Schon die Hälfte (26)

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Obwohl sieben weitere Wochen vergangen waren, war Reys Bauch nur etwas mehr gewachsen. Sie zog weite Sachen an, was schon recht untypisch für sie war. Ihr Bauch war groß genug um die Leute zum Vermuten anzuregen, aber mit Sicherheit sagen konnten es nur die, die es wussten. Die Gerüchteküche fing langsam wieder das brodeln an. Sie war eigentlich froh darüber, dass es noch nicht alle wussten. So konnte sie ihren üblichen Pflichten nachkommen und ihr Leben leben.

Gerade lag sie auf der bequemen Liege von Kawais Heilerzimmer. Ben war endlich wieder zurück von der Macht. Es passte zeitlich so gut, dass sie endlich mal Zeit hatten zusammen zum Heiler zu gehen, ohne dass sie verletzt waren. Ben stand neben der Liege und wartete mit ihr auf Kawai und die Ergebnisse. Sein schwarzes, unordentliches Haar hing ihm zum Teil ins Gesicht. Rey liebte sein wuschiges Haar.
Endlich kam Kawai mit den Ergebnissen zurück.
Rey setzte sich auf. Kawai sah schweigend auf die Ergebnisse. Ben begann sich Sorgen zu machen. Kawai schnaufte: „Das sieht nicht gut aus.“
Ben und Rey wurden überrumpelt von diesem Satz. „Was?“, sagte Rey besorgt. Kawai sah auf in die geschockten Gesichter. Da bemerkte er seinen Fehler: „Was? Oh, äh, nein, nein! Anderer Patient! Deswegen hat es so lange gedauert. Es gab ein Notfall mit einem gebrochenen Arm“, beruhigte er sie.
„Und das Baby?“, fragte der noch aufgebrachte Ben. „Da ist alles ok soweit“, verkündete er fröhlich. Rey schnaufte erleichtert durch. „Das Kind entwickelt sich sehr gut für die zwanzigste Woche und jetzt hast du schon die Hälfte der Schwangerschaft hinter dir. Das Risiko einer Fehlgeburt sinkt erheblich und das Baby ist ungefähr so groß wie die Frucht Jalug (entspricht Paprika) hier auf Senia-To. Ab jetzt wird das Baby viel schneller wachsen und vielleicht wirst du Rückenschmerzen bekommen.“
„Danke, aber was kann ich gegen Rückenschmerzen tun?“, fragte Rey.
„Nun ja, du kannst Sport machen. Das ist generell gesund. Du kannst Saluna weiter unterrichten aber du kämpfst nicht und gibst ihr nur Anweisung und zeigst ihr vielleicht etwas aber kein Kämpfen! Laufen gehen ist angenehm. Das ist mein Tipp. Ach und sonst ist das Baby auch gesund.“
Ben lächelte Rey an und sein Arm legte sich um ihre Hüfte.
„Und das Geschlecht?“, fragte Rey.
„Äh, das will ich noch nicht wissen“, meinte Ben. „Was, Wieso nicht?“, Rey war verwundert.
„Ich will mich überraschen lassen.“
„Ich würde es aber gerne wissen.“
„Echt?“
„Ja, Ben. Es ist doch-“
Kawai unterbrach den Konflikt: „Alsoo. Ich habe das eh noch nicht geprüft. Überlegt es euch doch bis zum nächsten Mal.“
Das Paar nickte einverstanden.

Dann musste sich der Heiler wieder um den Notfall kümmern. Rey und Ben gingen auf ihr Zimmer um sich auszuruhen. Es war Mitten am Tag, allerdings war heute die sogenannte 'leuchtende Mondnacht'. Das ist ein Feiertag, welchen die Ureinwohner schon seit Jahrtausenden feiern. Er war so schön, dass man beschlossen hatte ihn mit zu feiern. Der Mond erscheint durch die Veränderung in den oberen Schichten der Atmosphäre jedes Jahr in einer anderen Farbe. Das ist deren 'Silvester' und anhand der Farbe werden viele Voraussagen getroffen, wie das neue Jahr wohl werden wird.
Rey schlurfte ins Bad. Sie zog sich um und im Spiegel betrachtete sie ihren Bauch. Jetzt, wo sie sich an die Schwangerschaft gewöhnt hatte, war es ein wunderbares Gefühl schwanger zu sein. Sie spürte ihr Kind und auch Ben spürte die Schwingungen, die immer stärker wurden.
Manchmal war es anstrengend aber gleichzeitig auch so wunderschön, dass man es kaum beschreiben konnte, eigentlich schon unbeschreiblich. Sie spürte ihr Baby wachsen. Natürlich nicht jede Sekunde aber manchmal verspürte sie ein leichtes Ziehen im Unterleib, was nach Kawai das Wachstum des Babys war. Sie ging zum Bett um etwas zu schlafen, damit sie die Nacht durchmachen konnte. Schlaf brauchte sie sowieso, denn die meiste Zeit war sie nur müde und gereizt, aber das wollte sie nicht zugeben. Ben saß schon auf dem Bett und laß noch die Seite in einem Buch zu Ende.
Plötzlich spürte sie eine Bewegung in ihrem Bauch. Rey blieb abrupt stehen und ihre Hand fuhr zu ihrem Bauch. Die Bindung, die sie teilten, verleitete Ben dazu sofort zu Rey zu schauen: „Was ist?! Ist alles ok?“ Er wollte schon aufstehen, doch Rey streckte ihre Hand aus. „Nein, bleib sitzen.“ Sie begann zu lachen: „Es hat sich bewegt!“
Ben war für einen Moment ein wenig überfordert. Rey setzte sich zu ihm, nahm seine Hand und legte sie auf ihren Bauch. Bens Gesicht war steif und man konnte keine Emotionen erkennen. Das man das Kind physisch spürte, machte es nochmal realer. Manchmal fühlte er sich noch nicht bereit dafür. Es war etwas neues. Er kannte es nicht.
Dann... Auf einmal... Er spürte etwas. Es muss ein Tritt gewesen sein. Ein Tritt, der ihn an all die glücklichen Momente erinnerte, die er haben wird. Als hätte jemand mit dem Hammer die Steinmaske auf seinem Gesicht zerbrochen, fing er an zu lachen. Ein breites, glückseliges Lachen war es. Er drückte seine Hand stärker auf den Bauch um es besser fühlen zu können. Da war wirklich sein Baby drin. Das klang komisch, aber so war es. Sie legten sich richtig ins Bett und kuschelten sich zusammen. Rey lag gemütlich in Bens Arm. „Warum willst du das Geschlecht nicht wissen?“, wollte sie wissen.
Ben zögerte: „Weil dann der Stress beginnt. Welcher Name? Welche Kleidung? Welches Zimmer? Wir müssen noch so viel planen. Ich will nur das hier noch etwas genießen.“
Rey nickte. Das verstand sie: „Wir haben noch genug Zeit. Dann lass uns noch etwas abwarten.“
Jetzt nickte Ben. Mit dem Finger zog er Kreise über ihren Bauch, was Rey kitzelte und sie zum Schmunzeln brachte. „Was willst du denn?“, erkundigte sich Ben. Selbst wenn er flüsterte, hatte er eine tiefe Stimme.
Rey zog die Schultern hoch. „Ich weiß nicht. Ich will nur, dass es gesund und glücklich ist.“
„Ich will es trainieren, wenn sie oder er will. Ich will ihr oder ihm alles beibringen, was ich gelernt habe.“
„Das will ich auch“, sagte Rey.
Sie lächelten sich an und küssten sich. Danach schliefen sie entspannt ein.

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THE RISE OF REYLO | Star Wars (X) | GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt