Kapitel 30

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Gähnend streckte ich mich noch einmal, bevor ich mich auf die andere Seite drehte und enttäuscht ins Leere fasste. Frustriert seufzte ich auf und öffnete dann meine Augen. Chucks Seite war zwar noch ein wenig warm, doch ich hörte ihn nicht im Haus. Allein Lynns ruhiger Herzschlag und ihr leises Summen war zu hören.

Ich schnappte mir mein Smartphone von meinem Nachttisch und klickte auf Elisas WhatsApp Chat. Schnell schrieb ich ihr eine kurze Nachricht, ob sie in einer Stunde vorbeikommen und durch den Wald streifen wollte. Danach schälte ich mich aus den weißen Laken und tapste ins Bad.

Während ich mich vor dem Spiegel streckte, begutachtete ich einen blauen Fleck an meiner Hüfte. Er war relativ groß und wenn man genau hinsah, erkannte man eine Hand. Dort hatte Chuck mich gestern Nacht festgehalten. Ich hatte es nicht einmal bemerkt, doch ich wusste jetzt schon, dass das wieder eine lange Diskussion und Vorwürfe geben würde.

Nochmal atmete ich tief durch und stieg dann unter die Dusche. Während ich meine Haare ein schamponierte, hörte ich wie die Haustür aufging und anhand der Schritte identifizierte ich die Person als Elisa. Vor dem Bad blieb sie stehen und klopfte. Ich rief sie hinein und spülte meine Haare aus.

„Seit wann klopfst du denn?", rief ich gegen das plätschernde Wasser an.

„Weiß ich, ob du alleine bist? Obwohl...", sie nahm eine Denkerpose ein. „... ich habe kein Stöhnen gehört. Oder bringt es dein Alpha nicht?".

„Halt die Klappe!", knurrte ich, jedoch mit einem Grinsen. „Mein Alpha bringt es schon fast zu gut!".

Ich schlang mir ein Handtuch um meinen Körper und eines um meine Haare. Elisa zog scharf die Luft ein und ich sah sie an.

„Was ist?", fragend sah ich sie an und stiefelte ins Ankleidezimmer. Meine Zähne hatte ich schon in der Dusche geputzt und so musste ich mich nur noch anziehen und meine Haare föhnen. Schnell hatte ich mir ein Sommerkleid und Unterwäsche rausgesucht.

„Vivi, bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist?", zweifelnd sah mich meine beste Freundin an und ich blicke finster zurück, während ich mir das Kleid überstreifte und frustriert feststellte, dass ich wohl auf eine Jeans zurückgreifen musste.

An meinem Knie war ein riesiger blauer Fleck und an meinem Oberschenkel kleinere Flecken.

„Es ist alles in Ordnung, Elisa!", herrschte ich sie an und schnappte mir schnell eine helle Jeans und weißes Tshirt. Beides zog ich in wölfischer Geschwindigkeit an und stiefelte an ihr vorbei.

„Ist es nicht, wenn er dich verletzt!", ihr Knurren duldete nicht, dass ich weiter auswich. Dieses Knurren hatte sie oft angewandt, wenn ich nicht so handelte wie sie wollte.

Nun knurrte ich auch und sie riss überrascht ihre Augen auf. Nie hatte ich es gewagt, sie anzuknurren, da sie im Schmidt-Rudel deutlich über mir stand und sowas nicht geduldet worden wäre. Doch hier waren wir in Amerika und nicht mehr in Deutschland. Hier war ich ihre Luna.

„Wag es noch einmal deine Luna anzuknurren!", das Grollen in meiner Kehle war tief und bedrohlich.

„Sonst was?", sie hielt dagegen und ich begann zu zittern. Meine Wölfin wollte ihr zeigen, wie sie sich zu verhalten hatte und dass ihr Verhalten so nicht geduldet wurde.

„Sonst verlässt du sofort mein Haus und glaub ja nicht, dass du hier nochmal auftauchen kannst.", ihr Mund stand offen und ich sah wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. „Ich habe dich immer unterstützt. Habe immer versucht für dich die beste Freundin zu sein, also lass es einfach gut sein. Bitte.".

Sie atmete tief durch, fuhr sich durch die Haare und wischte sich die Tränen weg.

„Okay, es tut mir leid. Ich mach mir nur Sorgen um dich. Wenn Chuck dir weh...", ich unterbrach sie.

„Ich weiß, aber er tut mir nicht weh. Er macht sich doch selbst die größten Vorwürfe, wenn er die Flecken sieht.", erklärte ich und sie folgte mir ins Erdgeschoss.

Damit war das Thema wohl beendet und als wir aus der Haustür traten, hätte ich beinahe die Augen verdreht, als ich Miles und Aiden sah.

„Was macht ihr denn hier?", sie verbeugten sich und ich sah sie kritisch an.

„Der Wald ist gefährlich ohne Begleitschutz.", erklärte Miles und mied es mich anzusehen.

„Seht bloß zu, dass wir euch nicht bemerken!", knurrte ich und meine Stimme klang wieder mal seltsam in meinen Ohren.

Wir liefen zu dem Tor in der Mauer und Elisa und ich trennten uns von unserem Begleitschutz. Schnell hatten wir uns ausgezogen und verwandelte. Zufrieden schüttelte ich mich und hielt die Nase in den Wind. Vereinzelnd schnappte ich immer wieder Gedanken der anderen Wölfe auf, doch hielt meine eigenen verschlossen.

Chucks Gedanken blitzten immer wieder in meinem Kopf auf, da er die Mateverbindung nicht blockierte, doch ich verschloss meine Gedanken vor ihm. Zufrieden stellte ich fest, dass er meistens an mich dachte und dass er mich vermisste.

>>Komm schon!<<, Elisa rannte voraus und ich folgte ihr. Wir blieben auf den Trampelpfaden und trabten nebeneinander her.

Vivian Schneider - Die Geschichte einer jungen WerwölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt