Chapter V

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Nachdem wir es endlich aus der Hölle raus geschafft hatten, liefen wir Richtung Parkplatz. Asmos Wagen war schon von weitem zu sehen und er selbst stand wild winken daneben. Mir war das schon ziemlich peinlich aber Alec war Feuer und Flamme. Freudig lief er vor um Asmo mit irgendeinem komplizierten Handschlag zu begrüßen. Unter den Blicken der anderen Schüler trottete ich den beiden hinterher. "Na Neo!" Stürmisch umarmte Asmo mich und ich ließ es einfach über mich ergehen. Mit meinem guten Image hatte ich sowieso schon abgeschlossen. Als dann auch noch das kleine Biest, alias Jo, dazu kam war, schienen wir vollzählig. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Die haben doch irgendwas vor? Gemeinsam setzten wir uns ins Auto. Alec wollte unbedingt hinten, neben Jo sitzen, zu ihrem bedauern und für mich blieb dementsprechend der Beifahrersitz. Das war mir auch recht so. Dann fuhr Asmo endlich los.

"Du solltest deiner Mutter vielleicht lieber Bescheid sagen, dass du etwas später kommst." stellte er, an mich Gewand, fest und lenkte den Wagen in eine Straße, die garantiert nicht zu mir nach Hause führte. "Wieso?" Ich war etwas verwirrt, da ich nicht wusste was er vorhatte aber Jo und selbst Alec schienen eingeweiht. Mit einem schiefen Grinsen guckte er mich kurz an. "Wir werden trainieren." "Du wirst gegen Asmo kämpfen!" lachte Jo und umgehend stieg Alec mit ein, kassierte dafür aber einen Schlag, samt bösen Blick, von ihr. "Das meint ihr nicht ernst oder?" Ich hatte noch nie in meinem Leben gekämpft oder kämpfen müssen. Dann auch noch gleich mal gegen einen, vor Muskeln nur so strotzenden, Studenten. Ach ja und natürlich ist er ein Werwolf. Werwolf! Ich kann doch nicht gegen einen Werwolf kämpfen! "Ihr verarscht mich, oder?" panisch blickte ich von einem Gesicht zum anderen. Sie meinten es ernst. Es war kein Scherz. Ahnen, steht mir bei, so früh wollte ich eigentlich noch nicht sterben.

Nach ein paar Minuten parkte Asmo das Auto. Wir waren ein Stück außerhalb der Stadt, an dem großen Wald angekommen. Der will im Wald trainieren? Klar, logisch, es durfte ja niemand sehen wie er ein Werwolf wurde. Schweigend gingen wir in den Wald. Asmo lief voraus, wir anderen trotteten hinterher. Nachdem ich mindestens fünf Mal gestolpert war, kamen wir an einer Lichtung an. Sie war nicht besonders groß aber schön. Das Gras hatte einen frischen grünton und die Bäume ringsherum waren dicht bewachsen.

"Können wir los legen?" Während er das fragte lächelte Asmo freundlich, wie immer. Er gab Jo seine Brille, zog sein Shirt über den Kopf, stieg dann aus seinen Schuhen und platzierte sich mittig auf der Lichtung. Jeder von uns hatte nun freien Blick auf Asmos perfekt durchtrainierten Körper. Er winkte mich ran. Die beiden anderen hatten sich am Rand der Lichtung hingesetzt. Am liebsten wäre ich einfach in die entgegengesetzte Richtung davon gerannt. Mir war nicht im geringsten klar was ich tun sollte aber ich nahm meinen Mut zusammen und ging zu ihm. "Ich werde dich nicht ernsthaft verletzen, da brauchst du keine Angst haben. Außerdem solltest du dich nicht zurück halten. Kämpf einfach, okay?" Das sagte sich so einfach. Mir war schlecht vor Angst. Ich wusste nicht ob ich mich überhaupt würde bewegen können. Er ließ mir keine Zeit weiter nachzudenken. Das bestialische Geräusch von brechenden Knochen hallte im Wald wieder. Asmos Gestalt veränderte sich innerhalb weniger Sekunden. Vor mir stand nun ein Wolf von unglaublicher Größe und seine Augen strahlten gefährlich. Ein tiefes Knurren entwich seiner Kehle als er mich mit den Augen fixierte. Dann ging alles schnell. Riesige, sturmgraue Pfoten kamen auf mich zu, rammten mich zu Boden. Ich bekam Panik, denn alles was ich wollte, war den Wolf so weit weg von mir wie möglich. Etwas in mir begann aufzuflammen und als wäre er von einer unsichtbaren Kraft geschlagen, wurde Asmo ans andere Ende der Lichtung geworfen. Wir standen gleichzeitig wieder auf. Mein Herz raste als er wieder auf mich zu kam. Ich gab mir Mühe jedem Hieb und Biss auszuweichen, sodass meine Lungen brannten. Meine Hände wurden schwitzig, alles schien sich zu drehen. Luft, ich bekam keine Luft. Alles wurde schwarz, ich viel auf die Knie.

Wo bin ich? Alles was ich wahrnahm war ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. War ich gestorben? Doch während ich meine Augen öffnete, verschwand dieses Gefühl. Ich stand mitten in einem grauen, komplett verschmutzten Raum. Kein Raum, eher eine Zelle. Nichts hier hatte Farbe, alles war so trostlos. Mein Magen rebelliert. Die Luft war stickig und schlecht. Es war kalt, fühlte sich tot an. Fast so als hätte man jeglichen Funken erstickt und eine unendlich Leere zurück gelassen. Hinter mir klirrte etwas. Ich riss den Kopf herum. Was ich sah, brannte sich tief in meine Gedanken, wie ein heißes Eisen in Fleisch. Es war ein Junge, kaum älter als ich, mit dunkel grauen Haaren. Von Schutz und Blut verklebt. Angekettet kauerte er in einer Ecke. Erschrocken stolperte ich einen Schritt zurück, da schien er mich zu bemerken. Sein Kopf schnellte nach oben und ich wusste, dass er unsagbare Schmerzen hatte. Ich spürte es einfach. Als er aufstand klirrten die Ketten, konnten seine Schreie aber nicht übertönt. Aus Augen ohne jeden Lebenswillen starrte er mich an. Die orange Hose einer Gefängnis Uniform war das einzige was er trug. Seine Rippen waren so deutlich sichtbar, ich hätte sie zählen können. Wahrscheinlich war er einmal sehr muskulös gewesen aber das muss lange her sein. Überall hatte er Blut und blaue Flecke, Blutergüsse und Schrammen, Wunden sowie Narben. Kannte ich ihn? Nein. Ja. Ich wusste es nicht. Seine aufgeplatzten Lippen bewegten sich und er holte rasselnd Luft. "Ich warte." flüsterte der junge, dann riss es mich zurück ins unergründliche Schwarz, aus dem ich gekommen war.

"Neo!" Ich vernahm Stimmen. Was sagen sie? "Neo!" warum kann ich sie nicht verstehen? "Neo!" Dann tauchte ich auf und hörte sie. Quälend langsam öffnete ich meine Augen und sah ihn die besorgten Gesichter meiner drei Freunde. "Du hattest eine Panikattacke." sagte Asmo ruhig und half mir zusammen mit Alec auf die Beine. Jo dagegen war außer sich und schrie mich an: "Und bist verdammt noch mal gesprungen!"

Die Hexen des ZirkelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt