Chapter VII - III

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Mein Zimmer hier war klein, aber das störte mich nicht. Ich hatte ein Bett, indem ich die erste Nacht auch gut geschlafen hatte, einen Schrank und einen Tisch samt Stuhl. Nicht viel aber genug. Ein kleines Fenster über dem Schreibtisch ließ ausreichend Tageslicht herein. Als ich hinausblickte konnte ich einen kleinen Wald sehen, mit grünen Wiesen davor, auf denen Schafe grasten. Eigentlich hatte ich nicht erwartet, dass die alten Hexen an so einem, naja, irgendwie doch normalen Ort lebten. Ich ging wieder zu dem Bett und setzte mich darauf. Gelangweilt fischte ich mein Handy aus der Hosentasche. Was hatte ich überhaupt erwartet? Empfang geschweige denn WLAN hatte ich hier absolut nicht. Irgendwie hätte ich mir das auch vorher denken können. Heute hatte ich noch keinen Unterricht, also entschloss ich mich die Zeit zu nutzen, indem ich die Bibliothek ausfindig machte. Das Handy glitt achtlos zurück in meine Hosentasche und dann lief ich auch schon zur Tür hinaus. Da ich absolut keine Ahnung hatte wo hier was ist, ging ich erstmal nach draußen. Vor dem Haus sah ich dann Jasmin sitzen, aber sie war nicht allein. Bei ihr waren noch zwei andere Mädchen und wenn mich nicht alles täuschte waren das die beiden, die sie bei unserem ersten Zusammentreffen auch im Schlepptau hatte. Langsam ging ich zu ihnen und Jasmin bemerkte mich früher als gewollt. "Neo Schatzi!" rief sie sofort. Ihre Freundinnen drehten sich umgehend um und brachen in Gekicher aus. "Das sind Linda und Mila." stellte sie mir die Beiden vor. Ich quittierte das nur mit einem Nicken und kam direkt zum Punkt. "Sag mal, hier gibt doch bestimmt eine Bibliothek oder?" "Klar gibt es die Dummerle. Wo sollen wir den sonst die Theorie lernen?" Die drei Mädchen brachen in Gelächter aus. Skeptisch stand ich für ein paar Minuten nur daneben. Es nervte mich jetzt schon. "Alles klar und wo finde ich die?" "Soll ich dich hinbringen, Liebster?" bot Jasmin an und spielte dabei mit ihren Haaren, warum auch immer. Die Spitznamen gingen mir jetzt schon gewaltig gegen den Strich. "Nicht nötig. Sag mir bitte einfach wo die ist." Es schien ihr offensichtlich nicht zu gefallen aber trotzdem sagte sie mir den Weg und so eilig ging ich wieder. Bis jetzt waren die drei, die einzigen anderen Schüler-hexen hier. Hoffentlich bleibt das nicht so. Aber eine Frage blieb. Wer würde mich wohl unterrichten? Bei allen Ahnen, bitte nicht die gruseligen Alten. In Gedanken versunken bemerkte ich gar nicht, dass ich schon vor der Bibliothek stand. Erst als sich die schwere Tür vor mir öffnete zog es mich zurück in die Gegenwart.

Vorsichtig machte ich einen Schritt hinein und die Tür schlug hinter mir zu, wie eine Falle. Erschrocken drehte ich mich herum aber, da war nichts. Niemand der die Tür geöffnet oder geschlossen hatte. Nichts.

Zögerlich ging ich tiefer hinein, bis die hohen Regale mich verschluckten. Der Geruch von alten Büchern hing hier schwer in der Luft und eigentlich sah es aus wie eine ganz normale Bibliothek, aber ich wusste, dass irgendwas anders war. Ich konnte es fühlen als ich mit der Hand über die Buchrücken strich. Samtrot mit goldenen Lettern verziert. "Der Mond und die Sonne, Hekate, Beschwörungstheorie, Weltenlehre..." las ich die Titel einiger Bücher laut. Ich suchte weiter, durchlief fast jede Reihe und sah in Büchern über besondere Fähigkeiten, über Welten und anderes Zeug nach aber der Erfolg blieb vorerst aus. Nichts, nicht ein Sterbenswörtchen über das Springen hatte ich gefunden und damit tat sich eine weitere Frage auf. Wieso nicht? Was war an dem Springen so anders, dass es mich hier nichts darüber finden ließ?

Es begann bereits draußen zu dämmern, aber ich saß noch immer über verschiedenen Büchern. "Du scheinst ja ganz schön interessiert zu sein." Mein Herz setzte für einen Moment aus und erschrocken sprang ich auf. Jasmin hatte mich zu Tode erschreckt und lachte nun darüber. "Eigentlich wollte ich dich nur zum Abendessen holen. Hast Mittagessen ja auch schon verpasst." brachte sie unter Lachen hervor. Ich fand das ganze nicht so lustig, schließlich sollte keiner erfahren nach was ich hier suche. "Ist gut, danke." Ich schlug die Bücher zu und grade als ich sie vom Tisch nahm, um sie zurück zu bringen, schwebten sie von ganz allein an ihren Platzt in den Regal. Sowas machte dann wohl den Unterschied zwischen normalen und magischen Bibliotheken aus. "Kannst ja schon mehr als inch dachte, aber jetzt komm." sagte Jasmin und griff meine Hand.

Sie zog mich mit sich hinaus, ließ mich dann aber auch nicht los bis wir endlich in der Küche ankamen. Ehrlich gesagt war ich überrascht wie sehr mich diese Küche an unsere Zuhause erinnerte. Viele Kerzen, viele Gläser mit allen möglichen Dingen in ihnen, getrocknete Kräuter und Blumen. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Irgendwo waren doch alle Hexen gleich. Auf dem Tisch dampfte schon etwas, dass ich, dem Geruch nach zu Urteil, eindeutig zu gutem Essen zuordnen konnte. Erst jetzt fiel mir auf, dass sich fünf Personen in diesem Raum befanden. Jasmin, Linda, Mila, ich und, ja, wer war sie? Lange, schwarze Haare fielen über ihre Schultern und umrahmten ihr Gesicht. Sie war vielleicht Ende zwanzig. Auf keinen Fall älter. Ihre schlanke Gestalt war komplett in schwarz gekleidet und ein Symbol, ähnlich wie eins von meinen, prankte gut sichtbar an ihrem Hals. Sie hatte auch noch andere, nicht magische Tattoos und es stand ihr. Alles in einem sah sie aus wie eine Mischung aus Rocker und Goth. Freundlich hielt sie mir die Hand hin. "Hallo! Du musst dann wohl mein neuer Schüler Neo van Tassel sein, richtig?" Überrascht nickte ich, während ich ihre Hand schüttelte. "Ich bin übrigens Magdalene Blair aber nenn mich ruhig Lene."

Die Hexen des ZirkelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt