Die leuchtende Mondnacht (27)

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Am Abend trafen sich alle Wesen, die mit zum Fest wollten im Innenhof. Es waren mindestens hundert. Finn und Poe führten die Gruppe an und gingen schnellen Schrittes voraus. Sie liefen durch ein großes, altes Tor, dann über eine Brücke. Alle staunten und betrachteten das Lichtspektakel des Flusses, welcher rauschend unter der Brücke hindurch floss. Er leuchtete rot und blau, in der Ferne konnte man sogar etwas grün und gelb erkennen. Sie wanderten weiter den sicheren Pfad entlang durch den Dschungel. An den Bäumen schlängelten sich Ranken hoch in die Kronen, die den Wald in grünes Licht tauchten. Wie Spiralen formten sich die Lofd-Algen am Wegesrand und zeigte ihnen den Weg.

Als sie an der riesigen Lichtung ankamen, war schon alles aufgebaut. Es lagen ein paar Decken auf dem blauen Gras und am anderen Ende standen Bänke und Tische auf dem Boden. Ein paar Einheimische bedienten sich am Essen. Sie hatten den Wiederstandskämpfern dieses Fest angeboten und mit Freude hatten sie zugestimmt. Sie wollten sich gerne mit der Kultur von Senia-To vertraut machen. Auf diesem Planeten wohnten zum größten Teil Menschen aber auch andere Kreaturen. Rey hatte sich an den Planeten gewöhnt und war ihr sogar richtig ans Herz gewachsen, so wie Ben. Auch er sah Senia-To nun als sein Zuhause an, wo er stets Willkommen war.

„Sieht richtig toll aus!", meinte Saluna, die sich gut in die Gruppe eingewöhnt hatte und schon fast ein Teil davon war. Sie war eine gute Kämpferin, hatte sich herausgestellt. Am liebsten verbrachten sie die Abende in der Trainingshalle. Ben trainierte Poe und Rey Saluna. Zorii kämpfte meistens mit Pistole gegen Finn und Jannah. Alle stimmten Saluna zu. Ein Einheimischer mit Mantel, obwohl es angenehm warm war, stieg auf einen Tisch um die Leute zu begrüßen. Die Truppe versammelte sich vor dem Tisch und das Getuschel wurde in Stille ertränkt. Ben stellte sich unfällig neben Rey. Der Einheimische war ein Mensch und wohl sowas wie ein Anführer. Sein Kopf wurde durch eine übertrieben dicke Kapuze verdeckt. Er begann mit einer relativ hohen Stimme zu sprechen und nahm die Kapuze ab: „Willkommen! Ich bin der Chief des Dorfes Kamaja. Vor ein paar Monaten... habt ihr unser Dorf gerettet. Und wir waren und sind es immernoch, sehr dankbar. Um euch zu danken, haben wir euch zum leuchtenden Mondfest eingeladen oder auch Lunamtricet. Wir feiern den Farbwechsel des Mondes, der uns auf den Anbruch eines neuen Jahres hinweist. Bitte habt viel Spaß." Die Leute nickten, lächelten, zerstreuten sich und suchten sich ihren eigenen Platz.

Der Chief stieg vom Tisch herunter und ging zu Rey und den anderen. „Sie müssen die Leiter des Lagers sein", begrüßte er sie freundlich. „Na ja, Poe und ich sind die Generäle und Rey ist die Leiterin", korrigierte Finn. „Ah, da hab ich mich wohl geirrt. Tut mir Leid", entschuldigte er sich mit etwas Humor. „Ach, das macht nichts", erwiderte Rey und lächelte. „Wir freuen uns hier sein zu dürfen", redete Poe weiter. „Wir auch", antwortete der Chief etwas traurig. „Wieso auch?", wollte Jannah mit gerunzelter Stirn wissen. „Nun ja, wir können glücklich sein noch zu leben nach dem Angriff. Außerdem verschärft sich die Situation im Norden", sagte er: „Aber egal. Wir wollen doch feiern! Habt viel Spaß und- Ach übrigens, mein Name ist Zoras." Danach verschwand er in Richtung Essen. Rey ließ er verdattert zurück. „Welche Situation im Norden?", fragte sie streng. „Ich hab dir gesagt, dass das rauskommt!", flüsterte Finn Poe zu, aber nicht leise genug: „Dass was rauskommt?", informierte sich Rey. Alle schwiegen bis Zorii schließlich die Augen verdrehte. „Echt jetzt?!", sagte sie genervt zu den Jungs. „Du bist schwanger und weil es dir so oft schlecht ging, wollten sie dich beschützen und haben dir den nördlichen Krieg verschwiegen." Rey war geschockt. Es gab Krieg?! „Ihr habt mir einen Krieg verschwiegen?", sie war außer sich. Wie konnten sie nur? „Ich bin schwanger, nicht kurz vorm Tod!" Beleidigt schweigend ging sie zum Rand der Lichtung und setzte sich an den Stamm des höchsten Haldovien-Baums. Sie fühlte sich hintergangen.

Ben setzte sich nach einer Weile neben Rey. „Wusstest du davon?" Ben schüttelte den Kopf: „Ich habe es geahnt aber nein. Ich war Kylo Ren. Ich glaube wir sind sowas wie... enge Bekannte aber so stark vertrauen sie mir dann wohl doch nicht." Er nahm ihre Hand. „Es ist nur ein Bürgerkrieg zwischen zwei Dörfern. Nicht so schlimm." „Nicht so schlimm?! Ben?! Da sterben unschuldige Leute." „Der Krieg wütet erst seit einem Monat und es besteht keine Gefahr, dass er sich ausbreitet. Die Dörfer drum herum haben die Anweisung von Poe schon entgegen genommen und es scheint sich zu bessern. Es ist nur noch eine kleine Gruppe dort, die noch nicht evakuiert wurde." „Warum?" „Man hat noch keinen Ort gefunden, wo man sie hinbringen könnte." In Reys Kopf blitzte eine Idee auf. Sie stand auf und ließ Ben sitzen. Wieso ging sie denn jetzt? Rey suchte Zoras und wusste auch ganz genau, wo er war. Am Essenstisch saß er und stopfte sich in den allerletzten Strahlen der Abendsonne Kräuter in den Mund. „Zoras!", rief sie und ging die letzten Schritte zu ihm. „Mmhpf, mhja?", er hatte den Mund voller Essen. „Wem gehört die Lichtung?" „Wasch?" „Wem gehört die Lichtung?", wiederholte Rey. „Ähm, niemandem. Eigendum desch Dschunschels. Mmpf. Wir feiern nur hier, weil esch näher an eusch dran isch. Mmhpf. *Schluck* Tut mir leid. Diese Krontinen-Röllchen sind unglaublich. Wieso willst du das wissen?" „Nur so", erwiderte sie und joggte zu Finn und Poe. „Rey, es tut uns wirklich Leid u-", begann Finn. „Alles gut. Ich hab eine Lösung", teilte Rey ihnen mit. „Was?", Poe war verwirrt. „Es gibt nur noch eine kleine Gruppe dort und während die ihren Kampf austragen, könnten wir sie hier her evakuieren. Hier auf der Lichtung ist es perfekt. Genug Platz, nicht lange vom Lager weg, sicher und wir würden vielen Menschen helfen." Die Generäle sahen sich in die Augen. „Das ist keine dumme Idee. Das ist sogar ein guter Plan. Wieso sind wir da nicht drauf gekommen?", witzelte Poe am Ende etwas, doch Rey wurde nochmal kurz wütend: „Verschweigt mir sowas nie wieder!" Die zwei sahen beschämt zu Boden. Daraufhin schickten sie C3PO und R2D2, die mitgekommen waren, ins Lager um diese Nachricht zu überbringen. C3PO zickte noch etwas rum, ging dann aber los. DO und BB8 blieben bei den Freunden.

Es wurde immer dunkler und sie legten sich auf die Decken. Die Freunde teilten sich eine. Saluna legte sich dazu, jetzt fehlte nur noch Ben. Rey war müde und wollte nicht mehr aufstehen, also beschloss Poe nach ihm zu suchen. Er fand ihn in der Nähe des Essens auf. „Kommst du?", fragte Poe. „Ihr habt doch gar keinen Platz mehr auf der Decke", sagte Ben. Irgendwie sah er traurig aus. „Was? Nein, stimmt nicht. Kommst du jetzt?" Ben blieb sitzen. „Wieso habt ihr mir nichts von dem Krieg erzählt?", fragte er. Poe verstand es endlich. „Ben. Du bist mit Rey zusammen. Ihr erwartet sogar ein Baby! Du hättest es ihr doch sofort erzählt. Es liegt nicht an dir." Ben war erleichtert. „Und? Kommst du jetzt? Ich werde nicht ohne meinen Freund in das neue Jahr starten." Ben sah auf. Hatte Poe ihn gerade einen Freund genannt? Er hatte ihn einen Freund genannt! Er hatte doch oder? „Freund?", fragte Ben. Poe nickte. „Komm jetzt. Es fängt gleich an." Ben stand auf. Er hatte einen Freund! Ben wusste nicht, was er da tat, aber er ging zu Poe und umarmte ihn. Er drückte ihn nur kurz ganz fest und ließ ihn sofort wieder los. Er hatte sich schon immer einen Freund gewünscht. „Tut mir Leid", sagte Ben sofort, als er begriff, was er getan hatte. Poe war verwirrt und sah Ben an, der viel größer als er war. Ihm war nicht klar gewesen, dass Ben nicht klar war, dass sie Freunde waren. Vermutlich hatte Ben noch nie einen Freund gehabt. Er empfand Mitleid mit ihm. Er war nur einsam gewesen. Poe lächelte ihn an: „Schon ok." Ben fiel ein Stein vom Herzen. Hätte man ihm vor einem Jahr noch erzählt, wo und was er sein wird, hätte er erstmal alles zerstört, was in seiner Nähe war. Aber diese Wut brannte nicht mehr in ihm. Gelöscht von Freundschaft und Liebe. Nur noch etwas kleines schrie ihn an und bezeichnete ihn als Monster. Aber nur etwas ganz kleines. Sie gingen zur Decke, jeder kuschelte mit seinem Partner und in der Mitte saß die Jedi Saluna.

Das Lichtspiel begann. Langsam verfärbte sich der Mond von seinen weißen Strahlen zu gelb-gold in ihren Augen schimmernden Flecken. Ob das die endgültige Farbe war? Nein, das Licht bekam noch einen Touch von orange-rot. Dies bedeutete Frieden, Wohlstand, Veränderung und Zusammenhalt. Das klang für das neue Jahr nicht schlecht.

Spät in der Nacht, fast schon am frühen Morgen halfen sie noch abzubauen, bedankten sich bei Zoras und seinen Gefährten. Dann machten sie sich auf dem Weg zum Lager, wo sie erfuhren, dass ihr Plan in Erfüllung gehen würde. In ein paar Tagen würden sie ankommen und im Lager wohnen, bis sie das Dorf beziehen konnten.

„Ich finde es schrecklich, dass Kinder und Schwangere in so etwas hinein gezogen werden und trotzdem bin ich froh, dass wir sie jetzt retten können. Dadurch hat unser Baby hier eine Chance Freunde zu finden", erklärte Rey Ben und legte sich erschöpft ins Bett. Ben gesellte sich dazu und stimmte zu. Sie küssten sich und fielen in einen erholsamen Schlaf.

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THE RISE OF REYLO | Star Wars (X) | GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt