Chapter IV - Jo II

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Unschlüssig stand ich da. Mit einem Blick auf die Nachricht kontrollierte ich nochmal ob ich wirklich richtig war. Es war ein ganz normales, weißes Haus mit einer Garage daneben und jetzt war mir auch klar was Asmo meinte. Das Tor war zwar geschlossen aber die Tür an der Seite nicht. Laute Metal-Musik war daraus zuhören. Das musste dann wohl Jo sein.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und ging durch die Tür. Eine Person stand mit dem Gesicht in meine Richtung an der Arbeitsplatte. Durch die Schweißermaske konnte ich ihn aber nicht erkennen. Jo hatte mich noch nicht mitbekommen. Glücklicherweise stand die Musikanlage in der Nähe und, um mich bemerkbar zu machen, schaltete ich sie aus. Ruckartig hob Jo seinen Kopf und sah mich an. Schwungvoll riss er die Maske ab und mir klappte die Kinnlade runter. "Du bist Jo?" "Eigentlich Josette aber wehe du nennst mich so!" Es war ein Mädchen, vielleicht etwas jünger als ich. In Judas Priest shirt unter der Latzhose stand sie da, ihre dunkelblonden Haare als zwei Knäuel hochgesteckt und stemmte ihre Arme in die Hüfte. "Wer bist du was willst du von mir?" Skeptisch musterte sie mich. "Ich bin Neo." "Herzlichen Glückwunsch! Das beantwortet meine Frage nur leider nicht." Ich war immer noch ziemlich überrascht aber riss mich endlich zusammen. "Tut mir leid, mein Name ist Neo van Tassel und ich brauche deine Hilfe." Jetzt war sie sichtbar überrascht. "Dann geht die Spur wirklich von dir aus, du bist ein van Tassel. Mit zu viel Magie. " Ärgerlich spuckte sie mir vor die Füße. "Zum Teufel mit deiner Familie, ihr Hexen seit doch alle gleich. Ich helfe nicht." "Aber Asmo hat gesag-" "Asmo? Er hat dich hergeschickt?" Nicht mehr ganz so wütend kam sie auf mich zu. Grob drückte sie meinen Kiefer runter und konnte gut, da sie ziemlich klein war, in meine Mundhöhle gucken. "Die haben dich noch nicht gemarkt also besteht noch Hoffnung für dich." sagte sie in einer ziemlich abwertenden Tonlage, wich dabei aber keinen Schritt zurück. "Was meinst du mit... " Meine Frage wurde unterbrochen als jemand durch die Tür kam. Es war ein Mann mittleren Alters und irgendwie erinnerte er mich an irgendwen. Etwas überrascht blieb er vor der Tür stehen, den Jo stand noch immer sehr nah bei mir und aus Richtung Tür, sah es sicher wie etwas ganz anderes aus. "Sag doch bescheid, dass du deinen Freund da hast, Josette. Dann wäre ich doch nicht einfach reingeplatzt." Zornig wendete sie sich von mir ab und fixierte ihren Vater. "Wir sind keine Freunde, Dad!" Er lachte nur und kam dann zu seinem eigentlichen Anliegen. "Ich sollte dir übrigens sagen, dass es in zehn Minuten Essen gibt und wenn du deinen Freund schon hier hast kannst du ihn ja mitbringen, deine Mutter würde sich sicher freuen." "Wir sind keine Freunde, Dad!" "Josette, jetzt sei doch nicht immer so und nimm ihn mit. Wie heißt du überhaupt Junge?" Freundlich reichte er mir seine Hand. In aller Höflichkeit stellte ich mich vor und nahm seine Hand an. "Na dann, Jo, Neo, kommt mit." Als ihr Vater uns den Rücken zu drehte versuchte Jo mich mit ihren Blicken zu töten. Entschuldigend zuckte ich mit den Schultern. Sie ging vor und da ich ihr anscheinend nicht schnell genug folgte wurde die kleine biestig. "Komm! Sonst mault meine Mutter noch ich würde alle vergraulen." Wütend stapfte sie weiter. "Erwähnt nicht, dass du ein van Tassel bist und ja nichts über die magische Welt, klar!" ein wenig unsicher nickte ich nur. "Das war keine Frage. Ach ja, ignorier meinen Bruder einfach und sag nichts falsches sonst mach ich dich fertig." Mit Schwung stieß Jo die Haustür auf und wir zogen unsere Schuhe aus. Die ist ja ein richtiges Biest. Was hat sich Asmo nur dabei gedacht? Die wird mir doch niemals helfen wollen.

Jo ging vor in die Küche, unschicher folgte ich ihr einfach. Am Herd stand eine Frau, ein wenig größer als Jo aber sie sahen sich beide ziemlich ähnlich. Also schloss ich drauf, dass es ihre mutter war, die sich auch gerade zu uns umdrehte. "Da bist du ja Jo und - oh du hast ja jemanden mitgebracht." Freudestrahlend wischte sie sich ihre Hände ab und kam auf mich zu. "Freut mich sie kennenzulernen. Ich bin Neo, ein Freund von Jo." Mit vielsagendem Blick schaute sie zu ihrer Tochter, diese setzte ein gequältes Lächeln auf. "Sollen wir jetzt noch helfen den Tisch zu decken?" damit rettete sie mich aus den Fänger ihrer Mutter. Sie war zwar sehr nett, die ganze Situation aber wirklich unangenehm. "Klar du und dein Freund könnt schon mal alles hinstellen." Dann wendete sich Jo's Mutter wieder an mich "Und du isst natürlich mit, ja? Übrigens kannst du meinen Mann und mich ruhig duzen, das ist gar kein Problem bei so einem gut erzogenen jungen Mann." Ich spürte wie mir das Blut in den Kopf schoß und blickte erneut hilfesuchen zu Jo. Sie griff die Teller und im hinausgehen zog sie mich schwungvoll mit.

Die ganze Situation war mir unglaublich unangenehm und am liebsten wäre ich einfach gegangen. Da ich aber nicht so erzogen wurde und sie mir dafür auf jeden Fall auch ein paar Antworten schuldig war, blieb ich. Nachdem wir den Tisch gedeckt hatten sagte Jo mir wo ich mich setzen könnte. Es dauerte nicht lange da trug ihre Mutter das Abendessen rein. Jo's Eltern setzten sich ebenfalls, jeder von ihnen an eine Stirnseite des Tisches. Jo saß natürlich neben mir aber der Stuhl mir gegenüber war noch frei. Wenigstens muss ich so niemanden ins Gesicht sehen. Das wäre nur noch unangenehmer geworden. "Kannst du bitte deinen Bruder holen, Josette?" "Der wird schon von allein kommen können." Tatsächlich waren jetzt, die Treppe herunter kommende, Fußschritte zu hören. Als ihr Bruder durch die Tür kam blieb mein Atem stehen. Das kann nicht wahr sein. Jetzt war der Moment für Panik gekommen, denn ich wusste, dass ich das hier nicht überleben werde. Alle Ahnen, steht mir bei.

Die Hexen des ZirkelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt