Chapter XI - I

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"Du bist was?!"

Aufgebracht stieß ich Corvin von mir. Noch aufgebrachter als vorher.
Beschwichtigend hob er die Hände: "Es ist nicht so, wie du denkst."
"Nicht so, wie ich denke?" rief ich, meine Stimme unnormal hoch.
"Du bist verheiratet!"
"Aber nicht so, wie du denkst!"
Ich raufte mir die Haare, lief im Kreis und blendete Corvins Bitte, ihm zuzuhören komplett aus. Er ist verheiratet. Und ich habe ihn geküsst. Einen verheirateten Mann. Noch schlimmer, ich habe mich zweifelsfrei in ihn verliebt. Was sollte ich nun tun? Meine Atmung beschleunigte sich, ich fing an zu hyperventilieren. Panik kroch in meinen Körper und Schauer liefen mir den Rücken hinunter und dann:
Es rissen mich zwei starke Arme aus meinen Gedanken und die feste Umarmung ließ kein Entkommen zu.

"Neo" raunte er in mein Ohr und Gänsehaut überzog meinen Körper, "Hör mir bitte zu."
Ich stelle meine Gegenwehr ein.
"Neo, ja, ich bin verheiratet, aber ich wäre es schon längst nicht mehr, wenn ich nicht in dieser Hexen-Hölle gefangen gewesen wäre."
Corvin atmete laut aus und lockerte seinen Griff um mich.
"Es war eine typische Zwangshochzeit vor ein paar tausend Jahren und seitdem versuche ich diese Ehe wieder aufzulösen. Bitte glaub mir."

Er drehte mich zu sich und sah mir tief in die Augen: "Ich liebe dich. Und ich werde nicht zulassen, dass diese blöde alte royale Sache uns im Weg steht. "
Wortlos starrte ich in Corvins goldene Augen.
"Und ich spüre, dass du auch so fühlst, Neo."
Er hatte recht, ich fühlte auch so für ihn und seit dem Kuss konnte ich es nicht mehr leugnen. Ohne nachzudenken schweife mein Blick zu seinen Lippen und zurück in seine magischen Augen.

"Vertraust du mir?" fragte er vorsichtig und ich suchte gar nicht lange nach einer Antwort.
"Ja."
Corvin nahm meine Hände und drückte sie an seine Brust:
"Dann habe ich einen Plan."

Es war inzwischen Abend geworden und die Sonne verschwand hinter den Baumwipfeln. Ich war wie gewohnt beim Training mit den wilden Hexen gewesen, dann hatte Corvin mir seinen Plan geschildert.
Nun war es Zeit, aus dieser Hexenhütte zu entkommen und den Plan zu verwirklichen.
Natürlich hatten die beiden Hexen jegliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen, aber mit der Zeit hier war ich immer stärker geworden. Sich unbemerkt aus dem Haus und damit auch ihrem magischen Einflussbereich zu entfernen, war also mehr als einfach für mich.
Es dauerte nicht einmal eine eine Stunde bis wir an unserem vorläufigen Ziel im Wald angekommen waren: ein kleiner Teich, den wir zum Portal umfunktionieren werden.
"Du schaffst das." sagte Corvin und legte mir eine Hand auf die Schulter, als ich skeptisch das flache Wasser betrachtete.
"Natürlich" antwortete ich nur, als ich auch schon loslegte.

Ich streckte meine Arme weit auseinander, in langen, ausholenden Bewegungen und das Wasser begann sich zu wölben. Ich ließ es sich zu einer flachen, spiegelnden Fläche formen und es kostete mich sogar viel weniger Kraft als erwartet.
"Fertig."
"Dann los." sagte Corvin, seltsam außer Atem und nahm meine Hand, als wir das Portal betraten.

Der Weg hindurch war ruhig und ausgespuckt, wurden wir genau wo wir wollten und standen mit beiden Füßen sicher in Corvins Wohnung.
Ein Stechen im Nacken riss mich aus meiner Starre und ich löste meine Hand von seiner, um die schmerzende Stelle zu ertasten.
"Ein neues Symbol?"
Corvin beugte sich zu mir hinunter und meinen Nacken anzusehen. Vorsichtig nahm er meine Hand weg und strich über das Sigil. Plötzlich war seine Hand von mir verschwunden.
"Ja, aber kein Plan, was dieses bedeutet."
Ich quittierte das ganze nur mit einem Schulterzucken, gerade hatten wir Wichtigeres zu tun: eine Scheidung.

Als ich schon fast aus der Tür war, griff Corvin nach meiner Hand.
"Alleine schaffen wir es nicht da rein, Neo."
Gut sichtbar für ihn verdrehte ich meine Augen und schüttelte mit dem Kopf, denn ich wusste ganz genau, was er nun von mir wollte.
"Sie haben mich einfach mitten in irgendeinem Wald, mit zwei total verrückten Hexen, gebracht und quasi ausgesetzt."
Corvin navigierte mich zu seiner Couch und deutete mir, mich zu setzen. Widerwillig nahm ich Platz und der weißhaarige Dämon tat es mir gleich.

"Sie wollen nur das Beste für dich. Sie sind deine Freunde."

"Freunde kidnappen einen nicht."

"Wärst du denn mitgegangen, wenn sie dich gefragt hätten?"

"In eine total seltsame Hütte, mitten im Wald, mit den verrückten Hexen? Nein."

"Sie wollten doch nur, dass du lernst besser mit deinen Kräften umzugehen."

Sofort wollte ich widersprechen, aber er unterbrach mich.

"Und hat es dir was gebracht? Ja. Du kannst viel besser mit deinen Kräften umgehen. Wie du das Portal geschaffen hast... Sowas hab ich nie vorher gesehen."

Langsam kochte die Wut in mir auf, schließlich konnte er doch nicht erwarten, dass ich einfach wieder auf diese 'Freunde' zugehe, die mir so etwas angetan hatten. Ich sprang von der Couch auf, baute mich vor Corvin auf und meine Augen begannen toxisch grün zu leuchten.

"Reicht es dir nicht, mir Dinge zu verheimlichen?" Jetzt willst du auch noch bestimmen, was ich zu tun habe?" Lautes Knacken durchzog die Luft. Risse bildeten sich auf meiner Haut, durchzogen meinen ganzen Körper und ließen das grüne Licht nach außen strahlen. Erschrocken sprang Corvin auf.

"Neo!"

Ich stand in Flammen. Überall tanzten sie auf mir, ließen meine langen schwarzen Haare durch die Luft fliegen. Schnell reagierte der Dämon und zog die Decke vom Sofa, warf sie mir dann über, versuchte die Flammen zu ersticken. Obwohl ihm wohl klar war, dass es sich um magische Flammen handelte, die man nicht einfach so ersticken konnte.

Es erfüllte seinen Zweck trotzdem: Ich kam wieder zu Sinnen, meine Wut und die Flammen ebbten ab. Damit ließ ich mich, immer noch in die Decke gewickelt, in seine Arme fallen. Er fing mich auf.

"Ruh dich erstmal aus, morgen sehen wir weiter. Du bist sicher hier - bei mir."

Die Hexen des ZirkelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt