Sorgen und Grübeleien (18)

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Wieso konnte er sie nicht heilen? Weil er sie schonmal geheilt hatte? Weil es ihm das Leben kosten würde und er nicht nochmal sterben konnte? Weil sie schwanger war? Die Fragen wurden in seinem Kopf herum gewirbelt, wie Sandkörner bei einem Sandsturm.
Er fühlte wieder nach und ganz schwach konnte er die Kraftschwingungen seines Kindes spüren. Etwas Erleichterung machte sich in ihm breit, aber er durfte sich nicht zu früh freuen. Hoffnung durfte er noch nicht bekommen. Was, wenn es danach eine Enttäuschung werden würde?
Poe und Finn beobachteten ihn gespannt, während sich Zorii und Jannah informierten, wie es um die Rächer stand. Chewie legte seine gesunde Hand an Reys Kopf und gab einen traurigen Laut von sich. Dann gingen Lando und er schonmal zum Falken um alles für den Start vorzubereiten.

Ben saß verzweifelt über Rey.
„Alle Rächer sind bis auf den Anführer bewusstlos, auch die Jedi lebt noch", teilte ihnen Jannah mit.
„Die Verstärkung wird in Kürze eintreffen. Verspätet, denn es gab wohl Probleme. Die können die restlichen Rächer festnehmen und hier aufräumen. Was machen wir mit der Jedi?", sagte Zorii.
Finn nickte: „Wir nehmen sie zur Sicherheit mit."
„Was ist mit Rey, Ben? Geht es ihr gut?", wollte Poe besorgt wissen.
Ben schüttelte den Kopf: „Ich spüre es nur ganz leicht... Ich weiß nicht wieso, aber ich kann sie nicht heilen. Sie braucht andere Hilfe", meinte er trocken. Er stand ohne ein weiteres Wort auf, nahm sie, wie eine Feder mit Leichtigkeit und trug sie behutsam zum Schiff.
Poes und Finns Sorgen wuchsen. Sie verstanden nicht, warum er sie nicht heilen konnte, wollten aber auch nicht weiter nach möglichen Ursachen fragen. Ben war noch komplett unter Schock.

Im Falken legte er Rey sanft auf das eingebaute Bett und setzte sich zu ihr. Sie wollte nicht stärker atmen und Bens Erinnerungen an ihren Tod brannten in seinem Gedächtnis hervor. Er konnte es nicht ertragen sie so zu sehen.
Nach einer Weile traf die Nachricht ein, dass die Verstärkung endlich ihren Job erledigte.

Als sie in der Landehalle auf Senia-To eintrafen, waren die Heiler und weitere Ärzte sofort zu Stelle um zu helfen. Sie brachten Rey in ein Krankenzimmer, Chewies Arm und Hand wurden verarztet und Ben wartete mit dem Rest des Teams leise vor Reys Krankenzimmer und wagte es still und heimlich zu hoffen.
Was Ben gerade empfand, war nicht zu beschreiben. Dieser Schmerz, diese Trauer, dieses Elend... Er wollte es nicht mehr fühlen.

Er stützte seinen Kopf auf seine Hände und steigerte sich in diese Gefühle hinein.
Poe und Finn setzten sich zu ihm und legten jeweils eine Hand auf seine Schulter. Er nickte dankend und setzte sich wieder auf. Poe und Finn hatten Ben noch nie so zerstört und gebrochen gesehen. Er schien immer taff und mutig zu sein. Irgendwie hatten sie vollkommen vergessen, dass es auch sein Baby war. Natürlich küssten Ben und Rey sich in der Öffentlichkeit aber so richtig ein Freund für Rey war er erst, wenn sie komplett alleine waren. Sie verstanden allmählich, dass Ben wirklich alles für Rey tun würde.

Nach einer Weile tauchten die Droiden auf. „Ich habe es euch gesagt! Das wird noch ein Drama geben! Sie sollte nicht auf die Reise gehen, aber ihr wolltet nicht hören!", sagte C3PO hysterisch. „C3PO!", ermahnte Zorii ihn. „Ri-Ri-Richtig", meinte DO. R2D2 und BB8 fingen an wildes Piepen von sich zu geben. „Was? Das habe ich niemals gesagt?! Ich muss einen Systemfehler haben. Ist mir das jetzt nicht schon zum zweiten Mal passiert? Ich werde am Ende noch verschrottet und-und-", der goldene Roboter wurde immer hysterischer und machte große Gesten. „3PO! Hör auf. Dann kriegst du eben mal ein Update aber sei still", unterbrach Jannah ihn.
Stille.

Nach einer Stunde gefüllt von Leere und langem Warten kam der Heiler Kawai aus Reys Krankenzimmer. Ben war schneller aufgestanden, als die Gruppe es hätte verfolgen können.
„Wie geht es ihr?", fragte er hektisch.
Kawai schnaufte: „Ich... Es ist kompliziert. Malannah kümmert sich weiter um sie. Rey hat mehrere innere Blutungen, die wir stoppen konnten und ihre Schulter ist auch versorgt. Sie ist stabil und schläft."
„Und das Baby?", fragte Ben weiter.
Kawai schien nicht auf diese Frage antworten zu wollen.
„Das Baby!?", fragte Ben streng und sein Stresspegel stieg erheblich.
Kawai fing langsam an seine Gedanken in Worte zu fassen: „Sie ist noch schwanger, aber aufgrund der inneren Blutungen, ihres kompletten Zustandes, wissen wir nicht, ob- ob das so bleiben wird..."
Bens Hand verkrampfte zu einer Faust und er schluckte. Er hätte um sich schlagen können, aber er durfte seine Probleme nicht mehr mit Wut lösen.
Kawai fuhr fort: „Wir werden sie die nächsten Tage beobachten und hoffen, dass sich ihr Zustand nicht verschlimmert. Wir wissen nicht, wann sie aufwachen wird. Sie braucht Ruhe und ich kann das gar nicht genug betonen: Keine Missionen oder sonstigen Stress!
Der anderen Dame oder Jedi geht es gut, du hast sie allerdings in einen tiefen Schlaf geführt, auch bei ihr können wir noch nicht sagen, wann sie aufwachen wird.
Ruht euch am Besten alle aus und falls es Neuigkeiten gibt, werden wir euch sofort Bescheid geben."
Ben war wie eingefroren. Er nickte nur noch und ging unterbewusst zu seinem und Reys Zimmer. Die Gruppe schaute ihm bemitleidend hinterher. Dann folgten sie ihm und legten sich ebenfalls in ihrem Zimmer hin. Chewie und Lando teilten sich für die kurze Zeit ein Zimmer und verschwanden bedrückt darin.

Ben sah aus dem Fenster und versank tief in den Gedanken. Immer wenn er grübelte, ging es ihm danach schlecht. Er sollte einfach aufhören zu denken, er sollte so wie Dave werden. Nein, lieber nicht wie Dave. So dumm wollte er nicht sein. Beides hatte seine Vor- und Nachteile.

Dumm sein und keine Sorgen haben oder intelligent sein und sich um vieles sorgen.

Sicher war, dass er sich um Rey und sein Kind sorgte. Den Wutanfall bei den Rächern, der auch den Tod dessen Anführers zu Folge hatte, war schon fast vergessen. Bereuen tat er es kaum.
Er war überschüttet mit neuen Informationen, welche den Sorgenknäuel in seinem Herzen nur noch mehr mit Futter voll stopften und so die Hoffnung untergehen ließ. Somit fasste er einen Gedanken, den ihn nur noch mehr verzweifeln ließ.
Auf der dunklen Seite der Macht war alles so einfach gewesen.
Er wollte nicht weiter darüber nachdenken, jedoch hielt ihn nichts davon ab. Auf der dunklen Seite konnte er einfach alle hassen, Leute töten ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Dort war alles so einfach gewesen, nicht gut, aber das Einzige, was Ben gerade wollte, war etwas Leichtigkeit in seinem Leben.

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THE RISE OF REYLO | Star Wars (X) | GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt