Chapter XI

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Mit Corvins Händen neben meinem Kopf presste sich mein Körper wie versteinert gegen die Holzwand. Mein Atem wurde unregelmäßig und ich hatte das Gefühl, dass er mir immer näher kam. 

Noch ein paar Zentimeter trennten sein Gesicht von meinem. 

Ein paar Zentimeter. 

Paar Zentimeter. 

Nur noch wenige Zentimeter. 

Noch weniger Zentimeter und mein ganzer Körper strahlte ein helles grünes Licht aus. Es beleuchtete den gesamten Dachboden und spiegelte sich wie ein geheimnisvolles Meer in Corvins Augen, die mich fest fixierten.

Jetzt war er mir so nah und mein Herz schlug unglaublich laut in meiner Brust, als die sanfte Stimme des Dämon in meine Ohren drang.
"Wenn du erlaubst…" 

Alles an ihm zog mich in seinen Bann. Was tat er da? Warum konnte ich nichts sagen? Was wollte ich antworten, wollte ich es? 

Doch plötzlich schreckte Corvin auf, brachte einige Meter Abstand zwischen uns und versenkte sein Gesicht in seinen Händen. 
"Verzeih mir Neo." murmelte er von mir abgewandt.

Das riss mich aus meiner Starre und ich tat einige Schritte auf ihn zu, legte meine Hand auf seine Schulter, drehte ihn so wieder zu mir. Sofort begann diese Stelle smaragdgrün zu funkeln und diese Spannung zwischen uns lag wieder erdrückend schwer in der Luft. Ich schluckte, aber der riesen Frosch in meinem Hals wollte nicht verschwinden, genauso wie das Flattern in meinem Bauch und ich wusste jetzt, es gab nur eine Sache, die ich tun konnte.

 Die ich tun wollte. 

Meine Augen wanderten aufgeregt von seinen goldenen Augen zu seinen blassen Lippen und wieder zurück. Wie automatisch griff ich langsam, ganz langsam, mit meinen Händen nach seinem Gesicht.
Seine weißen Haare glitten über meine Finger, als ich ein schwaches Nicken zustande brachte. 

Dann passierte es, weiche Lippen legten sich sanft, wie eine Feder, auf die meinen und entfachten ein Feuer in meiner Brust, von unglaublicher Intensität. Mein grünes Strahlen erfasste nun auch den Körper des Dämon, der mich nur mit leicht geöffnetem Mund ansah. Funken sprühten überall. Es war als hätte wir etwas entfesselt, etwas so mächtiges und so altes, wie ich es nie für möglich gehalten hatte.

Doch dann wurde alles schwarz. 

Ich schreckte auf. Ein kurzer Scan meiner Umgebung: ich war im Bett, auf dem Dachboden und die ersten Sonnenstrahlen würden sich bald den Weg durch das kleine Fenster Bahnen. Meine normale Kleidung trug ich am Leib und eine Bettdecke lag mir über den Beinen.
Corvin saß mit überschlagenen Beinen auf seinem Bett und las ein Buch. Wie anmutig er dabei aussah.

Ich blinzelte ein paar Mal, rieb mir mit dem Handrücken über die Augen und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Hatte ich das etwa alles nur geträ-
"Geträumt? Nein." von der Seite fixierte Corvin mich. "Der erste Kuss mit einem Dämonen kann einen nur ganz schön umhauen…" 

Dann sah er schnell weg: "Verzeih." 

"Nein." stieß ich atemlos hervor. "Das geht nicht, das ist falsch."

"Hat sich für mich sehr richtig angefühlt." 

"Nein, du verstehst nicht!" schrie Ich aufgebracht, sprang auf und raufte mir die Haare.
Ich riss wie im Trance an meinen Haaren, bis Corvin auf einmal meine Arme festhielt und mich zwang ihn anzuschauen.
"Du bist der Prinz der Dämonen und ich bin ich! Ich muss die Prophezeiung erfüllen!" 

Als ich das sagte wurde sein Blick dunkel und seine Stimme senkte sich.
"Die Prophezeiungen…" murmelte er, aber so schnell wie es kam verschwand es auch wieder und er legte meine Hand an sein Herz. 

Fordern sah er mich an und verwirrt blickte ich zurück. Doch dann spürte ich es: Ich spürte alles. 

"Du hast mich an dich gebunden, Neo. Du hast unseren Bund besiegelt." 

Ungläubig starrte ich ihn an, aber ich fühlte es doch auch. Es war da und es war überaus mächtig. 

"Da gibt es nur ein minimales Problem…
Ich bin noch verheiratet." 

Die Hexen des ZirkelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt