Chapter VI - IV

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Unser Garten war klein, sehr klein. Der Weg war vielleicht dreißig Zentimeter breit und die Pflanzen wucherten an den Seiten. Anfangs waren sie nur hüfthoch, aber umso weiter man ging desto höher wurden sie, bis sie schließlich sowas wie eine Höhle, nur halt aus Pflanzen, bildeten. Ich hatte kein Ahnung was für Kraut das alles war aber einiges davon war sicher nichts normales. Bunte Blüten stachen an allen Stellen aus dem Grün und die beiden leuchtend orangen Kürbisse neben der Hoftür waren nicht zu übersehen. Der Geruch von Salbei und Lavendel begleitete mich als ich bis nach hinten ging, wo ich meine Mutter vermutete. Das Gewucher von Pflanzen verschlucken mich. Meine Augen brauchten ein wenig um sich an das schumrige Licht hier zu gewöhnen. In der Mitte dieser Pflanzenhöhle stand ein steinerner Schrein mit vielen abgebrannten Kerzen darauf. Den hab ich ja noch nie gesehen. Zusammen mit meiner Tante fand ich Mom dort auch, in einer Ecke kniend und Unkraut zupfend. Mit einem Räuspern machte ich mich bemerkbar. Synchron drehten sich die beiden Hexen zu mir und es wurde schlagartig hell hier drin. "Ah, Neo, da bist du ja." "Dad hat gesagt du wolltest was?" "Ja, richtig. Theodora und ich fahren gleich nochmal zum Rat um alles wegen deinem Training die Sommerferien über zu klären und deine Schwester ist bei irgendeiner Freundin. Du und dein Vater seid also allein hier. Das ihr mir hier ja keinen Unfug treibt. Das Haus ist ausreichend geschützt, also keine Sorge und Mittagessen ist im Kühlschrank. Zum Abendessen sind wir höchstwahrscheinlich wieder da. Noch Fragen?" Ich schüttelte den Kopf als Antwort." Na dann," Mom stand auf und klopfte sich den Dreck von ihrer Hose. "werden wir uns mal fertig machen."

Kurz nach 12.00 Uhr fuhr das kleine rote Auto von Mom auch schon los. Also hatte ich quasi sturmfrei, denn Dad wird nach dem Mittagessen bestimmt nur vor dem Fernseher hocken und nichts mitbekommen.

So war es dann auch, aber was kann ich jetzt machen? Zu Alec? Ne, der pennt garantiert noch. Zocken? Hatte ich auch keinen Bock drauf. Bevor ich weiter nachdenken konnte, vibrierte mein Handy in der Hosentasche. Es war eine Nachricht von Jo und sie frage ob, naja, sie beorderte mich zu eher zu sich. Es brachte mich ein wenig zum lachen. Das war so typisch Jo. Wie befohlen machte ich mich auch sofort auf den Weg, hatte eh nichts besseres zu tun.

Während ich durch die Straßen lief begegnete mir eine Katze nach der anderen. Wann hört das endlich auf? Ich mag Tiere, ja, aber von Katzen verfolgt zu werden, war mir trotzdem nicht geheuer. Umso erleichterter war ich als endlich das Haus der Familie Edler in Sicht kam. Als ich weiter ging, bemerkte ich, dass gar keine Laute Musik aus der Garage dran, obwohl Jo doch jedes Wochenende damit verbringt, in der Garage an irgendwas rumzuschrauben. Nagut, dann also doch klingeln. Lange warten brauchte ich nicht, da öffnete sich die Tür. Zu meiner Überraschung war es niemand anderes als Vincent, der mir nun gegenüber stand. "Hey, ähm," unsicher vergrub ich die Hände in meinen Hosentaschen. "Ich wollte eigentlich zu Jo." Er machte keine Anstalten zur Seite zu gehen. Vince starrte mich nur weiter an. "Kann ich jetzt-" versuchte er es nochmal, wurde aber von ihm unterbrochen. "Jo ist nicht da." Er griff nach meiner Hand, zog mich ins Haus und schloss die Tür hinter uns. "Aber wieso hat sie mir dann geschrieben, dass-" "Das war ich." "Wie das warst du?" Verwirrt blieb ich stehen, aber er ließ mich los und ging einfach weiter. Eilig rannte ich ihm doch hinterher. "Was meinst du denn jetzt?" "Meine Eltern und Schwester sind übers Wochenende bei unseren Großeltern. Bin nicht mitgekommen und hab dafür gesorgt, dass Jo ihr Handy vergisst." Vincent setzte sich auf seinen Bett, während ich einfach mitten in seinem Zimmer stehen blieb. "Wie vergisst?" "Hab's versteckt." Jetzt musste ich lachen. "Wolltest du so dringend, dass ich herkomme?" "Labber nicht und setz dich." Ich tat wie geheißen und setzte mich neben Vince, unsicher was passieren würde. Das Schweigen hielt an, bis ich mir sicher war, dass bereits mehr als eine halbe Stunde vergangen war. "Ich glaub ich sollte dann wieder gehen." Jetzt sah er mich an. Was sein Blick mir sagen wollte, wusste ich nicht. Ich stand auf und bewegte mich auf die Tür zu. Erst bestellt er mich unter so einem Aufwand her und dann werde ich ignoriert. Vielleicht war ich ein bisschen eingeschnappt deswegen, ja, aber ich wusste einfach nicht was das sollte. Bevor ich die Treppe herunter gehen konnte griff Vincent nach mir und riss mich in einen unerwarteten Kuss. Überrascht stieß ich ihn von mir, doch er zog mich mit Leichtigkeit wieder zu sich. "Was soll das, Vince?" "Kannst du nicht einfach die Klappe halten?" Mit meinen Armen hielt ich ihn auf Abstand, was ihm sichtlich nicht gefiel. "Neo," knurrte er und es machte mir irgendwie Angst. "Du bist mein Freund, Neo, mein Freund. Also wehr dich nicht." Ergab das Sinn? Hatte er damit vielleicht recht? Wahrscheinlich, ich kenne mich ja nicht so gut mit dem ganzen aus wie er. Seinen nächsten Versuch ließ ich einfach geschehen, was hätte ich für eine andere Wahl gehabt?

Die Hexen des ZirkelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt