Sechzehn

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Die folgenden Stunden bis zur Mittagspause zogen sich für June wie Kaugummi. Sich auf den Unterrichtsstoff zu konzentrieren war praktisch unmöglich, da sie es kaum abwarten konnte Remus im Krankenflügel zu besuchen. Im Sekundentakt sah sie von ihren Notizen auf ihre Armbanduhr und  in den letzten zehn Minuten Astronomie fing sie an mit dem Fuß zu wippen, bis Lily, die es schließlich nicht mehr aushielt dieses Nervenbündel neben sich zu haben, ihr auf den Fuß trat. 

"Was ist denn los mit dir?", zischte sie gereizt. Professor Viola, ihre Lehrerin für Astronomie und eine ziemlich griesgrämige Dame, die ihre besten Jahre schon hinter sich hatte, warf ihnen einen scharfen Blick zu, während sie durch die Reihen ging. Lily senkte die Stimme. "Du zappelst ja herum wie ein Zitteraal." Besorgt beäugte sie das braunhaarige Mädchen neben ihr, das vor Nervosität rote Flecken am Hals bekam.
Ertappt stoppte June das Fußwippen. "Ist es wegen Remus?", fragte Lily nun mitfühlend und June starrte sie an. Wusste sie etwa von seinem Geheimnis? Hatte James -? "Ich habe gehört, dass es ihm nicht besonders gut gehen soll. Aber glaub mir, Madame Pomfrey kriegt ihn wieder hin, egal was ihm fehlt." Augenblicklich fiel ihr ein Stein vom Herzen. Lily hatte also keine Ahnung. "Ja, ich kann es kaum abwarten nach ihm zu sehen", antwortete sie schließlich flüsternd, da sich Professor Viola ihrem Tisch näherte.
"Miss Evans, Miss Lupin, wären sie so freundlich und würden sich die letzten drei Minuten noch konzentrieren?", schnarrte diese und warf ihnen einen strengen Blick zu. "Entschuldigen Sie, Professor", sagte Lily kleinlaut. Als Professor Viola sich mit einem strengem Nicken wieder abwandte, wechselten die beiden Mädchen einen genervten Blick.

Als es schließlich zum Ende des Unterrichts und somit zum Anfang der Mittagspause klingelte, sprang June von ihrem Stuhl auf, packte ihre Sachen in Sekundenschnelle zusammen und verabschiedete sich mit einem atemlosen "Wir sehen uns beim Mittagessen!" von ihrer Freundin, die ihr nur kopfschüttelnd hinterher sah.
Auf dem Gang musste sie ihr Tempo jedoch drosseln, da er vollgestopft mit schwatzenden Schülern war, die sich auf das bevorstehende Essen freuten. "Entschuldigung - Darf ich mal? - Könnte ich kurz ...?" Mit aller Kraft versuchte sie sich durch die Menge zu drängeln, doch unglücklicherweise schwamm sie direkt gegen den Strom.

"So ein Mist", murmelte sie, als sie von einer besonders widerstandsfähigen entgegenkommenden Schülertraube gegen die harte Steinwand gepresst wurde. Hilflos stand sie nun da, umringt von ihren Mitschülern, unfähig nach vorne oder nach hinten zu laufen, sie konnte sich nicht ein mal drehen, so eng war es. Die kalte harte Steinwand drückte ihr in den Rücken. Doch plötzlich spürte sie auch etwas anderes. Etwas packte sie an den Schultern und zog sie nach hinten. In die Steinwand hinein! Es war als würde sie durch seltsam kühlen Wackelpudding gezogen werden, zuerst hielt sie ein sanfter Widerstand zurück, doch mit einem schmatzendem Geräusch drang sie schließlich hindurch. Sie hätte geschrien, wenn sie nicht vor Überraschung wie gelähmt gewesen wäre. Während sie durch den kalten Wackelpudding, die Steinwand, gezogen wurde, schien alles dunkel und nach einem weiteren schmatzendem Geräusch wurde es plötzlich wieder hell.

Abrupt drehte sie sich um, den Mund vor Überraschung die ganze Zeit geöffnet und starrte schließlich in zwei, ihr ganz und gar nicht unbekannte, Gesichter. Sirius und Peter grinsten sie breit an. Einen Moment starrte sie die beiden wie paralysiert an. Dann schüttelte sie Sirius Hände an ihren Schulter verärgert ab.

"Was - was sollte das denn?!", keuchte sie vor Wut und drehte sich um, doch hinter hier war nur eine graue Wand, deren Steine kleine eingeritzte Verzierungen trug. Hastig tastete sie die Wand ab. Kalt, hart und stabil. Eine normale Wand. "Wie-" Sie wandte sich wieder um. Die beiden grinsten noch immer. "Wir leben in einer Welt der Magie, schon vergessen?", meinte Sirius amüsiert. Wütend fing sie an auf ihn einzutrommeln. "Wisst ihr eigentlich, wie sehr ihr mich erschreckt habt? Ich hab fast einen Herzinfarkt bekommen! Ich schwöre euch wenn ihr nochmal so etwas abzieht, dann -" "Beruhige dich!", lachte Sirius und hielt schließlich ihre Hände fest. "Wir haben gesehen, dass du ein paar Schwierigkeiten damit hattest, dich durchzukämpfen", erklärte nun Peter, der jedoch, im Gegensatz zu Sirius, eine entschuldigende Miene machte, da er vermutlich bemerkt hatte, wie sehr sie Remus Schwester überrascht hatten. Noch immer sauer, riss June sich aus Sirius Griff. "Ihr habt mich durch die Wand gesehen?" Ungläubig sah sie zwischen den beiden hin und her. "Das ist doch unmöglich!"

"Nichts ist unmöglich, sobald man das nötige Talent dafür besitzt, kleine Lupin", schmunzelte Sirius und zwinkerte. Er schien sehr zufrieden mit seinem Werk und June bemerkte, wie er beiläufig etwas in seinen Umgang stopfte. "Was ist das?", fragte sie sofort. Sie war noch immer etwas verärgert, doch ihr klopfendes Herz hatte sich bei Sirius dummen Grinsen wieder beruhigt. "Was?", meinte dieser und tat so, als wüsste er nicht wovon sie sprach. "Na, das was du gerade so unauffällig wie möglich in deinen Umgang gesteckt hast." Sirius zuckte mit den Achseln. "Nur ein Stück Pergament, nichts Wichtiges. Komm, Moony versauert da hinten ja schon." Erst jetzt bemerkte June, dass sie nur eine Ecke vom Krankenflügel entfernt waren.
Dies lenkte sie schließlich wieder ab. Eilig lief sie voran, sodass sie nicht bemerkte, wie sich die beiden Rumtreiber einen bedeutsamen Blick zuwarfen.

Madame Pomfrey, die Krankenschwester und eine kleine, fülligere Frau mit angegrautem Haar und wachsamen Augen, empfing sie mit einem wissenden Blick. Kurz nachdem die drei das Krankenzimmer betreten hatten und ohne, dass sie etwas sagen mussten, wies sie auf das hinterste Bett, das mit dunklen Vorhängen zugezogen war und sagte: "Er liegt dort hinten. Ich habe ihm etwas gegen seine Schmerzen gegeben und die Verletzungen sollten in wenigen Stunden verheilen." "Verletzungen? Was für Verletzungen?" Geschockt starrte June die Frau an, doch Madame Pomfrey ignorierte ihre Frage und sprach weiter. "Aber dennoch braucht er viel Ruhe und-" "Jaja, dasselbe wie immer. Wir sind doch nicht zum ersten Mal hier", unterbrach Sirius sie unhöflich und Madame Pomfrey stützte beleidigt die Hände in die Hüften. "Vorsicht, Junge. Vergiss nicht, wer hier der Schlüssel zur vollständigen Genesung ist und denk darüber nach, ob du tatsächlich in diesem Ton mit ihm reden solltest", knurrte sie warnend. Obwohl sie so eine kleine Frau war, wirkte sie auf June sehr bedrohlich und sie wusste sofort, dass sie einem heiden Respekt vor ihr hatte. Mit ihr wollte sie es sich ganz sicher nicht verscherzen. Auf Sirius schien sie wohl dieselbe Wirkung zu haben, denn er senkte ein wenig beschämt den Blick und murmelte eine Entschuldigung. Madame Pomfrey nickte kurz mit einem zufriedenen "Hmpf" und ging schließlich in ihr Büro zur rechten Seite.

Sirius blickte ihr noch etwas missmutig hinterher, doch als er von June in den Rücken gestubst wurde, wandte er sich ab und die Drei näherten sich dem verborgenen Bett. "Remus?", fragte June sachte und blieb vor dem Vorhang stehen. Einen kurzen Moment hört man nichts. Dann stöhnte jemand leise, etwas raschelte und Bettfedern qietschten, als würde sich jemand aufsetzen. Der Vorhang zitterte leicht. "Hey, June", hörte man Remus heisere und kratzige Stimme, er hörte sich sehr schwach und erschöpft an. June streckte die Hand nach dem Stück Stoff, das sie von ihrem Bruder trennte, aus und machte sich auf das Schlimmste gefasst.

*

Guten Abend, ihr Lieben. Ich wollte mich hier nur auch nochmal melden und euch ganz viel Kraft und Geduld für die nächste Zeit wünschen, da die Welt ja gerade ein bisschen in einer Krise steckt. Aber lasst euch davon nicht unterkriegen und beunruhigen, achtet auf eure Hygiene, wascht euch immer gründlich die Hände und genießt ansonsten die schulfreie Zeit ;)
Hoffentlich bleibt ihr und eure Lieben gesund und munter.

Was macht ihr denn den ganzen Tag so in dieser Zeit? Würde mich wirklich interessieren, da mir meistens sterbenslangweilig ist und vielleicht habt ihr ja Tipps für mich, damit ich nicht vollständig verrotte :D

Alles, alles Liebe

~ bibliobubi

Werewolf's Sister// Rumtreiber FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt