Chapter II - Alec

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Der Wecker riss mich unsanft aus dem Schlaf und es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich dazu aufraffen konnte aufzustehen. Übermüdet trottete ich ins Bad und machte mich fertig. Alles musste mal wieder sehr schnell gehen, wie eigentlich jeden Morgen. So stürmte ich auch die Treppe herunter. Ich zog Jacke und Schuhe an, griff meinen Rucksack, riss die Tür auf und stolperte über Katzen. Katzen? Fünf davon hatten sich vor unserer Haustür versammelt und belagerten nun meine Beine. Ohne groß darüber nachzudenken lief ich weiter. Erst als mir immer mehr Katzen über den Weg liefen, fing es an mich zu verwirren. Eine saß auf der Mauer neben dem Weg, die andere direkt auf dem Gehweg und noch andere an jeder Ecke meines Schulwegs. Erst als ich das Schulgebäude betrat schien es vorbei zu sein.

Alec begrüßte mich sofort mit einem Handschlag. "Hast es wohl überlebt." stellte er belustigt fest und zusammen gingen wir Richtung Klassenzimmer. "Sag mal Greg, hast du Bock nach der Schule mit zu kommen? Hab ein ganz neues Game!" Jedes mal wenn jemand meinen alten Namen aussprach fühlte ich mich komisch. So als wäre ich gar nicht gemeint und das obwohl ich mich siebzehn jahre an 'Greg' gewöhnt hatte. Der war ich mal. Jetzt bin bin Neo. Ich hatte mich verändert, ob zum Guten oder zum Schlechten musste ich noch herausfinden. "Alec an Greg! Wie siehts jetzt aus?" Der brünette schnipst vor meinem Gesicht. "Das game?" wiederholte er seine Frage. Ich sagte natürlich zu und kurz darauf betrat auch die Lehrerin den Raum um mit ihrem Unterricht zu beginnen. Ich war die ganze Zeit nur gelangweilt, sodass ich auf meinem Block rumkritzelte, während Alec halb auf dem Tisch lag. Nach einigen Minuten stubste er mich in die Seite. Ich ignorierte ihn bis es zu nervig wurde. "Was?" zischte ich. Sein Finger zeigte zum Fenster neben mir und als ich meinen Blick dorthin schweifen ließ erschrak ich. Drei schwarze Katzen blickten mich direkt an. Was wollen die ganzen verdammten Katzen nur von mir? "Seltsam alter." stellte Alec unbeeindruckt fest und legte seinen Kopf wieder auf den Tisch, mit der Hoffnung, dass die Stunde schnell vorbei geht.

Auch die nächsten Stunden waren schnell geschafft und die letzte Pause war herran. In rekordgeschwindigkeit packten wir beide zusammen und stürmten aus dem Raum. Gerade als wir in den nächsten Flur einbogen kam uns Vincent entgegen. Zu meinem Unglück hatte er mich auch gesehen. "Du!" schrie er und zeigte auf mich. "Du kleine Ratte!" er eilte zu uns rüber und schubste Alec zur Seite als wäre es das leichteste der Welt. Danach bohrte er mir seinen Finger in die Brust, nur um mich dann am Kragen zu greifen. "Ich mach dich sowas von fertig!" Bevor er jedoch richtig ausholen konnte stoppe seine Bewegung ruckartig. Ich musste erschrocken feststellen, dass diese Tattoos auf meiner Haut leuchteten. Schnell befreite ich mich aus Vincent's erstarrtem Griff und zog meinen Pulli wieder richtig hin. Hatte anscheinend keiner bemerkt. Ein Glück. "Vielleicht ein andern mal Vincent." sagte ich noch als ich einfach an ihm vorbei ging. Der Zauber von Lezah und Dora hatte nichts gebracht, ich hatte versehentlich gehext und ihn so dazu gebracht sich nicht bewegen zu können. Sein Blick hatte mir verraten wie verwirrt und geschockt er gewesen war. Geschieht ihm recht. Wie erkläre ich das nur Mom? Die bringt mich doch um!

Alec war mir hinterher gelaufen und keuchte neben mir. "Was," er ließ sich auf den Stuhl fallen. "Was war das denn?" völlig entgeistert suchte er meinen Blick aber ich vermied es. Die Lehrerin rettete mich indem sie den Unterricht anfing und mir damit 90 Minuten Zeit für eine gute Ausrede gab. Problem war nur, ich fand keine. Was sollte ich denn sagen? Dass ich auch nicht weiß was da passiert war? Oder dass es nur ein riesen Zufall war? Ich war ratlos als die Glocke das Schulende einläutete. Betont langsam packte ich zusammen, sodass ich Alec's Fragen noch ein wenig hinaus zögerte. Schweigend verließen wir zusammen erst den Raum und dann das Gebäude. Auf dem Weg zu Alec nachhause ignorierte ich die vielen Katzen und auch als wir sein Haus betraten hielt die Stille an. Mit dem Kopf deutete er mir nach oben in sein Zimmer vor zu gehen. Sein Zimmer war größer als meins, viel größer. Ein riesen Sofa fand vor dem noch riesigerem Fernseher seinen Platz und vier Konsolen waren aufgebaut. Sein Bett war ebenso groß und drei Fenster fluteten den Raum mit Tageslicht. Er hatte sogar einen Tischkicker und eine starke Musikanlage. Zusammen setzten wir uns auf das Sofa. Auffordernd schaute er mich an und ich wusste nicht was ich sagen sollte. Die Wahrheit? War das verrückt? "Ich bin eine Hexe." seit der Grundschule kannte ich meinen besten Freund. Er hatte ein Recht darauf alles zu wissen und so hätte ich auch wenigstens jemanden außer meiner Familie mit dem ich das alles verarbeiten könnte. "Labber nicht alter, ich mein die Frage ernst." "Und ich meine es auch ernst." "Dann wohl eher Hexer." "Hexe." "Ach komm!" er sprang von Sofa auf. "Greg, sag mir jetzt was du gemacht hast!" "Ich hab's dir gesagt Alec! Ich. Bin. Eine. Hexe." nun war auch ich aufgestanden. "Du meinst das doch nicht wirklich ernst!" "Ich beweis es sogar wenn du mir nicht glaubst." "Wie willst du das denn anstellen?" schrie Alec zurück und verschränkte die Arme vor seiner Brust. "Schlag mich." "Was? Nein!" "Doch!" "Stehst du jetzt auf son Scheiß oder was?" "Warte was? Alter! Nein!" "Gut, ich schlag dich auch nicht." "Dann tu irgendwas das ich nicht leiden kann." gab ich nach und er schien kurz nachzudenken. "Nein werd ich nicht." Bevor ich fragen konnte wieso nicht, sagte er noch: "Ich bin scharf auf deine Schwester." "Du bist WAS?!" schrie ich und in selben Moment wurden alle Kissen im Raum in die Luft gehoben. Mit einem Ohren betäubenden knall platzen sie alle und Federn segelten durch jeden Zentimeter des Raumes. Als ich begriff, dass er es nicht ernst gemeint hatte, war es bereits zu spät.

Mit offenen Mund und weit aufgerissenen Augen sah Alec mich an. Entschuldigend zuckte Ich mit den schultern. "Ich schwör dir, ich bezahle das!" "Scheiße, du bist eine Hexe." war alles was er noch heraus bekam, bevor er einfach umkippte. Das war wohl zu viel für ihn.

Die Hexen des ZirkelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt