Vierzehn

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June war nun seit fast einem Monat auf Hogwarts und es schien ihr noch nie besser gegangen zu sein. Die Schule war hart und anspruchsvoll, doch sie hatte so viel Spaß daran, neue Dinge zu erlernen, dass sie die Anstrengung gerne in Kauf nahm. Außerdem verstand sie sich mit jedem in ihrer Stufe gut, nun abgesehen von den Slytherins, doch so ziemlich keiner verstand sich gut mit ihnen.

Das einzige, was ihr Sorgen bereitete, war Remus. Er sah von Tag zu Tag schlimmer aus, bekam tiefe Augenringe, seine Haut wurde blasser und er schien sich immer weniger konzentrieren zu können, aß kaum und vergrub sich nach dem Unterricht fast sofort im Jungenschlafsaal. Er redete mit kaum jemandem und schien sich besonders in Menschenmassen, wie zum Beispiel in den Pausen, besonders unwohl zu fühlen, denn dann krallte er sich in seinen Umhang, senkte den Kopf und versuchte sich so unauffällig wie möglich zu machen. Immer wenn June ihn darauf ansprechen wollte, schüttelte er nur erschöpft den Kopf und verschwand im Schlafsaal.

Eines Nachmittags wurde es ihr allerdings zu viel. Sie saß gerade mit Sirius, James und Peter im Gemeinschaftsraum und schrieb eine Aufsatz für Geschichte der Zauberei, als Remus durch das Poträtloch trat, wenn man sein schwankendes Schlurfen asl Gehen ansehen konnte, und lief geradewegs in den Schlafsaal. "So, das reicht jetzt", zischte June und stand auf, doch eine Hand hielt sie auf und packte sie am Arm. "Was hast du vor?", meinte James stirnrunzelnd. June schüttelte seine Hand ab. "Ich muss mit Remus reden. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm, doch er will mir nichts sagen! Er war schon immer so, kaum beschäftigt ihn was, verschließt er sich vor allen und verzieht sich, das muss aufhören!"

Nun war es Sirius, der seine Schreibfeder, die er sowieso kaum benutzt hatte, zur Seite legte und sie am Arm packte, da sie schon wieder drauf und dran war hinter ihrem Bruder her zu stürmen. "June", sagte er ruhig, "Denk doch mal nach." Als läge die Antwort auf der Hand, wurde sie von den drei Rumtreibern forschend angeschaut. June presste die Lippen zusammen. Was dachten sie denn was sie tat? Es verging kaum eine Minute, in der sie nicht über ihren Bruder und sein seltsames Verhalten nachdachte. Allmälich wurde sie wütend über ihre Blicke und verschränkte die Arme vor der Brust. Warum schien hier jeder zu wissen, was los war, nur die dumme, kleine June nicht?! "Es liegt doch auf der Hand, was er hat", sagte nun James. "Was?", keifte sie säuerlich. "Dann sagt es mir schon, wenn es doch so offensichtlich ist!" Die drei Jungs sahen sich ernst an. Peter war der Erste, der sich schließlich zu Wort meldete. Geheimnistuerisch beugte er sich vor und senkte die Stimme, damit kein Außenstehender etwas mitbekam. "Heute ist Vollmond", raunte er.

June ließ sich wieder auf ihren Stuhl plumpsen. Alle Wut schien von ihr abgefallen zu sein. "Ach so", sagte sie monoton, "Das habe ich völlig vergessen." Da hätte sie wirklich selbst drauf kommen können. Natürlich vergaß man nicht einfach, dass sich der eigene Bruder ein Mal im Monat in ein riesiges, haariges Biest verwandelte, doch all der neue Trubel um sie herum schien diesen Fakt in den hintersten Teil ihres Gehirns verbannt zu haben. Nun spürte sie ein tiefes Schuldgefühl in ihrem Herzen. Sie hatte Remus komplett vernachlässigt, sie hatte sogar sein größtes Problem komplett vergessen! Was für eine Schwester tat so etwas?

Sie erhob sich wieder. "Ich muss trotzdem deswegen mit ihm reden", meinte sie schuldbewusst, doch Sirius schüttelte den Kopf und zog sie auf ihren Stuhl zurück. "Musst du nicht, June. Er verhält sich immer so, wenn der Vollmond näher rückt." "Aber er braucht mich doch!" "Alles was er braucht", sagte James sanft, "Ist Ruhe." "Glaub uns, wir machen das schon seit Jahren mit", sagte nun wieder Sirius und Peter nickte. Unentschlossen sah June zwischen den drei Jungs hin und her, doch seufzte schließlich ergeben. "Na gut. Ihr scheint es wohl am besten zu wissen."

Den restlichen Nachmittag saßen sie an ihren Aufsätzen, doch für June stand fest, dass sie sich nun wirklich nicht mehr auf ihre Hausaufgaben konzentrieren konnte. Remus sahen sie an diesem Tag nicht mehr.

*

Dieses Kapitel ist wieder etwas kürzer, doch ich stecke in einer kleinen unmotivierten Schreibblockade. Hoffentlich hat es euch trotzdem gefallen :)

Werewolf's Sister// Rumtreiber FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt