren Ebenbildern flankiert. Schlagartig wurde es still im Raum.

Der ältere Mann war Patrick Schmidt. Er war bis vor drei Jahren unser Alpha und bei den Nower eine Art Bürgermeister gewesen. Flankiert wurde er von seinen Söhnen Alexander und Adrian Schmidt. Die Zwillinge sahen sich nicht einmal ansatzweise ähnlich, doch jeder der beiden hatte auf seine Art ein umwerfendes Äußeres, was nur von ihrer Präsenz übertroffen wurde.

Der Alpha, Alexander Schmidt, stand ein Stückchen näher an seinem Vater als sein Beta, Adrian Schmidt. Sie stammten aus einer sehr alten Familie, die sehr wertvolles Blut in sich trägt. Dieses Blut war nur noch einer Familie ebenbürtig. Den Smiths. Sie stammten aus Amerika, woher genau weiß keiner, da ihr Reservat sehr versteckt in mitten eines riesigen Waldgebiets lag.

„Ich freue mich, Sie alle hier begrüßen zu dürfen! Ich hoffe auf ein friedliches Miteinander und viele wunderbare Mate-Verbindungen!", Patrick Schmidt war vorgetreten und hatte die Stimme erhoben.

Nun schob sich Alexander vor seinen Vater und begann ebenfalls zu sprechen: „Wir bitten nun unsere Gäste einzutreten. Wir bitten jede Frau an ihrem Platz zu verweilen und zu warten, bis alle sich entschieden haben, ob ihre Mate hier ist oder sich zurückgezogen haben.".

Mit diesen Worten öffnete sich eine große Flügeltür und nacheinander kamen die verschiedensten Gerüche und Präsenzen hinein. Sowohl Alphas, als auch Betas streiften durch die Reihen und schnüffelten immer wieder in die Luft, was in menschlicher Gestalt ziemlich komisch aussah.

Einer nach dem anderen schüttelte entweder enttäuscht den Kopf oder rief ein erfreutes „Mate" aus, nur um sich dann an seine Mate zu klammern. Elisa neben mir zappelte immer noch unruhig herum, wie sie eben war und ich sah sie grinsend an.

„Ich glaube, wir sind dann mal raus!", grinste ich sie an, als sich der Raum immer mehr leerte.

„Freu dich da mal nicht zu früh!", murmelte sie nur und fixierte etwas neben mir.

Doch bevor ich mich nur umdrehen konnte, hörte ich schon das eine Wort, was ich am liebsten nie gehört hätte.

„Mate!".

Vivian Schneider - Die Geschichte einer jungen WerwölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt