Zwei

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Am nächsten Tag beim Frühstück herrschte eisiges Schweigen. Remus schaute zwischen seinen Eltern und seiner Schwester hin und her, er verstand nicht was los war, bis sich sein Vater räusperte. "June..."

June ignorierte die Stimme ihres Vaters und schmierte ihr Marmeladenbrot weiter. Mr.Lupin räusperte sich nochmals und ließ seinen Blick weiter zu seiner Frau wandern, die ihn auffordernd ansah. "June, ich und deine Mutter, wir..." "Wir sind damit einverstanden, dass du nach Hogwarts gehst", plapperte Mrs.Lupin schnell dazwischen.

June's Blick schoss nach oben und sie ließ ihr Messer fallen. "Was?!", riefen June und Remus gleichzeitig und starrten ihre Eltern fassungslos an. "Ist das euer Ernst?", kreischte June voller Freude und strahlte. "Das KANN nicht euer Ernst sein!", sagte Remus total perplex und sein Mund stand weit offen.

Seine Schwester? Auf Hogwarts? Was würden seine Freunde sagen, sie wussten doch gar nichts von ihr? Niemand wusste von ihr. Und niemand kam einfach so ins sechste Schuljahr, ohne vorher in Hogwarts gewesen zu sein. Sie würde wochenlang das Gesprächsthema der Schüler sein! Die arme June.

"Ich glaub's nicht!", rief June, als ihre Eltern nickten, und warf sich in ihre Arme. Mr. und Mrs.Lupin lächelten leicht und umarmten ihre Tochter. Sie wussten, dass sie June gerade überglücklich gemacht hatten und doch wollte das unwohle Gefühl nicht verschwinden.

"Aber- aber ihre Schulsachen, ihre Umhänge und Bücher- morgen beginnt doch wieder die Schule, wie wollt ihr das schaffen? Und die Lehrer- Professor Dumbledore-", stammelte Remus geschockt und starrte seine Eltern immernoch an. "Wir werden heute in die Winkelgasse gehen und alles besorgen. Die Lehrer und der Schulleiter sind benachrichtigt, sie haben auch schon eingewilligt. Mach dir keine Sorgen, Remus", erklärte Mr.Lupin und meinte mit seinem letzten Satz nicht nur den Schulbesuch seiner Tochter.
Er wusste, dass Remus es verstehen würde, er war ein kluger Junge.

Remus nickte und schaute wieder zu seiner strahlenden Schwester. "Dann wirst du ja endlich meine Freunde kennenlernen", sagte er und rang sich ein Lächeln ab. June nickte mit einem fetten Lächeln im Gesicht und ihre Augen strahlten nur so vor Freude und Aufregung. "Wann gehen wir in die Winkelgasse? Jetzt?", fragte sie aufgeregt in die Runde und ihre Eltern lachten. "Immer mit der Ruhe! Erstmal frühstücken wir gemütlich und dann gehen wir", meinte Mrs.Lupin und führte ihre Kaffeetasse an ihre Lippen.

Von wegen gemütlich frühstücken! June stopfte sich ihr Brot in den Mund, spülte mit Orangensaft nach und raste in ihr Zimmer, um fünf Minuten später angezogen und bereit zum Aufbrechen vor ihrer Familie zu stehen. Sie konnte es kaum erwarten endlich die Türschwelle zu überschreiten und endlich nach draußen zu gelangen! Nach zehn Jahren endlich wieder die Leute zu sehen und endlich wieder frei zu sein! Sie konnte es kaum fassen. "Los, beeilt euch mal ein bisschen!", rief sie, während sie mit einer Hand ihr einziges Schuhpaar anzog und sich mit der anderen an der Wand abstüzte, um nicht umzufallen.

Keine zehn Minuten später standen sie in der Winkelgasse. June juckte der Staub von dem Flohpulver immernoch in der Nase. Doch so glücklich wie heute war sie noch nie gewesen!

Remus dagegen schlurfte seiner Familie hinterher und versuchte so unauffällig wie möglich zu sein, um nicht von Schülern aus Hogwarts erkannt zu werden. Was würden sie nur zu seiner Schwester sagen! Doch wenn sie ihr auch nur einen schiefen Blick zuwarfen, wird Remus ihnen einen Fluch aufhalsen, da war er sich sicher. Obwohl er sonst immer ziemlich friedlich war und Ärger normalerweise aus dem Weg ging ... seine Schwester mochte er nicht traurig sehen.

"Oh mein Gott, das ist alles so riesig!", rief June glücklich und drehte sich einmal im Kreis, um all die Geschäfte und Menschen zu betrachten. Dabei mussten ihr einige Leute ausweichen, doch sie schien das gar nicht zu bemerken.

Mrs.Lupin lächelte nervös und zog ihre Tochter wieder näher zu sich. "Das ist es. Aber bitte bleib näher bei uns, June", bat sie und strich ihr über das hellbraune Haar. Ihr war immernoch nicht wohl bei der ganzen Sache, aber nun gut, man konnte es nichtmehr ändern.

June tat so, als hätte sie die Worte ihrer Mutter nicht gehört und lief schon zum nächsten Geschäft. Mrs.Lupin seufzte und ging ihr hinterher, Mr.Lupin und Remus folgten. "Mum, Dad? Ich seh mich mal noch ein bisschen um", sagte Remus und entfernte sich von seinen Eltern. Diese nickten abwesend und behielten ihre Tochter die ganze Zeit im Auge.

Remus schüttelte leicht den Kopf und lief in Richtung Zonko's, um seine Scherzartikel aufzufüllen. Er betrachtete gerade ein paar aufblasende Kaugummis, die deinen ganzen Körper aufbliesen, als er von einer Stimme unterbrochen wurde.

"Hey, Moony! Was machst du hier? Normalerweise kaufst du deine Sachen doch schon am ersten Ferientag ein, Alter."

Remus hob den Kopf und wurde sogleich von Sirius Black in eine Umarmung gezogen. "Hey, Tatze", grinste Remus ehrlich. "Wie geht's dir?" "Naja, seit ich bei meinen Eltern raus bin besser. Krone ist übrigens da hinten", er zeigte mit der rechten Hand in Richtung Gringotts und grinste zwinkernd, "Er hat Evans entdeckt."

Remus lachte leise und nickte wissend. James Potter war schon seit Jahren in Lily Evans verknallt, höchste Zeit, dass er sie mal ansprach. "Wo ist eigentlich-"

"Remus!"

Remus' Blick schoss zur Seite, als er unterbrochen wurde. "Remus, schau mal!", rief June und wedelte mit einer Tüte von Madame Malkins Laden herum. Sirius Augen wurden groß. "Woa, wo hast du die Schnecke denn kennengelernt. Hätte ich dir gar nicht zugetraut, Moony", fragte er anerkennend und checkte June von oben bis unten ab.

Die war inzwischen bei den Jungs angekommen und schaute zwischen ihnen hin und her. "Ehm..störe ich?", fragte sie schüchtern und ließ ihren Arm sinken. "Nein, überhaupt nicht!", rief Sirius grinsend und schaute von June zu Remus. Remus wurde rot und trat von einem Bein auf das andere.

"Äh, June? Das ist ... Sirius", stellte er seinen Freund vor und kratzte sich am Kopf. Mit einem Mal hellte sich June's Gesicht auf. "Aaah, der, der fast alle Mädchen von Hogwarts durch hat und ein richtiger Frauenheld zu sein scheint?", lachte sie und zog die Augenbrauen in die Höhe. Sirius schaute Remus gespielt böse an. "Ich bin June, Remus Schwester."

Oh nein, das hätte sie nicht sagen sollen, stöhnte Remus innerlich und schlug sich die Hand an die Stirn.

"Schw-schw-schw-...", stammelte Sirius und ihm schienen die Augen aus dem Kopf zu fallen. Sein Blick schoss zwischen seinem Freund und dem Mädchen hin und her. Sie sahen sich überhaupt nicht ähnlich. Wie konnten sie Geschwister sein?! "Ja, Tatze, Schwester", murmelte Remus und schaute ihm nicht in die Augen. "Aber schw-schw-schw- hääää?" Sirius verstand die Welt nicht mehr.

June schaute unbehaglich zu ihrem Bruder. "Warum ist er so überrascht? Hast du ihnen etwa nichts von mir erzählt?", wollte sie leise wissen und Remus zerbrach es das Herz, als er die Enttäuschung in ihrer Stimme hörte. "June...ich...", setzte er an, doch er konnte den Satz nicht zu Ende bringen. Im Hintergrund stammelte Sirius immernoch irgendwas von 'Schw-schw-schw-...' und half den beiden nicht wirklich weiter.

"Schon okay, ich geh dann wieder zu Mum und Dad", sagte June mit hängendem Kopf und drehte sich um, um zu gehen. Remus wollte sie aufhalten, doch wusste er nicht, was er sagen sollte. Also ließ er sie einfach gehen. Jetzt hatte er ein riesen Problem, da war er sich sicher. Wie sollte er das jetzt nur Sirius erklären? ("Schw-schw-schw..hää?")

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Werewolf's Sister// Rumtreiber FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt